Nachruf auf August Hermann Kotschy - evangel. Pfarrer in Steyr 1889-1890

— 4 — Eines dieser herrlichen Worte haben wir eben ver¬ nommen. Hoch über alles Erdenleid sollen die Jünger ihren Blick richten auf die vielen Wohnungen im Vaterhause. Der Sohn des Vaters will seine Jünger zu sich nehmen, auf daß sie seien wo er ist. Ein erhebendes Wort für die Gläubigen. Den Schmerz des Scheidens verklärt es ihnen durch die frohe Hoffnung ewigen Wiedersehens droben. Wie tief der Schmerz des Scheidens gehen kann, haben wir jetzt wieder erfahren müssen. Wir liebten den Heim¬ gegangenen von Herzen. Er ist es werth gewesen. Unerwartet chnell ist seine irdische Laufbahn, auf die wir einen Blick werfen wollen, abgeschlossen worden. Sein irdisches Vaterhaus war das traute Pfarrhaus des in uraltem Heldenliede schon genannten Städtchens Efer¬ ding. Dort hat er 1838 das Licht der Weilt erblickt. Ausgestattet mit vortrefflichen Geistesgaben besuchte er das Gymnasium in Kremsmünster. Nach ausgezeichnet abgelegter Reifeprüfung ging er nach Wien. Ein Diener am Worte zu werden, hatte er zu seinem Berufe erwählt, oder vielmehr der Herr hatte ihn hiezu erwählt. Nach dreijährigem Verweilen an der evang.=theolog. Fakultät daselbst begab er sich je ein Jahr lang an die Universitäten Jena und Halle. Da, im Hause und be¬ sonders durch den Einfluß unseres gemeinsamen, unverge߬ lichen Lehrers Tholuck wurde er ganz und gar ein Gebundener Jesu Christi und hiedurch innerlich recht frei, so daß er nachmals im Amte ohne Rücksicht auf der Menschen Gunst oder Ungunst und mit dem innigen Bestreben, dem Herrn zu gefallen, für dessen Sache wirkte; da folgte er willig dem Zuge des Vaters hin zum Sohne, in dem allein Heil und Seligkeit gegeben ist; da lernte er den in Christo Jesu er¬ schlossenen unerschöpflichen Gnadenborn recht schätzen, und es zu drängte ihn, von nun an nicht bloß selbst täglich daraus schöpfen und der Vergebung seiner Sünden froh zu werden, ondern auch die sodann ihm anvertrauten Seelen zu dem¬ selben hinzuführen. Im Jahre 1863 wurde er als Vikar des Superinten¬ denten Sääf in Scharten ordinirt und nach 1¾jähriger Thätig¬ keit daselbst von der Gemeinde Attersee als Pfarrer gewählt. Dort gründete er seinen Hausstand und freute sich stets und voll Dankbarkeit des reichen Glückes, das in seinem Ehe¬ chen

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