Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

46 römischen Geschichte finden sich vor. Recht gut vertreten durch einige tüchtige Bildnisse großer Meister ist die Porträtmalerei, wie auch die Genremalerei durch reizende Sittenbilder und ländliche Szenen besonders der niederländischen Meister. Die allmähliche Entwicklung der Landschaftsmalerei können wir in unserer Galerie direkt verfolgen von den ersten Anfängen der Hintergründe bei den altdeutschen Bildern und den sonderbaren, bläu¬ lichen Landschaften eines Poussin und Claude Lorrain, welche die ganze Stimmung des dargestellten Stückes Naturleben in uns wiederklingen lassen. Ebenso sind vorzügliche Stücke auf dem Gebiete der Blumenmalerei und des Stillebens vorhanden. I. Saal. (o. = oben, u. = unten, r. = rechts, l. = links.) Der erste Saal der Galerie, welcher 59 Bilder, darunter 33 mit religiösen Darstellungen enthält, zeigt uns in 15 hervorragenden Gemälden die Kunst niederländischer Meister, in zehn schönen Proben älterer deutscher Meister, während etwa die Hälfte der Ver¬ treter der Barockzeit angehören. Hier sei gleich auch bemerkt, daß die Aufstellung und Einordnung der Gemälde wegen der Beschränktheit der Räume weder nach Schulen noch nach der Seitfolge geschehen konnte, sondern mehr auf die Größenverhältnisse und den leider spär¬ lichen Lichteinfall durch die Seitenfenster Rücksicht nehmen mußte; doch ergibt sich aus dem Umstand, daß bei uns ein Barockbild neben einem alten Niederländer hängt, die Möglichkeit einer unmittelbaren Vergleichung und der Kontrast der Stilrichtungen tritt, wie gleich hier im ersten Saal, um so schärfer hervor. Die lange Reihe von Frauengestalten (Nr. 92—102) an der Ein¬ gangswand, wozu noch ein Bild des nächsten Saales gehört, stellen die zwölf Sibyllen dar, welche der Barockmaler Antonio Galli¬ ardi auf Bestellung des Abtes Erenbert Schrevogl 1689 hier ausführte. Nr. 92, Die phrygische Sibylle als Matrone mit männ¬ lichen Sügen; 93, Die kimmerische Sibylle aus der taurischen Halbinsel (Krim); 94, Die greise Phyto aus Samos; 95, Die euro¬ päische Sibylle gleicht einer Kaiserin der Barockzeit aus dem Hause Habsburg; 96, Die berühmte Cumana in jugendlicher Frische, welche dem Heneas seine Schicksale prophezeite; 97, Die persische Sambethe mit dem Bilde der Madonna; 98, Die Albunea von Tibur, welche dem Kaiser Augustus die Ankunft Christi prophezeite; 99, Die libysche Sibylle Elissa mit goldenen Gefäßen; 100, Die älteste der Sibyllen von Delphi; 101, Herophile, die erythräische, welche den Unter¬ gang Trojas prophezeite; 102, Die ägyptische Sibylle als Mohrin 55 (im nächsten Saal zwischen den §enstern I.), Die jugendliche Ge¬ stalt der Hellespontica.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2