Nachruf auf August Hermann Kotschy - evangel. Pfarrer in Steyr 1889-1890

— 5 — stande durch seines „Hauses Ehre“ und sein Kind ihm erblühte. In dem gastlichen Pfarrhause war nicht bloß Nahestehenden wohl, sondern auch Fremde fühlten bald: Hier ist gut sein. An den Ufern des lieblichen Attersees wirkte er fast 25 Jahre lang mit allem Ernst und Eifer, um das innere und äußere Wohl der Gemeinde zu fördern. Ihr widmete er seine beste Kraft, mit ihr war er in erster Liebe ver¬ bunden. Als der Ruf hieher an ihn erging, war gerade diese Liebe mitbestimmend bei dem schweren Entschluß, von seiner Gemeinde zu scheiden, und offenbarte sich als zarte Rück¬ sicht auf sie, indem er klar erwog, daß in späteren Jahren seine körperlichen Kräfte nicht mehr ausreichen würden zu den erforderlichen Gängen, um den Einzelnen der weit zer¬ streuten Gemeinde in gewohnter Weise seelsorgerlich zu dienen. Mit vollster Liebe aber umfaßte er auch seine neue Gemeinde. Mit großer Freudigkeit trat er hier sein Amt an, wo sich seinem Herzensdrange gemäß so reiche Gelegen¬ heit bot, in der ehemaligen oberösterreichischen Vorburg des Evangeliums das Zerstreute zu sammeln und das Vorhandene zu erbauen auf dem Einen gelegten Grunde. So hat er auch hier mit Lust und Liebe rastlos gearbeitet bis zum Feierabende. Ueber den engeren Kreis einer Gemeinde hinaus richtete er auch seinen Blick auf das Allgemeine; er sah da die mancherlei Schäden und das Elend in weiteren Kreisen und fühlte sich gedrungen, in Wort und Schrift eifrig theilzu¬ nehmen an dem Rettungswerke der inneren Mission. Für alles, was die Kirche und das Reich Gottes betraf, hatte er das regste Interesse. Wie er sich freute mit den Fröhlichen, so weinte er auch mit den Weinenden und trösteten gerne aus dem reichen Schatze des göttlichen Wortes. Hatte er doch selbst viel Schmerzliches in seinem Leben erfahren. Schon frühe trat der Ernst des Lebens an ihn heran. Ein vortrefflicher Schwager, ein lieber Bruder, der theure Vater und meh¬ rere erwachsene Schwestern wurden bald nacheinander durch den Tod hinweggerissen. Zeiten schwerer Prüfung kamen über ihn, und an allerlei Kreuz und Trübsal zur Uebung in der Nachfolge Jesu Christi fehlte es ihm nicht; aber die Anfechtung lehrte ihn aufs Wort merken und trieb ihn recht zum Gebete. Da wurde ihm auch die Kraft gegeben, das Kreuz zu tragen.

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