Oberösterreich, 37. Jahrgang, Heft 4, 1987

Stadt ein festliches Bewußtsein zu wecken, bzw. über die Feiertage wach zu halten. Er kam bald in die Werbemaschinerie und im mer früher mußte der Baum übergeben und beleuchtet werden. Zuerst war es der Don nerstag vor Weihnachten, dann der 14. De zember — das Fest der hi. Luzia, dann der 8. Dezember — Maria Empfängnis, und jetzt ist es soweit, daß der Baum schon vor dem 1. Adventsonntag übergeben und beleuchtet wird, um durch sein Strahlen die Besucher für den Weihnachtsmarkt auf dem Hauptpiatz heranzulocken. Zu den neuen Bräuchen ge hören auch die Advent- und Weihnachtsbe leuchtung in den Straßen und die vielen Ad ventsingen, die schon lange an die Steile der Vorweihnachtsfeiern in den Betrieben getre ten sind. Wenn man bedenkt, daß der Advent eine Zeit der Besinnung und Stille, also eine geschlossene Zeit ist, in der man nicht singt und lärmt, und die Natur auch lange dunkle Abende für das gemütliche Zusammensitzen im Haus bereit hat, dann erkennt man, wie verkehrt hier die gut gemeinte Lenkung läuft. Auch im Sommer schmückt eine Fichte als Maibaum den Hauptplatz, von dem Trachten verein „DAItstädter Bauerngmoa" errichtet und bewacht. Das Nikoiausbrauchtum hat sich im wesentli chen geändert, in die Häuser kommt fast nur mehr der gabenbringende Nikolaus, den man bei der eigenen Pfarrkirche bestellen kann. Der strafende und drohende Krampus ist abgesetzt, wie man ja gerne alles Böse vor den Bücken verbirgt, sich eine heile Weit vor stellt und das Böse wegwischen will, obwohl es tagtäglich geschieht. Die Menschen erfinden selbst Aktivitäten, die auch von anderen angenommen und da durch zu einem Brauch werden. Meistens setzen sie dort an, wo durch die starke Er nüchterung der Nachkriegsjahre neben dem Notwendigen nichts mehr für das Gemüt übrig geblieben ist. In immer mehr Orten gibt es ein Fest der Ju belpaare. Dazu werden alle Ehepaare, die 25, 30, 35, 40 usw. Jahre verheiratet sind, einge laden. in der Kirche findet eine Jubeimesse statt und anschließend werden im Gasthaus die Jubilierenden von der Ortsbevölkerung gefeiert. Bürgermeister, Pfarrer und Vereins vorstände halten Ansprachen, die Frauen ge stalten das Fest, indem sie kleine Andenken und Bäckereien vorbereiten. Pfarrer Jachs begründete dieses neue Fest so, daß man da mit der Weit beweisen wolle, daß es noch treue, glückliche Eheleute gebe und nicht nur geschiedene. Dieser neue Brauch verbreitet sich rasch. Natürlich können danach auch die Silber- oder Goldhochzeiter an ihrem Ge denktag die eigene Jubeihochzeit begehen, die dann zu einem ohnehin viel zu seltenen Famiiientreffen wird. Die Bräuche um die Hochzeit haben nicht alle eine gute Entwick lung genommen. So ist z. B. der Polterabend in vielen Orten eine eher unrühmliche Sache, weil man den Bräutigam fast wie ein Tier be handelt. Statt ihn in heiter besinnlicher Art aus der Gemeinschaft der Unverheirateten zu verabschieden, flößt man ihm, oft auch mit Gewalt, so viel Alkohol ein, daß er einen Voiirausch bekommt, man schneidet ihm nicht mehr nur die Krawatte ab, sondern oft auch noch das Hemd vom Leib. Manchenorts steckt man ihn in eine Sausteige und führt ihn heim, anderswo schiebt man ihm eine Stan ge durch die Rockärmei und läßt diesen so Gekreuzigten schwankend nach Hause stolpern. Zwei kleine nette Bräuche bei der Taufe, seien noch erwähnt: der Täufling erhält ein kleines kreuzgesticktes Tücherl, das zum Abwischen des heiligen Öles verwendet und für den Täufling aufgehoben wird. Später wird er da mit seine Erstkommunionkerze halten und schließlich kann es ihm in den Sarg mitgege ben werden, als Sinnbild des weißen Hem des, das er unbefleckt durchs Leben tragen soll. In der Umbegung von Wels hat sich der Brauch eingebürgert, daß man den „Biidimaler" Burghofer bittet, ein Hinterglasbild des Namenspatrons des Kindes zu malen, das dann über dessen Bett hängt und es das gan ze Leben lang begleitet. Das Brauchtum beim Sterben ist durch das Verbot der Aufbahrung im Sterbehaus fast ganz weggefallen, es wird in der Kirche gebe tet und nicht mehr zu Hause, damit ist alles unpersönlicher. Schon das Sterben ist ganz einsam geworden, weil die meisten Men schen in Spitälern oder Altersheimen sterben und der Sterbende dort den Blicken, aber auch der Anteilnahme der Mitbewohner ent zogen wird. Wir sollten unsere Angehörigen in der letzten schweren Stunde nicht so allein lassen, wir gewännen daraus Trost und Zu versicht für unseren eigenen Tod. Die Be gräbnisse werden fast überall nachmittags gehalten, weil da die Menschen leichter Zeit haben. Der Totenzehrung wird dadurch eine wichtige Position — Mittagessen — ent zogen, und war sparen will oder an ein nach mittägiges Essen nicht gewöhnt ist, kann sie weglassen, oder nur die allernächsten Ver wandten zu einem Tee einladen. Damit könn te wieder eine der ohnehin ganz seltenen Be gegnungen der Großfamilie mit Ziel zum Näherkommen, Erzählen und Zuhören verlo ren gehen. Weihnachtsausstellung vom 22. November bis 23. Dezember 1987 Diese Verkaufsausstellung findet im „Blauen Haus" in Kremsmünster, Kirchberg 1, statt. Ausgestellt sind Christbaumschmuck und Christbaum dekorationen, Weihnachtsdekorationen sowie viele schöne bemalte Glasobjekte, mit einem Wort, eine wahre Fundgrube für ein gediegenes, persönliches, niveauvolles Weihnachtsgeschenk. 35

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