Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

2Weinstabl Josef, August, Leopold, Apurg, Katharina, Gaffl Anton 21 Kinder 5600 fl 1846—1865 Kemetmüller Franz u. Franziska 22 1865—1872 Landsiedl Anton u. Maria 23 Kauf 10000 fl 1872 Weinhändler Im Jahre 1472 durch die Stadt selbst von Krems nach Steyr berufen errichteten die Dominikaner in den folgenden Jahren Kloster und Kirche. Die Platzwahl am Ende des Stadtplatzes scheint mir nicht ganz zufällig zu sein. Abgesehen davon, dass die Bettelorden im allgemeinen sich nicht in stille Nebengassen zurückzogen, sondern inmitten ihres Wirkungskreises ihre Klöster zu errichten trachteten, (nach Krautheimer ist die Lage an oder unmittelbar vor den Stadtmauern für sie kennzeichnend), 24 ist es auffällig, dass auf dem ganzen breiten Raum den hernach Kloster und Kirche einnahmen, einzig und allein das Losensteinerhaus stand. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass zu dieser Zeit noch die Häuserfront geschlossen am Standplatz, sich am Grünmarkt stark auflockerte. Erst zu Beginn des 16. Jh. oder Ende d. 15. Jh. werden sich die Lücken geschlossen haben, zumindest was die Vorderhäuser betrifft, sodass wir im StB 1543 bereits den heutigen Häuserstand erreicht finden. Die Gründung stand unter keinem guten Stern: Zuerst angefeindet vom Abt Berthold I. von Garsten (1461-1473), der sich in seinem Wirkungs- und wahrscheinlich auch Einnahmenbereich geschmälert sah, siegten die Dominikaner im Streit um die geistliche Jurisdiktion in Rom und Papst Sixtus IV. legte dem Abt Benedikt I. von Garsten (1473-1488) und seinem Konvent ewiges Stillschweigen auf. 25 Als sich dann der Orden gerade gut eingelebt hatte und, wo der Stadtpfarrer versagte, ein Damm gegen die hereinbrechenden Fluten des neuen Glaubens sein sollte, gerade zu Beginn der Zerreißung des Glaubenseinheit legte der große Steyrer Stadtbrand des Jahres 1522 auch das Dominikanerkloster in Schutt und Asche. Das Haus selbst konnte sich zwar wieder erheben, blieb aber geschwächt und sah sich durch die Glaubensspaltung in den Voraussetzungen seines Bestandes bedroht, denn das Almosensammeln war abgekommen und der Orden selbst konnte sich für den Wiederaufbau nicht kräftig einsetzen. Eine Zeitlang hielten sich die Brüder durch Verkäufe über Wasser. 1543 scheint die Not sehr groß gewesen zu sein und bald darauf dürften sie Steyr verlassen haben. Ferdinand I. übergab die Ruinen des Klosters 1559 der Stadt. Schon die Gründung des Dominikanerklosters als solche gibt Zeugnis für das rege Interesse am religiösen Volksunterricht und an der Predigt. Als 1520 Bruder Patricius seine aufsehenerregenden Fastenpredigten in der Stadtpfarrkirche hielt, traten ihm die Predigermönche in der Dominikanerkirche auf offener Kanzel entgegen. Die Prediger waren über die Zeitfragen so uneins, dass die „Zerrüttlichkeit der Predigt“ allgemein auffiel, wodurch das Eindringen der lutherischen Lehre nur gefördert wurde.26 So brachten äußeres Missgeschick und innere Abdörrung die so verheißungsvoll begonnene Gründung in kurzer Zeit zur Strecke. 27 Erst in der Gegenreformation konnten die Dominikaner das aufgegebene Terrain wieder zurückgewinnen, freilich nur unter dem Schutze einer aus der Schlacht am weißen Berg siegreich hervorgegangenen kaiserlichen Autorität. Die heutige Gestalt des Traktes am Ennskai mit seinen hohen Bogenfenstern datiert aus dem Jahre 1575. Damals wurde die Lateinschule, deren Gebäude vom Hochwasser des Jahres 1572 weggeschwemmt worden war, (die Schüler hatten sich im letzten Augenblick noch in Sicherheit bringen können) wieder auf feierliche Weise installiert, wozu Herr Magister Mauritius seiner Muse ein langes Gedicht entlockt hatte. Der sehr tiefe Keller des Hauses geht sicherlich noch auf das alte Dominikanerkloster zurück, während die Stuckdecke des Refektoriums, das das ganze Erdgeschoß einnimmt, aus der Zeit der Rückkehr in der Gegenreformation entstammt. Leider halben die auf Blech gemalten Deckengemälde durch die Verwendung des Raumes als Magazin und Werkstatt so stark gelitten, dass ihr Sujet unkenntlich geworden ist. Am Vordertrakt, der heutigen Post (im Hof), hat Josef Weinstabl eine Inschrift anbringen lassen, die die Baugeschichte des Klosters in ein paar Strichen skizziert: „Ursprünglich erbaut 1472— Abgebrannt 1522 — neu erbaut 1559 — Durch die Wassergüss einen Teil hinweggerissen 1572 — Hergestellt 1575 — Dieser Trakt erbaut 1648 — Verbessert 1820 - Josef Weinstabl.“

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