Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

Kunstvereines war „die Erforschung, Be schreibung und Abbildung vorhandener kirchlicher Kunstwerke zur Veröffentlichung oder als Hinterlage im Museum". Auch diese Aufgabe wurde wahrgenommen, wofür wie derum die „Christlichen Kunstblätter" Zeug nis und Aufschluß geben. Allerdings gab es auch einige Aktionen, die mißglückten. 1861 und nochmals 1871 wur den an alle Pfarrämter Fragebogen versen det, deren sorgfältige Ausfüllung mit einem Schlage einen vollen Überblick über alle kirchlichen Gebäude und deren Einrichtung geboten hätte. Der Erfolg entsprach beide Male nicht den Erwartungen. F. Florian Wim mer von Kremsmünster hatte dazu eine „An leitung zur Erforschung und Beschreibung der kirchlichen Kunstdenkmäler" herausgeDetail vom reichen Vedutenkranz dieser Karte mit Darstellung des hl. Leopold. — Foto: Fr. Gangl. Links: Historisch-Topographische Matrikel . . . des Landes ob der Enns . . . bearbeitet und zusammengestellt von Johann Lamprecht und vom christlichen Kunstvereine der Diözese Linz herausgegeben, Wien, 1863, Kartenbeilage. — Foto: Fr. Gangl geben; sie war allen Pfarrämtern zugesandt worden; aber nur wenige wagten sich an die immerhin schwierige Arbeit, die Formulare auszufüllen und einzusenden. So übernah men P. Florian Wimmer selbst und sein Or densbruder .P Johannes Geistberger die schöne, aber opfervolle Aufgabe, Pfarre für Pfarre zu bereisen und die Beschreibung der Kirchen und ihrer Kunstschätze zu verfassen. Diesen beiden kunstsinnigen Söhnen des hl. Benedikt verdankt die Kunstgeschichte der Diözese Linz sehr viel.® Eine beachtliche Leistung war 1861 die Her ausgabe der berühmt gewordenen „Histori schen Karte des Landes ob der Enns" in sei nem Zustand vom 8. bis 14. Jahrhundert samt der dazugehörigen „Historisch-topo graphischen Matrikel des Landes ob der Enns", und im Jahre 1872 die Drucklegung der damals hoch angesehenen Diözesankarte; diese Werke schuf Pfarrer Johann Lam precht, der sich hier als tüchtiger Kartograph zeigte. Der Kunstverein stürzte sich freilich damit in Schulden, an denen er bis 1887 labo rierte. Diözesanmuseum Die Statuten bezeichnen als weitere Aufgabe des Vereines „die Gründung eines Diözesanmuseums für christliche Kunstgegenstände in Linz und Kunstausstellungen". Bereits im Jahre 1860 überließ Bischof Franz Joseph Rudigier dem Verein zwei Zimmer im 2. Stock des Bischofhofes als Vereinslokal. Alsbald begann eine emsige Sammeltätigkeit für dieses Lokal. Eine Kunstbibliothek wurde ein gerichtet und im Lauf der Jahre durch Käufe und Schenkungen vermehrt. Auch Kunstob jekte aller Art, alte Skulpturen und Bilder, Stoffe, Spitzen sowie Modelle und Gipsab güsse etc. wurden gesammelt. Eine ansehnli che Vermehrung von Kunstobjekten floß dem Museum zu, seitdem es unter Bischof Franz Maria Doppelbauer im Jahr 1906 offiziell als Diözesanmuseum erklärt wurde.^^ Es sollte u. a. „die Aufgabe haben, jene Denkmäler der älteren christlichen Kunst, deren gegenwärtiger Aufbewahrungsort keine volle Gewähr für ihre Konservierung bietet, aus dem Bereich der ganzen Diözese aufzusammeln und dem Studium zugänglich zu machen. Der Ausschuß des Kunstvereines wurde durch die schönen Erfolge seiner Sammeltä tigkeitschon in den ersten Zeiten ermutigt, öf fentliche Ausstellungen zu veranstalten. Die erste fand vom 5. bis 15. September 1865 statt. Aus der ganzen Diözese wurden Ob jekte christlicher Kunst, Schnitzwerke, Ge mälde, Paramente, Bücher, kirchliche Gefäße und Geräte entliehen und wohlgeordnet aus gestellt. Der Besuch der Ausstellung übertraf alle Erwartungen, der Diözesan-Kunstverein wurde durch diese Ausstellung erst recht be kannt und populär. Weitere Veranstaltungen dieser Art folgten. Im Jahr 1869 wurde vom 4. bis 30. September eine internationale Kunstausstellung in Linz, im Redoutensaal, veranstaltet. Obwohl jene Exponate, die vier Jahre vorher ausgestellt worden waren, ausdrücklich ausgeschlossen wurden, kamen doch für diese Ausstellung, an welcher sich Wien, Innsbruck, ja selbst Deutschland beteiligten, über 800 Objekte zusammen. Sie hatte einen ungeahnten Erfolg. Im Jahr 1873 fand die große Weltausstellung in Wien statt. Der Diözesan-Kunstverein veranlaßte eine Kollektiv-Beteiligung an dieser Weltausstellung seitens der Stifts- und Pfarr kirchen der Diözese. Abermals stellten die geistlichen Häuser und zahlreiche Pfarrkir chen ihre Kunstschätze zur Verfügung. Diese wurden zunächst vom 3. bis 9. März in Linz ausgestellt, dann wanderten sie nach Wien.^® Zahlreiche Kunstwerke, die bei Renovierun gen, „Regotisierungen" aus den Pfarrkirchen weichen mußten, so z. B. die alten Flügelaltä re von St. Leonhard bei Freistadt und Eggeis berg im Innviertel (jetzt Paradestücke der „go tischen Abteilung" im oö. Landesmuseum) wanderten in das Diözesanmuseum, das al lerdings im 2. Stock des Bischofhofes eher ein bescheidenes, verborgenes Dasein friste te. Nach den damaligen Beschreibungen und Abbildungen waren die zwei zur Verfügung gestellten, später eigens ausgemalten Räu me mit Statuen, Plastiken, Öl- und Tafelbil dern, kirchlichen Geräten und Gefäßen voll gestopft; nach heutigen Begriffen würde man sie als Depoträume bezeichnen. Dieses von Bischof Doppelbauer 1906 errich tete Diözesanmuseum fand leider unter des sen Nachfolger, Bischof Dr. Rudolf Hittmair, wenig Interesse und Verständnis; er verfügte, daß es in das „Schloß", d. h. in das ehemalige KlosterGleink verlegt werde, das bis heute bi schöfliches Dotationsgut ist: als Grund wurde angegeben, daß es in den wenigen Jahren des Bestandes so angewachsen sei, daß der im Bischofhof zu Linz verfügbare Raum nicht mehr ausreiche: der Transport sämtlicher Musealgegenstände nach Gleink erfolgte am 31. Mai 1911. Die Verfügung an die Pfarrer blieb aufrecht, in den Kirchen frei werdende Kunstobjekte an das Diözesanmuseum abzu geben; auch die Besichtigung war weiterhin möglich, die Besucher mußten sich beim bi schöflichen Forstmeister bzw. Kustos anmel den. Einer Anregung des Papstes Pius X. zur Pfle ge der christlichen Kunst folgend, beschloß 1912 das bischöfliche Ordinariat, eine Anzahl 27

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