Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Literaturbeilage D' Toudnzehrung „De Familie Klingseis bedankt si fürs Mitgehn, fürs Genopfergehn, für d Bittn, für d Messn und für d Ämter. Zu der Toudnzehrung händ eingladnt: d Feuerwehr, d Veteraner und d Nachbarn bein Üntern Wirt; d Freindschaft, d Geistligkeit, d Deanstbotn und d Musi, bein Obern Wirt." So hats der Mich] verkündt, der Vorbeter, laut und vernehmli, und der alt Pfarrer mitn Geistlign Fierrn und mit de Minsträntn zsamt eahnern bauschadn Gwand und den suiberern Prozessionskreuz habnt si vernoagt vorn Altar mit a Kniabeug und nachher händs auszogn, umigstandn in d Sakristei und s Toudnamt is ausgwen. Da händ d Leut äf vo de Stuih vo de enga, an iader hat hoamli taucht und gschobm gegn an Mittlgang doi, weils eh nimmer zlaoi is; drei Viertlstund in Freidhof einhstehn und anschliaßad wieder drei Viertlstund i der Kira drin sitzn und Kirastuih schindn, da iss volei nimmer zTioi, daß d Seel vo der Ffeiligkeit gnua kriagt, s Essn und s Tringa afhert und daß unser Leib zu seinn Recht kimmt. Oiss würigt aui von Stuih, und an iader gfreut si afs Toudnmahl. Grad de enger Verwandtschaft bleibt sitzn, de Kinder und Enkl, und a paar Vettern und Bäsln, damits a kloans Zeidl alloan händ. Betnt nuh drei Vaterunser fürn Klingseisenvatern den brävn, daß er de ewige Ruah hat und daß eahm das ewige Liacht leucht. Grad wia de Freindschaft de enger seinn Extara-Gottesdeanst a'schloißt, händ äh de geistlign Herrn aus eahnern Kidlzeug gschloffn, — s geht si oiwei grad aus — und sehen mitanand roasns auffi, hinauf zun Obern Wirt, wo d Leut scho sitznt in Saal drirm. Städ wirds für an Moment, wia d Klingseisnleut und der Pfarrer und der Kaplan bei der Tür einerkemmant und wia s an än groußn Tisch eahnern Platz einnehmant, an Ehrntisch, der oanzi, der frei is. Alle schaunt ernst und trauri und feierli, weil halt der Bauer nimmer dabei is, der Anton Wimmer, der Klingseisnvater. „Erzvater und Patriärch is er gwen und an eahm habnt si häufti Leut umadum a Beispui a'gnumma und wia r an an Bämstamm einghabt und gsterkt gegn an Wind, weils an Klingseisnvatem net umreißt." So hats der Pfarrer der alt formuliert bei der Grabred am Freidhof. „Ja", sagt iazt der Kaplan, „der Klingseis des is a Mann gwen, wiast as weitum nimmer findst, von altn Hoiz vo den gsundn, tüchti und stark wia r an Oach, aber gleichzeidi freindli und schmoigsam wia r a Lindn vom Haus, de auffischmeckt bis an Himmi." Des is sehen gsagt! O mein! — Da müassnt de Klingseisnkinder oans um des ander in Hosnsack glanga und d Weiber ins Täschl, s Schneiztüachl vürerzoign und a weng wischn an Augnan wia zerscht scho draußt afn Freidhof und drin a der Kira, weils oiwei nuh wehtuat, daßs der achzjäfirige Vater verlassn hat und nimmer hoamkimmt. Händ halt doh sene Kinder, wannglei an iads über vierzge oder gar fuchzge scho is und selm sei Haus und seinn Hof hat. Und äh Enkerl händ da, fesche Buam und sauberne Dirndl, de um an Großvätern trenznt, dens oisand gar so gern mögn habnt. Aber ganz eigentli wärs eah scho recht de Altn und de Junga, wann gen a Kellnerin käm und brächt ebbs zun Essn und Tringa. Göd sei Dank, kimmt scho daher und stoillt, ohne daß gen lang fragat, fünf a sechs Krüag afn Tisch, daß s Bier ganz goiderer feamelt. Da glangant d Manner resch zua und d Weiberleit äh, grad an etla beidnt afn Wein af den routn, den d Kellnerin nacher daherbringt. „So", sagt oaner, „af d Gsundheit oiseits!" und glangt um sei Gläsl, und der ganz Tisch tuat mit, und glei schauns nimmer so finster. Und wia der rauhpudlat Vetter an Foam von Bier ausn Bart wischt, lacht de oa Bäsl sogar a kloansweng, und an anderne schmunzlt. So is halt s Lehn: Es geht weider, sogar wann oann d Hofstad a'brennt is. „Ja, sein tuats ebbs!" sagt oaner und seufzt, und de Vettern und Bäsln seufznt halt äh und lassnt an Kummer, an Wehtum und s Beiload toif aus der Brust — sein tuats ebbs in Ixbn — und schaunt wieder aufwärts. Da kimmt äh d Kellnerin wieder daher mit an riesign Häfn und stoits mittn afn Tisch, und oans vo de Klingseisndirndl glangt um an Schoipfer zun Suppn-Austoiln imd schoipft nah der Reih um jedn zwen I,eberknodn einhi as Teller und Suppn halt sovui, wia r an iads mag. — Und wias iazt de Suppn de gschmäcki herlöffelnt, da rinnts eah warm und voi Güatat in Magn und in d Seel, und an iader gspürt wieder d Lust zun Lehn. Und af oamal sagt oaner zun Nachbam: „Losts doh! Iazt händ sogar d Weiberleut städ!" da lachant allsanda, und oans verkutzt si: eahm is de Suppn in falschn Schlund kemma. Des gibt a Pfugitzat a', und ohne daßs dar afgfalln is, herst af oamal rundum vo de Tisch a Gsuamat, des oiwei lauter und lebhafter wird, und oiwei öfter a Glächter. Und wia iazt gar de guat Suppn a'grämt wird und wia scho de erschtn Teller mitn Rindfleisch ankemmant, mitn Semmikren und mit de Semmeln und wia de meistn an Wein oder s Bier scho hübsch guating probiert habnt, da wirds ganz rebi in Saal, als wär der Toud scho vergessri. Is net vergessn! Boleib net vergessn! Wer oiwei wia d Bauern s Leben und an Toud anschaut, all Tag, der woaß, daß de zsammghernt, zsammghernt nahn Herrgod sein Gsetz und daßs da kao /mfbegehrn gebn kann. Drum steht der Pfarrer iazt auf nachn Semmikren und nachn Rindfleisch: „Pfarrkinder", sagt er, „und wer aus de Nachbargemeindn Iieint da is, i hab an Wunsch, der schauat bal aus, wia wann er net pässat; weil es kunnt oaner moann, er müat bei der Toudnzehrung finster dreinschaun und gränti und ernst und s Lacha wär schiergar a Toudsünd. Des wär net christli! Mir wissnts: Es sitzt unser liaber Verstorbner iazt an der himmlischn Tafi bein Rindfleisch oder bein Schnitzl grad aswia mir! As geht eahm nix a'. Und grad der alt Klingseis is ja a Lustiger gwen! Drum mecht i iazt herzli drum bittn, daß eahm der Kärli und s Gretl halt oans vo de lustign Liadl nachisingant in Himmi, de er seine Enkerl hat beibracht." D Leut händ städ gwen sofort, und der Kärli und s Gretl des kloane händ afn Stui auffikreilt, habnt s Schnäberl fein gspitzt und habnt gsunga: Meinn Vadern sei Häusl is mit Habernstrouh deckt, wann i amal heirat, muaß s Habernstrouh weg! Iazt han i halt gheirat; was hab i davon? A Stubn voller Kinder, an rotzigna Mann! Und will i eahm schneuzn, aft rennt er davon: rennt außi in Heahnstall, da pecktn der Hahn. 76

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