Werner Konstantin - Kremsmünster in Wort und Bild

22 der lateinischen Fassung findet: „Porta pateus esto — nulli claudatur honesto. Doch bevor wir eintreten, lenkt das Sprudeln einer frischen Quelle unsere Aufmerksamkeit auf ein Muschelbecken mit einem Wasser¬ speienden Kann links vom Tore mit der Jahreszahl 1722; in der Bogenlaibung ergötzt uns die von echt barocken, gemütlichen Geist Wein better“; wir wollen es der Seit erfüllte Inschrift: „Guett watter — aber modernen Antialkoholikern, die etwa daran Anstoß nehmen, nicht verwehren, die Worte in vertikaler Richtung zu lesen. In der Mitte des freien Platzes vor dem Tore befindet sich eine mit Ketten abgegrenzte Laterne, von wo aus die Hauptstraßen nach Linz, Wels, Lambach, Steyr und Kirchdorf radial auseinanderlaufen. Rechts davon stand in alten Seiten eine mächtige Linde und der steinerne Pranger oder Schandpfahl, dessen steinere Basis man heute noch etwas weiter unten im Pflaster der Straße erkennt; hier wurden Delinquenten, die sich wegen Diebstahl, Streitsucht, Raufhändel usw. vergangen hatten, am Fuße oder oft auch mit dem halseisen angefesselt und öffentlich zur Strafe ausgestellt. Rechts vom Tore befand sich von 160501700 ein prächtiger Fischbehälter, den Abt Alexander a Lacu mit Arkaden von echtem Renaissance= Charakter aufführen ließ und den man auf alten Kupfer¬ stichen der Seit noch deutlich erkennt. Früher stand hier das alte Schulmeisterhaus, welches bereits 1591 abgebrochen wurde, worauf man die Schule in das Rathaus des Marktes verlegte. Am Abhange der gegenüberliegenden „Nußleiten“ befinden sich in einem ausgemauerten Gewölbe die äußerst ergiebigen Quellen, welche durch acht Hauptröhren das ganze Stift seit Jahrhunderten reichlich mit dem besten Quellwasser versorgen. Die lateinische Inschrift des Einganges besagt, das Abt Augustin Resthuber 1862 die Haupt¬ Leitung neu herstellen ließ. Durch das Torgebäude, das innen in drei Bögen ausmündet die mit den Statuen des hl. Josef und des hl. Florian geschmückt sind, treten wir nun in den sogenannten Einfahrtshof, der von den beiden stattlichen Wirtschaftsgebäuden umrahmt ist und von dem tatkräftigen Abte Alexander Il. Straßer vor ungefähr 200 Jahren vollendet wurde Hier befindet sich rechts die elektrisch eingerichtete Wäscherei, die Binder¬ werkstätte, die Klosterschmiede, die Tischlerei und der Weinkeller; links erhebt sich neben dem Fischbehälter der eigentliche Wirtschaftshof, der 1717 errichtet und nach einem Brande im Jahre 1866 neu aufgebaut wurde. Dieses Gebäucke, das ganz nach dem Muster der hiesigen großen Bauernhöfe als Dierkanter mit dem Düngerhaufen in der Mitte ange¬ legt ist, hat einen langen, gewölbten Stall für das schöne Simmentaler und Dinzgauer Rassenvieh, ferner Stallungen für die Okonomiepferde, die Schweine und das Geflügel. Am Südende, wo sich der lange Wasser¬

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