Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

50 vorne ein fein ausgeführtes Stilleben von §ässern, Eimern, Besen, Töpfen und Flaschen; links guckt die Wirtin, höhnisch lächelnd bei der Türe heraus, rechts ein Liebespaar und ein Betrunkener am Wegweiser. Die derben, gedrungenen Gestalten der Bauern mit den großen Köpfen, die bunte Farbengebung, besonders bei den Kappen und Hüten, geben ein eindruckvolles realistisches Bild, das man immer wieder mit Freude betrachtet. Dortrefflich erhalten ist die „Büßende Magdalena“ (116) von Cornelis Poelenburg aus Utrecht (1586—1660), der künstlerisch so durchgebildet war, daß es schwer wurde, seine viel bewunderten Bilder nachzuahmen. Die lichte, weiße Frauengestalt, die mit zer¬ knirschtem Ausdruck vor dem Kruzifix sitzt, hebt sich wunderbar von dem düsteren Hintergrunde ab. Ebenso wertvoll ist 136 „Bettelknabe mit einem Hund im Schoß“ von dem Leydener Gesellschaftsmaler Gerard Terborch (1617—1681); dieses Bild wurde 1871 im Atelier 5. Huber in Augsburg restauriert. Das sehr ansprechende große Bild des heil. Dapstes und Mar¬ tyrers Alexander, 119, ist von Karl Remp mit der Jahreszahl 1712 signiert. Darunter, 111, das Epitaphium des Jakob Endl, der als Bürgermeister 1517 in Dassau gestorben ist. Links von dem Widmungs¬ altar knien die männlichen Mitglieder der Familie, rechts zwei Frauen und drei Mädchen; in der Mitte das Wappen des Bürgermeisters mit dem Steinbock. Das Bild ist ein Werk des Wolf Huber, eines be¬ kannten Dertreters des Donaustiles der altdeutschen Schule (+ 1553). Auch die gegenüberliegende Ecke enthält zwei große, bedeutende Gemälde; 90 eine prachtvolle Kreuztragung aus der Werkstätte oder Schule des van Dyck. Daß dieser von Rubens beeinflußter Meister einer der größten Portraitisten war, erkennt man an dem ernsten, durch das Leiden entstellten, aber doch göttlichem Antlitze des Heilandes, wie an dem tiefbekümmerten Ausdruck seiner jungfräulichen Mutter. Auch das abgewogene harmonische Kolorit, die prachtvolle Ausarbeitung der Muskelpartien des sehnigen Kriegers zeigt die ge¬ wandte Meisterhand. Auch der Schöpfer des darunter hängenden Bildes „Susanna mit den beiden Alten“ Erasmus Quellinus (1607¬ 1678) wurzelt in Rubens; der zierliche Blumengarten mit dem Pfau, die feine Darstellung der Architektur um die Brunneneinfassung zeigt die innige Verschmelzung niederländischer Kleinkunst mit den Formen der Renaissance. Auf der gegenüberliegenden Längswand betrachten wir zuerst die vier großen Bilder: 125 „Anbetung der heiligen drei Könige“, 132 „Christi Himmelfahrt“, 80 „Der heilige Michael stürzt Luzifer in den Abgrund“, 84 „Das letzte Abendmahl“; diese vier Gemälde aus der altdeutschen Schule gehören einer Gruppe von Bildern an, die von dem bayrischen Kirchenmaler Georg Scheible aus Weilheim zum

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