Ingeborg Krenn - Häuserchronik der Altstadt Steyr

1 Abschnitt A. Einführung Kapitel I: Zweck der Arbeit Was hat man sich nun eigentlich unter einer „Häuserchronik“ vorzustellen, was kann man davon erwarten, was ist sie im Stande zu bieten? Das Thema wurde schon für die verschiedensten Städte Österreichs, besonders seit Beginn unseres Jahrhunderts, in Angriff genommen, doch gehen die Ansichten über die Aufgaben einer Häuserchronik ziemlich weit auseinander, was sich schon allein im Titel dieser stadtgeschichtlichen Werke ausdrückt: Krackowizer, Kreczi, Martin und Schimmer nennen ihr Werk: „Häuserchronik“, LuschinEbengreuth und Wagner: „Gassen- und Häuserbuch“, Rupertsberger: „Einst und jetzt“, Loehr: „Häusergeschichte“. Allen gemeinsam ist das Bestreben, ein möglichst vollständiges „Grundbuch in jedermanns Hand“, meist nur für die Häuser der Altstadt bis in die ältesten Zeiten zu bieten. Wie weit aber die teils schematischen, teils fortlauferden Darstellungen von einem Rankenwerk bau-, familien-, wirtschafts-, kunst-, oder kriegsgeschichtlicher oder politischer Bemerkungen umrahmt wird, ist recht verschieden. Ich habe mich zwar auch für die schematische Darstellungsform entschlossen, obwohl sie gewisse Mängel aufweist, z.B. eine gewisse Starrheit der reichen Vielfalt des Lebens gegenüber, eine gewisse Monotonie, doch glaubte ich diese Mängel in Kauf nehmen zu müssen, zugunsten einer bei weitem größeren Übersichtlichkeit und damit leichteren Benützbarkeit. Meine Häuserchronik will also auch in erster Linie ein Grundbuch bis in die ältesten Zeiten sein. Von einem Grundbuch kann man erwarten: Die Reihe der Hausbesitzer, den Zeitpunkt der Besitzveränderungen, Besitztitel, Beruf der Hausbesitzer, radizierte Gewerbe, Hausdienste, Hauswert, baugeschichtliche Hinweise, Nummerierung. Die beiden Listen am Schluss, das Personen- und das Gassen- und Plätzeverzeichnis, ermöglichen die Verwertung der Chronik als Familiengeschichtliches Nachschlagebuch, vor allem für die oberösterreichische und steyrische Familienforschung, denn der Wohnsitz, der reichen Eisenverleger und -händler war vorzugsweise die Altstadt (und Innersteyrdorf). Andererseits wird die Häuserchronik wegen des reichen vielfältigen Materials, das in ihr verarbeitet ist, sich selbst wieder vorzüglich als quellenmäßige Unterlage für eine Bau-, Kunst-, Rechts-, oder Wirtschaftsgeschichte der Stadt (lauter Gebiete, die der Bearbeitung noch offenstehen) eignen. Damit scheint auch eine hinreichende Rechtfertigung für die sehr zahlreichen Anmerkungen gegeben. Außer diesen drei Aufgaben die der dritte Abschnitt dieser Arbeit zu lösen versuchte, habe ich im zweiten Abschnitt bereits meine eigenen Forschungsergebnisse, die Chronik, zum Gegenstand einer weiteren Bearbeitung gemacht, indem ich die Häufigkeit des Besitzwechsels, ihre allgemeinen Ursachen, die Arten der Erwerbung das Verbleiben eines Hauses in einer Familie u. dgl. näher untersuchte. Durch das Hineinstellen der Chronik in den größeren Rahmen der Steyrer Gesamtgeschichte habe ich weiters versucht, selbst auch bereits Grundzüge der Bau- Wirtschafts- und Kunstgeschichte zu gewinnen. Der Zweck meiner Arbeit wäre dann erreicht, wenn es mir gelungen wäre, jene Vorarbeiten geleistet, Grundlagen geliefert zu haben, die für eine wissenschaftliche Stadtgeschichte unerlässlich sind. Kapitel II: Begrenzung 1. Räumliche Begrenzung „Altstadt“ bedeutet in jeder Stadt der Teil, für den ursprünglich die Bezeichnung „Stadt“ mit ihrem ganzen gewichtigen Inhalt galt, noch bevor die Vororte nach und nach in das Stadtgebiet einbezogen wurden. In Steyr versteht man demgemäß unter „Altstadt“ nur den heutigen Bezirk „Innere Stadt“, das Gebiet, das von der Enns, Steyr, Promenade, dem Bindergässchen und der Zieglergasse umschlossen wird. Eine Erinnerung an die alleinige Geltung des Begriffes „Stadt“ für diesen Teil der jetzigen großen Stadt Steyr liegt sicher noch in dem Ausdruck: „Ich gehe in die Stadt“, den alle nicht in der Altstadt wohnenden Steyrer dafür verwenden, wenn sie sagen wollen, dass sie diese aufsuchen.

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