Oberösterreich, 35. Jahrgang, Heft 2, 1985

Die Linzer Bischöfe Rudolf Ardelt Mit Abtrennung vom Bistum Passau erhieit das Land Oberösterreich in der Errichtung der Diözese Linz einen kirchlichen Mitteipunkt mit einem selbständigen Diözesanbischof. Seither sind 200 Jahre vergangen. Während dieser Zeitspanne ieiteten und be treuten zwöif Bischöfe und ein Weihbischof die kirchlichen Geschicke des Landes. An führender Steiie waren sie konfrontiert mit den Probiemen ihrer Zeit, suchten Lösungen, ertrugen Krisen und Notzeiten und ieisteten vieifäitige Aufbauarbeit. Markante Bauvorha ben wurden ven/virkiicht, wissenschaftiiche und kuitureiie Einrichtungen wurden zu Zeu gen geistigen Aufbruchs, im Strukturwandei unseres Landes Oberösterreich vom Agrar land zum Industrieland eröffneten pastoraler und sozialer Einsatz auf breitester Ebene neue Wege zu konstruktiver Pianung für die Zukunft. In den vorliegenden Kurzbiographien sollen die wichtigsten Lebensdaten der einzelnen Bischöfe erfaßt und ihr Wirken in gedrängter Form in den Rahmen des Zeitgeschehens hineingestellt werden. Ernst Johann Nepomuk Reichsgraf v. Herberstein 1785—1788 Bischof von Linz Ernst Johann Nepomuk von Herberstein wur de am 20. April 1731 als Sohn des Reichsgra fen Ferdinand Leopold von Herberstein und der Maria Anna von Ulm-Erbach in Wien ge boren. Nach Absoivierung des Gymnasiums und des Studiums der Philosophie in Wien studierte er in Rom Theologie und wurde dort 1752 zum Dr. juris utriusque promoviert. Die Priesterweihe empfing er am 3. März 1752 in Rom. Auf Vorschlag von Fürstbischof Klemens Wenzeslaus von Freising wurde er 1767 zum Bischof geweiht und zum Weihbi schof von Freising besteilt. Auf Antrag von Kaiserin Maria Theresia ernannte ihn der Passauer Bischof Kardinal Leopold Ernst Graf von Firmian 1776 zum passauischen Offizial und Generalvikar für Niederösterreich. Nach dem Tode Firmians (13. März 1783) er nannte ihn Kaiser Joseph Ii. bereits am 15. März 1783 zum Bischof des neugegründeten Bistums Linz. Die päpstliche Zustimmung zur Errichtung des neuen Bistums erfolgte erst am 28. Jänner 1785, die kirchliche Amtsein setzung Herbersteins als Bischof am 14. Fe bruar 1785. Am 1. Mai 1785 fand seine feierli che Inthronisation in Linz statt. Mit Umsicht und Ausdauer vertrat er die kirchlichen Inter essen. Nach dreijähriger Amtszeit starb Bi schof Herberstein am 17. März 1788 und wur de in der Gruft im Alten Dom zu Linz beigesetzt. Joseph Anton Gall 1788—1807 Bischof von Linz Joseph Anton Gaii wurde am 27. März 1748 in der damals freien Reichsstadt Weil der Stadt (Schwaben) als Sohn eines Tuchhändiers und Bürgermeisters Anton Gaii und der Ka tharina, geborene Beyerle, geboren. Nach dem Gymnasialstudium in Augsburg studier te er 1767/68 in Heideiberg Philosophie (Bacc., Mag. phii.) und Theologie, trat dann in das Priesterseminar zu Bruchsal ein und wur de am 13. Juni 1772 zum Priester für die Di özese Speyer geweiht. 1773 ging er nach Wien, um bei dem aufgeklärten Pädagogen Johann ignaz von Feibinger, Abt von Sagan, die „Normaischuimethode" zu studieren. Gaii wurde 1778 zum Hofkapian ernannt und 1779 Pfarrer in Burgschieinitz. Nach Rückberufung nach Wien wurde er 1780 zum Schuioberaufseher für alle deutschen Schulen in Niederösterreich bestellt. 1787 ernannte ihn der Kaiser zum Domschoiastiker an St. Ste phan in Wien und am 12. Mai 1788 zum Bi schof von Linz. Nach kanonischer Amtsein führung am 15. Dezember 1788 weihte ihn der Wiener Erzbischof Kardinal Migazzi am 8. Fe bruar 1789 zum Bischof, am 1. März d. J. fand in Linz seine Inthronisation statt. Als Anhän ger der josephinischen Aufklärung wurde er in seiner neuen Wirkungsstätte mit Skepsis aufgenommen, gewann durch seine Selbst losigkeit aber rasch Anerkennung. Nach Schließung des Wiener Generalseminars im Jahre 1790 führte Gaii 1793/94 in Linz wieder das Theoiogiestudium ein und errichtete 1806 das Priesterseminar. Er sorgte für die Heranbildung tüchtiger Seelsorger. 1802 wur de die „Theologisch-praktische Monats schrift" gegründet. Die Diözese Linz verdankt ihm eine klar durchgeführte Organisation. Nach seinem Tod am 18. Juni 1807 wurde er im Alten Dom beigesetzt. Sigismund (Ernst) Graf von Hohenwart 1814—1825 Bischof von Linz Ferdinand Josef Georg Sigismund Graf von Hohenwart wurde am 7. Juni 1745 als Sohn des Gutsbesitzers und Assessors des Her zogtums Krain, Georg Sigismund von Hohen wart, und der Maria Aloysia, geborene Kiiiau, Edle von Ehrenstein in Cilli (Untersteiermark) geboren. Die später häufig verwendete Nen nung Sigismund Ernst ergab sich aus der Verbindung von Rufnamen und Ordensna men. Nach dem Gymnasiaistudium in Lai bach trat er 1763 als Novize in das regulierte adelige Augustinerchorherrenstift zu Gurk ein. Nach dem Theoiogiestudium in Graz (1764—1768) wurde er am 24. Juni 1768 in Görz zum Priester geweiht. Nach Aufhebung des Domstiftes St. Augustin und Verlegung des Bischofssitzes von Gurk nach Kiagenfurt fungierte Hohenwart als Generaivikar in Kia genfurt. Ais anerkannter Naturwissenschaft ler legte er eine wertvolle Sammlung von Pflanzen, Insekten und Vögein an und publi zierte botanische Studien. Fünfmal bestieg er den Großgiockner. Der Kaiser ernannte Ihn am 13. Jänner 1809 zum Bischof von Linz. Da er infoige der Gefangennahme des Papstes durch die Franzosen die päpstliche Amtsein führung nicht erlangen konnte, übernahm er 1811 das Amt eines domkapiteischen Generaivikars. Erst nach Rückkehr des Papstes Pius Vii. nach Rom wurde Hohenwart am 17. Dezember 1814 als Bischof bestätigt und am 7. Mai 1815 in Wien zum Bischof geweiht. Die Inthronisation in Linz erfolgte am 15. Mai desselben Jahres. Sein Wirken in Linz zeich nete sich aus durch Hebung der Seeisorge, er visitierte alle 400 Pfarren der Diözese und förderte den Volksschulunterricht im Gefüge staatlicher Oberaufsicht. Bischof Hohenwart starb am 22. April 1825 in Linz und wurde im Alten Dom beigesetzt. Gregor Thomas Ziegler 1827—1852 Bischof von Linz Als Sohn des Landwirtsehepaares Jakob Ziegier und Franziska, geborene Kiderie, kam Thomas Ziegier am 7. März 1770 in Kirchheim/Mindel In Schwaben zur Weit. 1788 trat er in das Benediktinerstift Wiblingen bei Ulm ein und erhieit den Ordensnamen Gregor. Die Priesterweihe empfing er am 25. Mai 1793 in Konstanz. Anschließend unter richtete er an verschiedenen Gymnasien und legte an der Universität Freiburg 1799 die theologischen Rigorosen ab. Nach Säkulari sierung des Klosters Wiblingen 1806 über nahm er mit Wibiinger Benediktinern die pol nische Abtei Tyniec bei Krakau. Nach Promotion zum Dr. theoi. et phii. in Salzburg erfolgte 1806 seine Ernennung zum Profes sor der Dogmatik in Krakau. Krakau fiel durch den Friedensschluß von 1809 an Polen, die schwäbischen Mönche mußten Tyniec verlas sen. Ziegier wurde 1810 Professor für Kir chengeschichte an der theologischen Studie nanstalt zu Linz und 1815 an die Universität Wien berufen. Hier fand er Anschluß an den Kreis um Kiemens Maria Hofbauer. 1822 er nannte ihn der Kaiser zum Bischof von Tyniec und am 16. April 1827 zum Bischof von Linz, die kanonische Institution durch den Papst erfolgte am 25. Juni. Ziegier übernahm am 9. September 1827 die Leitung der Diözese. Der neue Bischof bemühte sich, die Kirche aus dem Staatsbürokratismus herauszuführen. Die theologische Studienanstalt als Teil des staatlichen Lyzeums wurde 1850 in eine Bi schöfliche Diözesan-Lehranstait umgewan-

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