Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Oberösterreich aktuell Kremstaler Sensenschmied-Festtracht. Eine ganz das als originale Ergänzung nach dem großen große oberösterreichische Festtracht ist das weißen Filzhut verlangt. — dreiteilige Seidenkleid der Sensenschmiedin, Foto: Franz Gangl, Linz mit der Tracht genauso gesetzt werden kön nen. Wir haben in unseren Trachten eine sol che Fülle von Farbnuancen und Farbzusam menstellungen, daß man fast immer auch mit einer echten Werktags- oder Sonntagstracht diesem Modediktat entsprechen kann. Be schert uns die Mode zum Beispiel die lila Farbwelle, so haben wir vom Ebenseer Druckdirndl bis zum seidenen Innviertier Festkleid zahlreiche Möglichkeiten, auf diese Farbe einzugehen. Die Trachtenerneuerung bezog sich auch stark auf die Materialien. Die Kunstfaser war hier einfach nicht auszuklammern, obwohl der gegenwärtige Trend ja wieder zu den Na turmaterialien, wie Seide, reine Wolle, Leinen und Baumwolle, führt. Es war sicher keine leichte Arbeit, die Fülle der oberösterreichischen Frauen- und Män nertrachten in Schnitt, Farbvariation und Viertelzugehörigkeit zu dokumentieren. Es war eine jahrelange Arbeit des Volkskundlers Dr. Lipp und seiner Mitarbeiterin Konsulent Helga Jungwirth notwendig und es war von selten des OÖ. Heimatwerkes durch den Direktor Dr. Helmuth Huemer eine Investition zu verantworten, die keinen unmittelbaren wirtschaftlichen Erfolg bringen konnte. Nach dem der Erfolg mittelbar doch gekommen ist, sind die ersten Mappen nun schon jahrelang vergriffen und eine Neuauflage wurde nötig. Zwei Mappen, eine mit den Allgemeinen oberösterreichischen Trachten und die Map pe Innviertel liegen bereits vor — schöner und vielfältiger denn je. Heiß ersehnt von allen Freunden der Tracht in unserem Land! Ein wesentlicher Schritt für das Bewußtwer den der Schönheit und Zweckmäßigkeit unserer Trachten geschah durch die Einklei dung von Chorgemeinschaften und Musik kapellen. So waren zum Beispiel die „Rieder Schulspatzen" einer der ersten Chöre, der nicht nur mit heimatlichem Liedgut aufwarte te, sondern auch die schöne erneuerte Rieder Festtracht und die Innvierller Männer tracht präsentierte. Das war Anschauungs unterricht für Tracht, wie er besser nicht hätte sein können. Die zuerst ein bißchen zaghaft beginnende Einkleidung der Musikkapellen in Tracht wurde sehr bald von echter Begei sterung getragen, Farbe kam in unsere Feste, die Pseudouniformen verschwanden. Kein Wunder, daß die Männerwelt dann so pro blemlos vom grau-grünen Lodengewand, vom „Steireranzug", zum olivgrünen „Ober österreicher" überwechselte. Nicht allein Hei mattracht — oberösterreichische Heimat tracht war gefragt! Die Männer bei uns im Land haben alle Mög lichkeiten, sich auch in Tracht abwechslungs reich, der Stimmung und Laune, dem Cfiarakter und dem Ereignis gemäß zu kleiden. 70

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