Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

Hausgärtl GP 213 u. 214. 25 Die rad. Tuch-, Seiden-, Spezerei- und Materialhandlungsgerechtigkeit wurde zufolge Gesuch des Eduard Mayr v. 16.7.1875 gelöscht. Das Haus trägt eine jener seltenen Scheinfassaden zur Schau, die auch seitlich das hohe Giebeldach vollkommen verdecken. Das Gotische des H. ist aber noch anderwärtig im Gewände des Hauseingangs und in den Kranzbögen des vorkragenden 1. Stockes sichtbar. Die. Mitte dieses breiten 5-achsigen Hauses wird betont durch einen alle Stockwerke durchlaufenden Erker, der im 1. Stock die Adelswappen der Familien Winterl und Schoiber von Engelstain trägt. Hohen Kunstsinn des Auftraggebers und besonderes Können und erlesenen Geschmack des Baumeisters bezeugen die reichen Stuckverzierungen, die, vor allem die Fenstergewände mit schönstem figuralem Schmuck umgebend, bis an die oberste Dachline laufen. Künstlerisch besonders wertvoll sind die 5 Hochreliefs oberhalb der Fenster des 2. Stockes in denen die 5. Sinne durch baldachin-überschattete Engelsgestalten dargestellt werden. 1. links (für den Beschauer) Der Geruch: Der Engel macht ein schier verklärtes Gesicht, denn er ergötzt sich an dem seltenen Duft, welcher der verzierten Ambraschale entströmt, die er in der Linken hält. 2. Der Geschmack: Her Engel hält eine große Weintraube in den Händen. 3. Das Gehör: Man vermeint fast die zärtlichen Klänge der Laute zu hören, die der Engel, selbst lauschend, dem Instrument entlockt. 4. Das Gesicht: Die nackte Engelsfigur scheint, mit seinem Anblick im Spiegelchen in der Linken recht zufrieden zu sein. 5. Das Gefühl: Der Engel wehrt mit beiden Händen eine Schlange ab, die ihn gerade beißen will. Die Mienen verraten feste Zuversicht das Schreckliche zu verhindern. Den Giebel krönt das Relief „Der gute Hirte“. 26 Das Haus hat durch die Bombardierung vom Feb. 1944 erheblich gelitten, es wurde jedoch höchst anerkennenswerterweise wieder nach dem alten Vorbild restauriert, nur die beiden Sinne 4 u. 5 fehlen noch. 1727 abgebrannt. 1 Preuenhuber, S 90 u. 96: Stadtrichter zu Steyr 1423-1459 u. 1445 war Merth Schmidinger, „dem hat die Mühl im Voglsang und das jetzo Guetbrodtische Hauß in der Stadt zugehört“. 2 Erbschaftssachen, Teillibell v. 11.1445. Erhart Smidinger, Soh des Mert, bekommt das Haus „... zwischen Fridreichen, des Truenten vnd Hannsen des Hasyber, weilent Erharten des Hasyber sun baider hewser gelegen“. 3 Test. v. 14.3.1522. Hanns Pranntstetter jun. und Margarethe Meckhnizerin, Kinder des Hanns Prantstetter sen. bekommen von den Gütern, die von ihrer Mutter Margaretha Truentin herrühren, das „Schmidinger haws in der Stat zwischen des Michael Kernstocks vnd Jheronimus Zuvernumb heuser“ ungeteilt. 4 Ebda. 5 Siehe H. 74, Anm. 2. 6 StB 1545, Bl. 8'. 7 StB 1567, Bl. 10'. — StB 1598, Bl. 16. — Preuenhuber, S. 232, 233 u. 239. — Pantz, Gewerken, S. 95 u. 96. Die Guetprot gehörten au den vornehmsten und reichsten Geschlechtern, die im 15. Jh. in der Stadt saßen. Sie kamen mit Lorenz Guetprot, einem äußerst fähigen und unternehmenden Handelsherrn um die Wende des 15. u. 16 Jh. hoch. Von bescheidenen Anfängen schlang er sich binnen 8 Jahren , wie es in der Beschwerdeschrift der Handwerker anlässlich der Streitigkeiten um die Ratswahl des Jahres 1506 heißt („vor 8 Jahren noch ein armer Diener), zum Beherrscher des Messerhandels der Stadt auf. Dass er diese Monopolstellung nicht gerade zum Segen der Handwerker ausnützte, kann man sich vorstellen, doch wies der Rat in der Erwiderung auf jene Anklageschrift (die sich auch noch gegen andere reiche Patriziergeschlechter der Stadt richtete) darauf hin, dass ohne seinen Unternehmungsgeist viele Messer- und Klingenschmiede keinen Verdienst gehabt hätten. 1. HF Vrsula geb. Pranauerin, gest. 8.7.1508, 2. geheiratet 1515 Barbara, Tochter des Hans Prandstetter und der Margaretha geb. Traindtin. Von seinen Söhnen Wolf und Sigmund übernahm erstere den Handel nach Venedig, wo seine Söhne Wolf (gest. 1629) und Achaz die Zweigniederlassung leiteten. Aber das Geschäft in Steyr ging bergab. Lorenz, der jüngste Sohn des Wolf, er hatte 1615 als Ratsbg. bei seiner Vermählung mit Lukrezia Dirnbergerin den Hochzeitstanz im Rathaus gehalten, schon 1625 ersuchte er um Aufnahme, ins Armenhaus an und ist wahrscheinlich 1628 gest. Das Guetbrotische Haus übernahmen seine Brüder in Venedig; schon 1658 stand Achaz wegen des Verkaufes mit dem Rat in Verhandlung. — Wussin, Grabdenkmale Nr. 57: Grabstein des „Lavrenz Gvetprot“ gest. 28.2.1527 und seiner beiden Hausfrauen. Seine Hausmarke auf einem Schild; Nr. 64 Grabstein der Vrsula Prannauerin. — Harter, Bilder aus OÖ. Nr. 14: Lorenz G. ist der Stifter des herrlichen Reliefs „Maria End“ in der Nordkappelle der Stadtpfarrkirche (siehe da).

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