Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

46 durch eine Freiheit, d.h. ein Privileg, das ihr gestattete „von jedem Centen Cloben zwey, von einem Wagen mit Kaufmannschaft ½ Pfund Pfenning, von 1000 Messern 4 Pfenning und von jedem Stuck rupffern Tuch 1 Pfenning Maut zu nehmen“.1 Im folgenden Jahre erhöhte der Kaiser die Maut auf 1000 Messer um 2 d. 2 Dazu gab noch jeder vermögende Mann von 100 pf d, 5-6 kr wöchentlich und jeder arme Handwerker 8 d wöchentlich.3 Daraufhin wurde nach Preuenhuber die Stadt, Steyr- und Ennsdorf nach Angaben des zu diesem Zwecke nach Steyr entsandten kaiserlichen Baumeisters Martin Felsser mit Mauern, Gräben und Türmen befestigt, wobei „nach der Herrschaft Steyer sowohl derer Closter und Herrn Unterthanen inner drey Meilen Weges um die Stadt gesessen, mit Zufuhr und Robath helfen müssen“.4 Konkret haben wir uns unter diesen Angaben folgende Teile der später im Prinzip bis zum Abbruch unverändert gebliebenen Befestigung vorzustellen: 1. Ennstor (siehe H. 173) 2. Eine Bastei an der Stelle des Neutor, die 1522 abbrannte. 3. Zusammenschluss mit der alten Kirchenbefestigung, die man noch im Zwinger neben dem Innerberger Stadel sehen kann. Sie zeugt mit ihren in 2 Etappen angelegten Schießscharten und den Zinnen von einer bereits fortgeschrittenen Kriegsbaukunst. 4. Runder Pulverturm, der später zum Haus Bindergasse 6 umgebaut wurde. (siehe H. 1) 5. St. Gilgentor (siehe H. 27) 6. 9 m hohe Verteidigungsmauer vom Pfarrtor bis zum Schloss, die am Fuß 1,70 m stark ist. Ein Stück des alten Wehrganges noch über dem Dammtor ist zu sehen. (siehe H. 40) Vor dieser Mauer eine niedere 1,70 m hohe Mauer, die den Zwingereinschloss, der noch beim „Deutschen Haus“ (H. 34) sichtbar ist. 7. Turm hinter der Bergschule auf der Promenade. Aus diesem Rahmen fällt das Neutor heraus, das nach dem Hochwasser von 1572 neu errichtet wurde. (siehe H. 117) Welche Bewandtnis es mit der gesonderten Kirchenbefestigung hat, die Berndt annimmt, lässt sich nicht leicht sagen. Auf allen Stadtansichten schließt der Friedhof mit einer festen Mauer gegen den Grünmarkt ab; die Mauer vom Befestigungsturm dem Hunds-Graben entlang ist noch erhalten, der Anschluss an die sicherlich aus spätere Zeit stammende Teil der Stadtbefestigung ist noch im Zwinger des Innerberger Stadels zu sehen. Das Pfarrtor ist seit 1467 erwähnt; am stichhältigsten hält Berndt den Vergleich der Schießscharten der Häuser 32, 33 und 38. Die der beiden ersteren Häuser weisen seiner Meinung nach eine Profilierung auf, die auf eine wesentlich ältere Herkunft deutet, als jene des H. 38. Für unmöglich halte ich das Bestehen einer anfänglich gesonderten Kirchenbefestigung nicht, besonders wenn wir berücksichtigen, dass die erste (romanische) Kirche zu einer Zeit errichtet wurde, als die Stadt sich noch nicht bis zum Reichenschwaller Graben vorgeschoben hatte. Die noch erhaltenen Teile der Stadtbefestigung sind nicht mehr allzu zahlreich. Nur eine Seite der Befestigung, die südliche, ist fast ganz dem Brecheisen, das vor einem Jahrhundert das Bild aller Städte so einschneidend veränderte, entgangen; sie allein konnte es, denn kein breiter Verkehrsstrom musste sich durch ihre Engpässe zwängen, kein großes Gebäude war durch sie in seiner Ausdehnung behindert. Das Neutor blieb nun ganz seiner Aufgabe als Wasserschutztor hingegeben; dort, wo die Gärten des Innerberger Stadels und des Pfarrhofes ziemlich jählings gegen den „Graben“ die Bindergasse zu abfallen, zieht sich die Mauer bis zum alten Befestigungsturm. Der Pulverturm wurde abgetragen und unter Benützung der Grundmauer das Haus Bindergasse 6 errichtet. Die Ennsringmauer im Osten der Stadt wurde in den 50er Jahren des 19. Jhdts. abgebrochen. Und wo einst ein tiefer, breiter Graben die Stadt gegen Westen schützte, ladet heute eine freundliche Promenade zum Wandeln unter den Nachfolgern der ersten aus dem Schloss Windhaag stammenden 1 Preuenhuber, S. 131 f. 2 Preuenhuber, S. 131 f. 3 Preuenhuber, S. 134 f. 4 Preuenhuber, S. 131 f.

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