Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Erneuertes Brauchtum in der Familie Ein Beispiel aus dem Mühiviertei Elisabeth Schiffkorn Der Alltag, das Leben des einzelnen Men schen, wird wesentlich durch die Familie mit bestimmt. Position und Funktionsweise einer Familie im gesellschaftlichen System haben konkreten Einfluß auf die Lebensverhältnisse des Einzelnen, genauso wie die Verhaltens weise eines Familienmitgliedes nicht ohne Auswirkungen auf das Familienleben bleibt. Entscheidend beeinflußt werden die alltägli chen Handlungsabläufe von Traditionen, vom „Familienbrauchtum", wodurch die sozialen Beziehungen innerhalb der Familie und deren Kontakte zur Außenwelt geregelt werden. Darüberhinaus ist die Wechseiwirkung zwi schen gesellschaftlichen Gegebenheiten und traditionellen Verhaltensweisen eines Familienverbandes augenscheinlich. Brauchtümliche Handlungen — Handlungen also, die nach einer strikten Norm ablaufen — sind notwendig, um das reibungslose Funk tionieren des Familienlebens zu gewährlei sten. Jeder der „Handelnden" kennt seine Aufgabe, weiß, auf welches „Stichwort" hin sein Beitrag zu leisten ist. Jedes Familienmit glied hat somit seinen festen Platz im Familiengefüge. Ebenso findet die Eltern-Kind-Beziehung in brauchtümlichen Handlungen statt. Die ge fühlsmäßige Zuwendung innerhalb einer Fa milie kann durch die Art der Gestaltung eines Brauchtums ausgedrückt werden. Am Beispiel einer kinderreichen Familie in einer Mühlviertier Gemeinde aus dem Bezirk Freistadt sollen Funktion und Bedeutung eines spezifischen Familienbrauchtums auf gezeigt werden. Hirschbach Im Mühlkreis mit seinen Mühiviertier Dreiseit- und Vierseithöfen und seiner Pfarrkirche Maria Himmelfahrt Problemstellung und Methode Die Fragestellung nach dem Brauchtum in der Familie zielt nicht nur auf die Aufzählung einzelner zu besonderen Anlässen ausgeüb ter brauchtümlicher Handlungen. Wichtig schien, neben der Gestaltung von Festen und Feiern vor allem auch die Aufdeckung der funktionaien und lebensgeschichtlichen Zu sammenhänge. Aus diesem Grunde wurde auch die biographische Methode des „alltäg lichen Erzählens" ausgewählt. Einstellungen und Meinungen der Erzählerin konnten so einbezogen werden. Sicherlich ist die mündliche, nicht genormte Befragung am leichtesten Fehlern unterwor fen. Das Erzählen eigener Erlebnisse im All tag wird immer eine persönliche Betrach tungsweise beinhalten. Die Befragung fand im Sommer 1987 statt. Eine gegenseitige Beeinflussung zwischen Erzählerpersönlichkeit und Befragerin ist nicht auszuschließen, da hier ohne Sympa thie kaum Brauchbares zustande kommt. Die geschilderten Beispiele des Brauchtums in der Familie Sixt wurden nach folgenden '"L lt.. ,„■■1 yigjiiygl 57

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