Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

SSSJSI In den Jahren 1950 bis 1952 beschäftigte sich Franz von Zülow mit der künstlerischen Ausgestaltung der Fremdenzimmer im Gasthof Reiberstorfer in Altmünster. Jedes Zimmer stellte er unter ein einheitliches Motto. Im Bild Traunsteinmotiv auf einer Türfüllung im „Altmünstererzimmer". — Foto: H. G. Prillinger, Gmunden nach der Bedeutung der volkstümlichen Symbolwelt zu stellen, eine Frage, die natür lich auch den Sinn des Themas der bemalten Möbel unmittelbar betraf. Die gewisse Blldfelndllchkelt asketischer Stile, zu denen die „Neue Sachlichkeit" zwi schen 1930 und 1950 ebenso zu zählen Ist wie der Purismus sämtlicher Modernismen seit 1900, wurde Immer wieder geistig mit mehr oder weniger Erfolg zu überwinden ver sucht. So hat sich schon „Anno 1920" der Innviertler Expressionist Aloys Wach (1892—1940) In einem an Max Beckmann orientierten Stil daran gewagt, das Thema der „Vier Jahreszelten" In eine Metapher mit den überraschenden Programmen: „Lieb' löst", „Lieb' segne", „Er segne die Erde" und „Er löse die Tiere uns" umzuwandeln. So wie Wengler benützt Wach einen älteren Bauernschrank als Blldträger. Es Ist für die Möbelmalerel des 20. Jahrhunderts eben die alte Einheit Tischler—Maler längst zerbrochen. Schon der „Lederwasch" des Gosautales be malte zwischen 1790 und 1810 nur vorgefun dene alte Schränke. Er selbst konnte ja nur malen. Merkwürdig Ist die der volkstümlichen Auffassung so gänzlich fremde Welt des Aloys Wach. Seine Segensgeste Im „3. Bild" der Reihenfolge Ist ein ausholender Schlag auf ein verängstigtes, grüngefärbtes Tier, halb Schaf, halb Schakal, halb Schwein. Aber er leistet sich einen goldenen Hintergrund gleich den alten Meistern, einen blauen Mond und denkt sich, nicht ohne ergriffenes Staunen mitzuteilen, seinen eigenen Kosmos aus. im) kff- « • (X Sät Auch In der Folge haben nicht so selten Im mer wieder auch akademische oder sonstwie gelernte. Intellektuell, d. h. reflektierend und sehr bewußt schaffende Künstler bzw. Kunst handwerker Ihren Gestaltungsdrang dem Ge brauchsgegenstand Möbel angedelhen las sen. Wohl der fruchtbarste darunter war Franz von Zülow (1883—1963). Fruchtbar, well er sich nicht nur darauf beschränkte, Elnzelstücke herzustellen, sondern weil er auch ganze Einrichtungen für den tatsächlichen Gebrauch bemalte. Gute Beispiele dafür be finden sich In Altmünster, Hirschbach und Ot tensheim In privatem Besitz. Zülow verstand sich als angewandter Künst ler, ja er empfand den funktionalen Gebrauch der künstlerisch hergestellten Objekte als Auszeichnung nicht nur für den Erzeuger, sondern für die Kunst an sich. Diese Einstel lung war ein geradliniges Ergebnis der von

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