Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Literaturbeilage der Kulturzeitschrift Oberösterreich Heft 4/1984 Hans G. Hamberger Prosa und Lyrik Einführung Der Autor Hans G. Hamberger wurde am 7. Juni 1922 in Enns geboren und verbrachte in diesem malerischen Städtchen seine Kindheit und frü he Jugend, bis Faschismus und Zweiter Weltkrieg diese Idylle jäh beende ten. Als Soldat stand er seit 1941 an fast allen europäischen Kriegsschau plätzen im Einsatz. Glücklicherweise physisch unversehrt und voll neuer Lebensfreude und Tatendrang, begann er bereits im September 1945 mit dem Schauspielstu dium zuerst in Linz und anschließend in Wien, das er 1947 mit der Büh nenreifeprüfung abschloß. Nun ging es ins Engagement an verschiedene Theater. U. a. spielte er zusammen mit Intendant Alfred Stögmüller am Volkstheater Urfahr. Während dieser harten, aber auch schönen Lehrzeit — erste schauspielerische Erfolge stellten sich bald ein —, an die sich Hans Hamberger gerne zurückerinnert und darüber humorvoll zu erzäh len weiß, begannen erste schriftstellerische Versuche. Kleine Geschichten imd HistörcTen entstanden, von denen nur wenige veröffentlicht wurden und die er sehr selbstkritisch, wie er immer schon war, bis heute in der Schublade liegen ließ und die es sicherlich wert wären, ans Licht gezogen zu werden. Auch lyrische Versuche setzten ein. Das unstete Leben des Schauspielers war für den Autor aber doch nicht das Richtige. Er suchte nach einer soliden Existenzgrundlage und wech selte Mitte der fünfziger Jahre hinüber ins Bibliothekarsfach. Bei den Lin zer Städtischen Büchereien fand er eine neue Aufgabe. Das Theater und die Schriftstellerei ließen ihn freilich nicht los. Er wirkte als Regisseur und Dramaturg am Linzer Kellertheater und man muß in diesem Zusammen hang daran erinnern, daß mit Hans Weigels „Eingebildeten Doktor", von ihm inszeniert, 1957 das heutige Kellertheater am Linzer Hauptplatz seine Tätigkeit begann. Eine ganze Reihe vorzüglicher Inszenierungen entstanden. Hingewiesen sei vor allem auf „Die Gerechten" von Camus, „George Dandin" von Moliere,„Die Polizei" von Mrozek und „Ein Eremit wird entdeckt" von Saunders. Bis heute war er auch immer wieder darum bemüht, Märchenstücke und Musicals für Kinder und Jugendliche zu ge stalten. Als Funkautor ist er beim ORF mit vielen Essays, Jugendhörspielen und Hörbildern hervorgetreten. Auch auf seine Buchrezensionen, die oft klei ne literarische Kostbarkeiten sind, muß hingewiesen werden. 1960 erschien sein erster Lyrikband „Flugsand" in der „Linzer Lyrikreihe" des Kulturamtes der Stadt. Eine sehr anspruchsvolle Sammlung von Ge dichten von starker Aussagekraft und auch formal wohl durchdacht, mo dernen Rhythmen und einer neuen Sprachmelodie verhaftet. Seither hat Hans G. Hamberger, der mit Leib und Seele dem Bibliothe karsberuf nachging und immer darum bemüht war, seinen Lesern die Schönheit der Literatur zu erschließen und ihnen wertvollen Lesestoff na hezubringen, daneben auch viel geschrieben. Er hat sich aber erst sehr spät dazu entschließen können, einen Teil dieses literarischen Schaffens in seinem bisher zweiten Lyrikband, unter dem Titel „Fährten ins Unge wisse", herauszubringen. Hier legt er eine Bilanz vor, die, wie bei jeder Lyrik, subjektiv gefärbt, Eindrücke aus seiner Kindheit und Jugend, Kriegserfahrung, Gefangenschaft, aber auch Begegnungen mit dem Weiblichen, aus Natur und Landschaft, wiedergibt. Es bleibt zu hoffen, daß dieser Band, der in jenem Jahr, da er seinen 60. Geburtstag feierte, erschienen ist, bald Nachfolger finden wird. Sein Ausscheiden aus dem aktiven Magistratsdienst in diesem Jahr gibt ihm hoffentlich die nötige Zeit dazu. Bleibt nur noch zu erwähnen, daß das Wirken von Hans G. Hamberger als Regisseur, Volksbibliothekar und Literaturrezensent, als Funkautor, Essayist und Lyriker durch die Verleihung der Kulturmedaille der Stadt Linz die wohlverdiente Anerkennung fand. Dem literarischen Leben der Stadt bleibt er jedenfalls als Juror des literarischen Jahrbuches der Stadt Linz „Facetten" und als stellvertretender Präsident des Linzer Autorenkrei ses aufs engste verbunden. Gerold Maar 85

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