Oberösterreich, 34. Jahrgang, Heft 4, 1984

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Musik und Theater In Oberösterreich Dr. Hertha Schober, Linz Linzer Theatergeschichte im Spiegel der Bauchronik des Landestheaters Linz 2 Wiiheim Koller, Salzburg Eine große stille Flamme erlosch — Zum Gedenken an Josef Häupl 11 o. Professor Heinrich Gattermeyer, Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien Das Phänomen der Musikstadt Eferding 15 Dr. Rudolf Fochler, Professor h. c., Linz Volksmusikfeste — Volksmusikbräuche 23 Dr. Josef Mayr-Kern, Professor, Fachinspektor für Musikerziehung, Linz Blasmusik in Oberösterreich Elfrlede PrIIIInger, Professor h. c., Museumsdirektor in Gmunden Friedrich Hebbel — von Wesselburen über Wien nach Gmunden Dr. Murray G. Hall, Wien in unserem kleinen Musen tempel ..." — Zu einer SchnitzlerErstaufführung in Gmunden 33 43 51 Historische Kunst Dr. Bernd Euler-Rolle, Wien Didaktik und Dekoration in der barocken Aus stattung der Stiftskirche von Hanshofen — Das Geheimnis der Rankenaltäre 57 Kunst der Gegenwart Dr. Walter Beyer, Wien Walter Ritter zum 80. Geburtstag 69 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Das Oberösterreichische Landesmusikschulwerk 77 Literaturbeilage Umschlag: Eine der vier Aufsatzfiguren — posaunen blasender Engel — der Orgel der ehemaligen Stiftskirche Hanshofen. Siehe: Katalog 900 Jahre Stift Reichersberg, Ober österreichische Landesausstellung 1984, Kat. Nr. 4.28. Das Motiv weist auf die Bedeutung der Kirchenmusik in der Barockzeit hin. Die vier Engelsfiguren werden in das mittlere 17. Jahrhundert datiert. Foto; Franz Gangl Gestaltung; Herbert Frledl Kulturzeitschrlft Oberösterreich 34. Jahrgang, Heft 4/1984 Vierteljahresschrift; Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine; März, Juni, September, Dezember. Medieninhaber (Verleger), Herausgeber und Hersteller; Oberösterreichischer Landesverlag Gesellschaft m.b.H., A-4020 Linz, Landstraße 41. ISSN 0253-7435 Redaktion; Dr. Otto Wutzel, Dr. Elfriede Wutzel, A-4020 Linz, Landstraße 41. Jahresabonnement (4 Hefte); S 380.—; Einzelverkaufspreis; S 98.—. (Alle Preise inkl. 10 % MWSt.) Schwerpunktthema Heft 1/1985 900 Jahre Garsten Hans G. Hamberger Prosa und Lyrik Einführung; Dr. Gerold Maar, Linz 85 Die Zeitschrift „Oberösterreich" war noch sehr jung, als sie sich zum erstenmal mit dem Theaterthema beschäftigte. Heft 3/4 des 3. Jahrganges erschien als „Festnummer 150 Jahre Landestheater Linz". In der Sonder publikation „Kunst und Kultur in Oberösterreich", Heft 3/4 des 8. Jahrganges, nahmen Theater und Musik wieder einen breiten Raum ein. Ausschließlich dem Thema „Theater und Musik in Oberösterreich" war sodann Heft 2 des 19. Jahrganges 1969/1970 gewidmet (damals erschien die Zeitschrift halbjährlich). Seitdem sind fast 15 Jahre vergangen. Das Thema hat nichts an Aktualität eingebüßt. Neue Akzente haben sich ergeben. Bewußt wurde die Abhandlung „Linzer Theatergeschichte im Spiegel der Bauchronik des Landestheaters Linz" an den Anfang gestellt, um in der schwebenden Diskussion über einen Theater neubau in Linz auf die kulturelle Verpflichtung der Erhaltung des historischen Linzer Landestheaters aufmerksam zu machen. Die bekannte Kulturpublizistin Dr. Hertha Schober hat ein überzeugendes Plädoyer verfaßt. Besonderer Dank gebührt Heinrich Gattermeyer, o. Professor für Tonsatz und Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, für seine Abhandlung „Das Phänomen der Musikstadt Eferding", ein Thema, das bisher in der oberösterreichischen Musikgeschichte stief mütterlich behandelt worden ist. Als Pflicht der Pietät ist es der Redaktion erschienen, dem im heurigen Jahr unerwartet rasch verstorbenen Vorstand des Malersaales im Landestheater Linz, Josef Häupl, einen ehren den Nachruf zu widmen. Berufene Interpreten der in Oberösterreich so fest verankerten Volksmusik und Blasmusik sind wohl Professor Rudolf Fochler und Dr. Josef Mayr-Kern. Museumsdirektor Elfriede Prillinger war schon im Heft „Theater und Musik in Oberösterreich" 1969/1970 vertreten. Sie nimmt in der HebbelForschung einen besonderen Rang ein. Wir gratulieren zur jüngst erfolgten Verleihung des Professortitels. Sie vermittelte auch die Mitarbeit von Dr. Murray G. Hall. Die bildende Kunst vertreten diesmal Dr. Walter Beyer, bewährter Mitarbeiter unserer Zeitschrift aus Wien, und Dr. Bernd Euler-Rolle vom Bundesdenkmalamt Wien, den wir zum ersten mal als Autor in unserer Zeitschrift begrüßen können. In einem Heft, das der Theater- und Musik thematik gewidmet ist, erscheint es selbstver ständlich, das Oberösterreichische Landesmusik schulwerk vorzustellen. Wir danken Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck für seinen Bei trag, aber auch Landesmusikschuldirektor Heinz Preiss für seine wohlwollende Unterstützung, Eine persönliche Freude ist es der Redaktion, in der Literaturbeilage wieder einmal einen „Stillen im Lande" vorstellen zu können; Hans G. Ham berger, mit Einführung von Dr. Gerold Maar, Kulturamt der Stadt Linz.

Ober reich Kulturzeitschrift •v: • i i f Franz Gebel (1809—1867), 1850—1867 Thea- Sammlung von Bühnenbildentwürfen und „Oberösterreich" hat in ihm einen ihrer treuetermaier (Dekorateur) am Landständischen Zeichnungen dieses Künstlers erwerben. Die sten Mitarbeiter verloren. Theater in Linz. Das Oberösterreichische Ordnung dieses Bestandes war ein besondeLandesmuseum konnte 1969/70 durch An- res Anliegen des heuer verstorbenen Wis- im Bild: kauf aus einem Nachlaß eine umfangreiche senschaftiers Dr. Aifred Marks. Die Zeitschrift Bück vom Linzer Schioßberg, Aquareiistudie 1

Linzer Theatergeschichte im Spiegel der Bauchronik des Landestheaters Linz Hertha Schober Theater — vom Publikum geliebtes, von den Verantwortlichen mit Sorgen gehegtes Kind; das ist überall und war auch schon vor Jahr hunderten so. Freilich, ursprünglich war man bescheidener, gab sich unbekümmert um den äußeren Rahmen dem Vergnügen des Miterlebens hin. Das Theaterspiel selbst, ob nun geistlichen oder weltlichen Inhalts, ist alt, über die Beschaffenheit der Aufführungsstät ten fehlen fast alle Nachrichten, jedenfalls gab es keine richtigen Bühnen, auch kaum Kulissen. Ein einfaches Holzgerüst, einige aufgehängte Teppiche genügten. Erst 1711 errichteten die Jesuiten in Linz in ihrem Kol leg einen Theatersaal und erhielten dafür eine ständische Beihilfe von 6000 fl; aber das war zu einer Zeit, da man sich schon lange an die „Gastspiele" von Berufsschausplelern ge wöhnt hatte. In Linz hört man von diesen erstmals In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Linz als wichtiger Verkehrs- und Handelspunkt lockte, speziell zu Marktzelten, natürlich auch Thea terleute an. Trotzdem gab es noch lange kein festes Schauspielhaus. Jede Truppe, die die Splelgenehmigung erhielt, mußte sich an der Donaulände außerhalb der Stadtmauern in der Gegend der heutigen Zollamtstraße eine hölzerne Splelhütte errichten und sie nach her wieder abbrechen. Erst 1752 ließ die Stadt einen städtischen Speicher an der Un teren Donaulände durch den Baumelster Jo hann Matthias Krinner in ein Schauspielhaus umbauen; dies geschah allerdings ziemlich freudlos und nur über Aufforderung der Stän de, die ihrerseits einen Plan Krinners für ein ständisches Theater abgelehnt hatten. Neben diesem städtischen „Schauspielvier tel" an der Donau entwickelte sich schon Im 17. Jahrhundert ein zweites Theaterviertel vor der westlichen Stadtmauer und hierin sind die Vorläufer unseres Landestheaters zu se hen; eine Parallele, die heute noch In Bruck nerhaus und Landestheater besteht. Die Stände hatten Anfang 1644 auf ihr diesbe zügliches Ansuchen von Kaiser Ferdinand III. den kaiserlichen Mautgarten zur Errich tung einer Reitschule und eines Tummelplat zes erhalten. Noch Im November 1644 erhielt der Bauschreiber den Auftrag, den Reitplatz instandzusetzen und im nächsten Jahr wurde der Reitstadel zu bauen begonnen, konnte aber erst 1650 als fertiggestellt betrachtet werden. In den Folgejahren kamen noch eini ge Ergänzungsbauten hinzu, von 1693 bis 1695 folgte ein erweiterter Neubau und 1697 schließlich das neue ständische Ballhaus. Doch schon die alte Reitschule muß ein ziem lich stattlicher Bau gewesen sein, denn sie wurde wiederholt als Theater verwendet, erstmals im Jahr 1670, als der Magistrat das Spielgesuch einer Truppe während des Ostermarktes abgelehnt hatte. Im allgemei nen werden die namhafteren Theatergrup pen hier die Spielerlaubnis erhalten haben, wohl nicht nur um ihnen das Aufbauen der Spielhütte zu ersparen, sondern damit auch die Mitglieder der Stände Theaterfreuden ge nießen konnten, ohne die doch nicht sehr be quemen Bedingungen und die vielleicht auch nicht immer sehr angenehme Gesellschaft an der Donaulände mit in Kauf nehmen zu müssen. Anfang 1682 z. B. erhielt der Bau schreiber den Auftrag, das nötige Holz für ein Theater in der Reitschule zu beschaffen, da die Stände den fürstlich Eggenbergischen Komödianten die Schauspielerlaubnis wäh rend des Bartholomämarktes zur Unterhal tung des Adels erteilt hätten; diese Truppe trat In der Folge mindestens bis 1687 auf. Auch in Linz zeigt sich also, wie In den mei sten anderen Städten, daß Reitschulen und Ballhäuser für Theateraufführungen verwen det wurden, bestanden hier doch meist die einzigen Säle, die eine Bühne und genügend Zuschauer aufnehmen konnten. 1697 war dann das neue Ballhaus fertigge baut; die Gesamtkosten betrugen 17.830 fl. Baumeister war kein geringerer als Carlo An tonio Carlone, die Bauführung hatte Matthias Ellmayr inne. Wie großzügig dieses Ballhaus gestaltet war, kann man daraus ersehen, daß Bartholomeo Carlone und Geronimo Flomberto die Stuckarbeiten ausführten. Aller dings scheint man dort und da erst noch mit Provisorien gelebt zu haben, denn 1701 erbot sich der Bildhauer und Stukkateur Franz Jo sef Feichtmayr (auch Felchtner), das Ball haus mit Kunststeinplatten zu pflastern. Die Stände ließen Ihm Ende November mitteilen, daß sie sich für rote Platten entschieden hät ten, daß ihnen aber der geforderte Preis von 1000 fl und 50 Taler Leihkauf zu hoch erschei ne; er solle also einen wohlfeileren Preis ma chen, damit man die Arbeit nicht einem ande ren Bewerber übertragen müsse. Außerdem müsse er bekanntgeben, wie lange er für die Haltbarkeit hafte. Das neue Angebot Felchtmayrs ist nicht erhalten, aber er bekam den Arbeltsauftrag. Vom Bartholomämarkt 1712 wissen wir von den ersten Opernaufführun gen im Ballhaus, gestaltet von einer italieni schen Truppe. Der landschaftliche Ballmei ster Johann Christoph LangetI und der Ballhausmarkier Ferdinand Martin baten da mals um eine finanzielle Beihilfe, da sie durch die „Operisten" einen Verdienstent gang hatten; es wurden ihnen 36 bzw. 40 fl bewilligt. Auch in den folgenden Jahren ga stierten immer wieder Theater- oder Opern truppen hier, so z . B. zum Bartholomämarkt 1733 die Truppe des Antonio Denzio und dann 1743 als wohl bedeutendste die des Pietro Mingotti; sie war von Mai bis September in unserer Stadt und trat auch anläßlich der Erbhuldigung für Maria Theresia auf. Diese Gastspiele brachten neben Schauspielen auch die ersten Opernaufführungen nach Linz ins „Theatro al Ballhauß". War es nun der Einfluß von Operndlrektor Mingotti — er hat 1736 in Graz das erste Theater erbaut und in manchen Städten, in denen er länger wellte, ein solches Gebäude errichtet — oder war einfach der Erfolg beim Publikum ausschlaggebend, jedenfalls rich tete Johann Matthias Krinner, einer der be deutendsten Linzer Baumeister — unter an derem sind das Elisabethinenkloster, die Ursulinenkirche und der Umbau der Minoritenkirche sein Werk — 1751 an die Stände das Gesuch, ihm das Ballhaus als „Ko mödienhaus", einen Saal für Ballredouten und einige Nebenräume für die Dauer von zehn Jahren zu überlassen; als Gegen leistung würde er auf seine Kosten ein Theater erbauen und nach der angegebenen Frist unentgeltlich den Ständen übergeben. Diese aber wiesen den Vorschlag ab, da „dieser Umbau weder zur Ehre noch zum Nutzen der Stände sei und daß dadurch viel mehr das Landhaus und der Stände andere allda befindliche Gebäude in größere Feuers gefahr und andere Ungelegenheiten kom men könnten". Schade! Trotzdem gewann der Theaterbaugedanke, der Wunsch nach einem eigenen attraktiven Gebäude Immer mehr Anhänger. Besonders Landrat und Lan desanwalt Johann Franz Achaz Herr von Stiebar nahm sich dieser Angelegenheit kräf tig an. Er führte erst gemeinsam mit Franz X. Freiherr von Pocksteiner und dann allein über zehn Jahre das Stadttheater, holte bedeuten de Theatergruppen nach Linz und gründete 1772 eine „adelige Theatersozität". Im selben Jahr machte Stiebar den Ständen den Vor schlag, das Ballhaus, dessen Funktion ohne dies schon längst beendet war, gänzlich auf zulassen und dafür einen Redoutensaal zu erbauen. Diesmal waren die Stände einver standen und bewilligten sogar Gelder hIefür, ja übernahmen schließlich die gesamten Ko sten von 5703 fl. Bekannte Linzer Handwer kernamen finden sich beim Bau des Redoutensaales, so u. a. der Baumeister Johann Baptist Gangl, der Steinmetz Johann Michael Herstoffer, der Zimmermeister Leopold Hip pe!, der Hafner Gabriel Fischer. Neben dem Redoutensaal Im 1. Stockwerk, mit dem Linz nun endlich einen wirklich re präsentativen Raum für festliche Veranstal tungen jeder Art besaß, befanden sich im Ballhaus zu ebener Erde nun noch Räume zur Abhaltung von „Casslnen" (geschlossene Gesellschaften), Billiard- und Spielzimmer, Rauchzimmer „für die Tabakschmaucher der besseren Gattung" und eine Zuckerbäckerei

(Kaffeehaus). Ein Salettl, erst aus Holz, spä ter gemauert, als Speiseraum für den Adel wurde hinzugefügt und Achaz von Stiebar ließ den ehemaligen Mautgarten hinter dem Kasino, wie das Gebäude nun hieß, auf eigene Kosten mit Bäumen, Spalieren, „an deren Verzierungen" und einer kleinen Oran gerie mit 32 Bäumchen in Kübeln ausgestal ten. Zur selben Zeit erwarben die Stände den vor dem Kasino liegenden Stadtwall, ließen ihn mit Bäumen bepflanzen und schufen so die erste öffentliche Parkanlage der Stadt; für die Arbeit bezahlten sie 300 fl. Im Herbst 1787 wurden Kasino und Redoutensaal dem Theaterdirektor Johann Appelt überlassen. Noch aber fehlt der Theaterbau selbst. An seiner Stelle befand sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts die ständische, zeitweilig auch die bürgerliche Schießstätte; 1792 wurde sie in den Schloßgraben verlegt. Bereits im Frühjahr 1773, also damals, als der Umbau des Ballhauses zu einem Kasino in vollem Gang war, regte der Theaterliebhaber Achaz von Stiebar die Erbauung eines stän dischen Theaters neben dem Ballhaus an. Er regte aber nicht nur an, sondern legte auch einen Finanzierungsplan in zwei Varianten bei, je nachdem ob die Stände selbst den Bau durchführen wollten oder ein privater Un ternehmer gefunden werden sollte. Im letzte ren Fall müßten der Redoutensaal und der Platz, auf dem derzeit Fecht- und Tanzschule, wie auch die Schießstatt stehen, auf 16 Jahre verpachtet werden; die Stände müßten durch sechs Jahre je 500 fl beisteuern und gestat ten, daß der Unternehmer den Bau durch eigene Bauleute, allerdings einem vorgeleg ten Plan gemäß, ausführt. Auch müßte bewil ligt werden, daß der Pächter die Theatervor stellungen, wie auch die maskierten Bälle ohne Abgaben, ausgenommen einen kleinen Beitrag ad pias causas, veranstalten darf und daß die Jahre, in denen keine Schauspiele und Bälle stattfinden, nicht als Pachtjahre ge zählt werden. Erst nach Ablauf der vollen Pachtzeit sollte das Gebäude den Ständen ohne Entgelt überlassen werden. Die Stände wollten sich nicht die Bürde des Baues aufhalsen, man betraute die Theatersozität damit, die Verordneten sollten diesbe zügliche Verhandlungen führend die Ergeb nisse bloß „pro notitia" vortragen. Jedenfalls sollten die Stände mit keinen finanziellen Ver pflichtungen, ausgenommen eventuelle spä tere Reparaturen, belastet werden. 1774 lie ferte der Landschaftsarchitekt Heinrich Ferdinand Vaultrin de Saint Urbain einen er sten Entwurf, den er „Grundt Riss und Profil eines Opera Hauses, in Form einer Ellipse, welches an den Redoutensaal wegen Be quemlichkeit angebaut werden kann" betitel te. Tatsächlich bildete die Längsseite an der Promenade die geradlinige Fortsetzung des Redoutensaalgebäudes; der kleine Innen raum erscheint sehr reizvoll, wies ein ovales Parkett und zwei Galerien mit 16 Logen auf. Ein zweiter, ungefähr gleichzeitiger Plan sieht bereits eine einheitliche Fassadengestaltung von Theater und Kasino vor. Alle Pläne waren nun vorhanden, auch hatten die Stände nichts gegen die Bauführung einzuwenden, finanziell aber wollten sie sich nicht beteili gen, auch nicht nach neuen Vorschlägen Stiebars, der u. a. den Erlös aus dem Verkauf des Bergschlößls dafür verwenden wollte, C/miM .Kih fiH'J l'/>na JfatiJ, m Ji-iM •i-.'l.kj .,/fl iW i/nti/. fl 11 fl Ii » H ■ F f n i I E R f.,i 1.i: I 1 K i Heinrich Ferdinand Vaultrin de Saint Urbain, Projekt für einen Theaterneubau in Linz, datiert 12. Mai 1774, OÖ. Landesarchiv, Plänesammlung Nr. Vlii 1 k Plan für einen Theaterneubau in Linz, Maurermeister J. Gangl 1786, OÖ. Landesarchiv, Piänesammlung Nr. Vlli 11

ebenso fand sich kein entsprechender Unter nehmer und so unterblieb die Realisierung vorderhand. Erst die Macht von Naturgewalten trieb die Angelegenheit einen Schritt weiter. Das Hochwasser von 1786 machte das Stadtthea ter unbenützbar und nachdem die Verordne ten bereits im August die Stände ermahnt hatten, wegen des Theaters einen Beschluß zu fassen, ersuchte der ständische Ausschuß die Landesregierung, beim Kaiser das Ge such zur Erbauung eines neuen Theaters aus ständischen Mitteln zu befürworten. Dieses Gesuch enthält schon sehr genaue Vorstellungen und wieder einen Finanzie rungsplan. Da das Theater der Allgemeinheit dient, wäre es ja billig, wenn es aus ständi schen Mitteln errichtet würde. Unter anderem heißt es in dem Gesuch: „Als Platz für das neue Theater würde sich dieser Ort, wo der zeit die öffentlichen Redouten und Kasinen abgehalten werden, sehr gut eignen, da hier schon alle notwendigen Gesellschaftsräume vorhanden sind, so daß diejenigen Personen, welche nicht während der ganzen Zeit der Vorführung im Theater beiwohnen wollen, sich in dem daranstoßenden Saal, den Zim mern, im Garten oder auf der nahe gelege nen Promenade durch Spazierengehen oder gesellschaftliche Unterhaltungen die Zeit vertreiben können. Außerdem führt eine gute Straße und ein mit breiten Steinplatten ge pflasterter Weg dorthin, wo auch genügend Platz für die Wagen vorhanden ist. Der Bau selbst würde der Stadt zur Zierde gereichen." Der Kostenvoranschlag lautete damals auf et was über 25.000 fl und mit Hilfe von Darlehen, Realitätenverkäufen und Steuerentgegen kommen des Kaisers hoffte man die Summe aufzubringen. Der Kaiser schien auch damit einverstanden und wollte nur eine Änderung dahingehend, daß der Bau nicht entlang der Gasse errichtet werden, sondern sich mit selner Länge in den Garten erstrecken sollte. Das Tor am Ende des Redoutensaales sollte abgebrochen und statt dessen eine Gasse bis zur Reitschule geschaffen werden, damit man eine gute Zu- und Abfahrt für das Thea ter bekomme. Die Stände ließen diese Ände rung durch einen Plan verifizieren; vielleicht stammte auch dieser von Vaultrin, er ist nicht signiert. In seiner reichgegliederten, schma len Front zur Promenade hin wäre dieser Bau bestimmt ein reizvolles Baudenkmal dieser Zeit gewesen. Ende November 1786 aller dings wird den Ständen mitgeteilt, daß der Kaiser angeordnet habe, vor dem Bau eines neuen Theaters notwendigere Aufgaben, wie die Erweiterung der Gebäude der „Barmher zigen" und der Elisabethinen, und die Schaf fung anderer öffentlicher Anstalten für Kran ke und Bedürftige durchzuführen. Deshalb wurde dann auf Vorschlag des Reglerungs präsidenten Graf Heinrich von Rottenhann 1788 der Redoutensaal notdürftig als Theater zugerichtet. Die Bühne gegen das heutige Theater zu war 18 m breit und 14 m tief, bot Platz für acht Kullssenpaare und war für die damals sehr beliebten Maschinenkomödien mit einem „Sturzboden zu allfälligem Flug werk" ausgestattet. Die „Anziehzimmer" hin ter der Bühne über der alten Fechtschule dienten zugleich als Statistenzimmer, der Bo den darüber und über dem Speisesaal als Fundusmagazin. Im Zuschauerraum wurden drei Galerien mit insgesamt 24 Logen einge baut. Die 22 Sperrsitze und die zum Teil ge polsterten Sitzbänke im Parterre konnten ent fernt werden, um auch weiterhin Redouten abzuhalten. Jedenfalls geschahen die Arbei ten in aller Eile und gewiß, ohne notwendige Sicherheitsvorkehrungen zu beachten. Dies zeigte sich in der Folgezeit. Abgesehen da von, daß 1791 ein Luster abstürzte (nach Be richt des Bauschreibers aus „unglücklichem Versehen" und nicht wegen eines mangelhaf- •^1 .JS-'..' % '-v t — afBagy_> I9T I I IJJ ■■1, i--ii p^- ,11 7 ten Seils; trotzdem beschloß man die Luster besser zu befestigen), drohte 1792 die Polizei mit der Sperre des Theaters, als sie nach einem Brand (glücklicherweise nach Ende der Vorstellung) einen Lokalaugenschein vor nahm. Vor allem wurde ausgesetzt: Die Ka mingerichte sind aus Holz und die Kamin türen weder von Eisen noch mit Blech beschlagen; die in die Öfen eingezapften Schläuche sind so eng, daß sie nie richtig ge reinigt werden können; bei den Ankleidezim mern ist eine hölzerne Treppe angebracht, die natürlich gleich Feuer fangen und den Schauspielern den Weg versperren würde und die Zuschauer haben nur einen ordentli chen Ausgang, denn der zweite führt über einen hölzernen Gang und eine ebensolche Stiege, die niemand, auch bei Licht nicht be nützt, um nicht Schaden zu nehmen; selbst bei einem blinden Alarm könnten viele Men schen verletzt werden. Im Sommer desselben Jahres überließ Kaiser Franz II. das von den Ständen überreichte Krönungsgeschenk In Höhe von 6000 Duka ten für wichtige Landesausgaben; man be schloß, von der Summe 10.000 fl für den Theaterneubau zu nehmen und den Rest von 1783 fl für die Renovierung des Redouten saales einzusetzen. Auch reichte man bei Hof wieder einen Theaterplan ein, der wohl die Zustimmung des Kaisers fand, dessen Aus führung aber auf sein Geheiß bis nach dem Friedensschluß verschoben werden sollte. Natürlich wurden im Redoutensaal die ärg sten Schäden behoben, aber eben nur die ärgsten und diese nur notdürftig. So kann es nicht wunder nehmen, daß 1797 schon wie der Klagen wegen des schlechten Bauzu standes laut wurden:. . .„vor allem die zweite Galerie dem Einsturz nahe sei und die Zuhö rer, besonders jene in den Galerien durch den Schwärm von Ratten, mit welchen das Frontalansicht des landschaftlichen Redouten saales und Theaters um 1800, OÖ. Landesarchiv, Plänesammlung Nr. VIII 15

Johann Maria Monsorno, Blick auf die Promenade vom Gasthaus „Zum Römischen Kaiser", um 1830, Aquareli, OÖ. Landesmuseum OA Linz II 16/1. — Foto: Franz Michalek Theatergebäude angefüllt ist, immerhin beunruhigt werden" . . . In der Zwischenzeit hatte der Architekt des ständischen Bauamtes Franz X. Martineiii 1794 einen weiteren Theaterplan verfaßt und es war auch 1795 bereits ein neuer Vertrag mit dem Theaterdirektor Franz X. Glöggl ab geschlossen worden, der einen Entschädi gungspassus für die Zeit des Theaterbaues enthielt. Nach dem Frieden von Campoformio beschlossen die Stände anfangs 1798, Bauholz für 4000 bis 5000 fi zu kaufen und auch Steinmetzarbeiten zu bestellen; der ständische Architekt Ferdinand Mayr entwarf einen Plan, der sich an den Beispielen von Graz, Brünn, Passau und Krumau orientiert hatte. Wieder wurde die Ausführung bis zum nächsten Friedensschluß aufgeschoben. Und dann war es wieder eine Katastrophe, die endgültig zum Theaterbau führte: der gro ße Linzer Stadtbrand am 15. August 1800. Der Redoutensaai war zwar vom Feuer ver schont geblieben, das Gutachten, das die hiezu Beauftragten — Michael Ziegier, Propst von St. Florian, und Graf von Seeau — am 28. September 1800 abgaben, war aber nie derschmetternd. Ob nun Dachboden oder Bühne, Gänge oder Zuschauerraum, alles war in höchstem Maße feuergefährdet, an manchen Steilen sah man die Spuren von entstandenen, zum Glück schnell gelöschten Bränden; mit Löschrequisiten wäre im Ernstfall nichts auszurichten, so daß die ge schalten Decken und die nicht gesicherten Böden gleich einstürzen müßten Es ist gleichgültig, wo ein Feuer entstünde, alsbald würde das ganze Gebäude in Flammen ste hen, ein Teil der Zuschauer würde durch Rauch, der andere durch Erdrücktwerden zu grunde gehen und nur wenige, die der einzi gen Tür am nächsten befindlichen Zu schauer, könnten sich vielleicht retten. Schiimmerweise steht noch in der Nähe des Theaters der ständische voiie Hoizstadei und die Zimmerstätte, die mit Hafer und Heu an gefüllte Reitschule und daran angrenzend die ständischen Häuser. Die halbe Vorstadt könnte auf diese Weise ein Raub der Flam men werden. Wem diese Schilderung über trieben erscheint, der möge sich durch den Augenschein selbst überzeugen. Das ganze Gebäude ist nicht zu einem Theater geeig net, wozu es ja auch nur provisorisch be stimmt wurde und in den ganzen k. k. Erblan den wird sich kein so polizeiwidriges und gefahrvolles öffentliches Gebäude finden." Die Gutachter schlugen vor, sobald es die Jahreszeit erlaube, zugleich mit dem Land haus ein neues feuersicheres Theater bauen zu lassen. Das derzeitige Gebäude aber soll te gesperrt werden und wenn schon das Kasi no welter bestehen sollte, müßte es durch ^ fc 'i)hcajitr u: f 1 S'.'i. Unbekannter Meister, „Theater u. obere Promenade Linz am 25t. Juli 1837", Stadtmuseum Linz, Inv. Nr. 14.902. Foto: Franz Michalek

Otto Nowak, Ansichtdes Zuschauerraumes des Landestheaters Linz, Öl auf Leinwand, sign. u. datiert 1912, Leihgabe der Sparkasse Linz an das Landestheater Linz. — Foto; Peter Wurst Schüttmauern vom Schauspielhaus abge trennt werden. Mit dem Theaterbau wurde in der Folge auch das ehemalige Ballhaus renoviert; nicht nur daß es mit dem Theater eine einheitliche Straßenfront erhielt, es entstanden hier auch einige neue Räume in fester Bauweise. 1814, als man den Zaren — allerdings vergeblich — erwartete, versah man den Redoutensaal so gar mit einem Parkettboden. Der Saal wurde, nun sehr repräsentativ, im 19. Jahrhundert für verschiedene Zwecke verwendet, bis 1929 in ihm die „Kleine Bühne" des Landestheaters eingerichtet wurde, die bis 1942 bestand. An schließend wurden hier die Kammerspiele untergebracht, die 1958 nach den Plänen von Clemens Holzmelster einen eigenen Bau an der Ecke Promenade-Lessingstraße erhiel ten. Im September 1800 besichtigte eine kai serliche Kommission mit dem Architekten Gottlieb Nigelli die Brandstätten und forderte neben einem Situationsplan aller ständi schen Gebäude auch einen neuen Theater plan an. Der ständische Architekt Ferdinand Mayr entwarf ihn, er wurde grundsätzlich ge nehmigt, nur waren anscheinend einige Än derungen nach den Vorschlägen des Wiener Baumeisters Karl Mollner zu machen. Mit Ab änderungen, Vervollständigungen und Be gutachtungen der Pläne verging das Jahr 1801. Ferdinand Mayr erhielt die Bewilligung, die Wiener Theater genau zu besichtigen; vor allem Emanuel Schikaneders neuerbautes Theater an der Wien gefiel Mayr durch seine wohlüberlegte und praktische Gestaltung so gut, daß er sich vieles davon zum Vorbild nahm. Lediglich die Größe des Zuschauer raumes wurde auf Linzer Verhältnisse zuge schnitten: 782 Sitz- und 290 Stehplätze. Im Winter wurde das Baumaterial ange schafft und im Frühjahr mit dem Bau begon nen; bis zum Winter war der Rohbau fertig und während der kalten Jahreszeit konnte der Zuschauerraum ausgebaut werden. 280 Maurer, von drei Linzer Meistern gestellt, hat ten rund 1,5 Millionen Ziegel verarbeitet; der Bau kostete 101.458 fl, wovon 14.342 fl auf die Innere Einrichtung entfielen. Dem abschlie ßenden Bericht von Ferdinand Mayr und Bau schreiber Anton Löffler zufolge, hatte die Straßenfront eine Länge von 32 Klafter; hier waren die beiden Haupteingänge, einer für das Theater, der andere für den Redouten saal. Das Theater selbst hatte eine Länge von 28 Klafter, eine Breite von 9 Klafter 5 Schuh. Das Theater hatte eine Ziegeldachung, von außen in Form eines französischen Daches (Mansardendach) erhalten, von innen aber war es als Bollendach gebaut (aus Bögen von Ladenzeug konstruiert, so daß viel freier Raum entstand, was vor allem über der Büh ne wichtig war); diese Art war damals in den österreichischen Ländern einzig dastehend und wurde bald nachgeahmt. Der Zuschauerraum hatte drei Galerien er halten, die nach dem Vorbild des Theaters an der Wien leicht zurückspringend angelegt waren. Das Parkett hatte 37 Sperrsitze (die beiden ersten Reihen), 24 Bänke und 4 Lo gen; eine Numerierung der Plätze wurde erst mals 1814 versucht, aber wieder aufgehoben. Der später angelegte Mittelgang und die Sei tengänge dienten zum großen Teil als Steh plätze, vor allem für die Männer, denn die Sitzplätze blieben vorzüglich dem weiblichen Geschlecht vorbehalten; den rechten Selten gang benützten vorwiegend die Geistlichen, weshalb er „Pfaffengang" genannt wurde. Die Beleuchtung geschah aus Bllllgkeitsgründen mit Unschlitt, obwohl in größeren Theatern seit 1790 schon mit Öllampen be leuchtet wurde. Die Bühne hatte vorne eine Welte von 6 Klaf ter 2 Schuh, konnte auf 10 Klafter vertieft wer den und hatte einen hohen Freiraum. Für die Bühneneinrichtung hatte Mayr bereits einen Schnürboden entworfen, wodurch rasche Verwandlungen möglich wurden und für den eben auch der Dachstuhl abgestimmt wor den war. Als Nebenräume gab es im Theater außer den Garderoben ein großes Malerzim mer, Probenzimmer, eine Wohnung für den

- * »V .1* Otto Nowak, Außenansicht des Landestheaters Linz von Norden, Öl auf Leinwand, sign. u. datiert 1912, Leihgabe der Sparkasse Linz an das Landestheater Linz. — Foto: Peter Wurst Der alte Redoutensaal um 1920. Foto: Fürböck. — Neuaufnahme: Franz Michalek Theaterunternehmer, einen Zuckerbäcker und ähnliches. Durch den Stadtbrand war es auch möglich geworden, einen neuen Zugang zum Theater zu schaffen, die heutige Theatergasse, die damals als die schönste Straße von Linz be zeichnet wurde. Außerdem wurden die Park anlagen vor dem Theater auf Anregung des ständischen Syndikus Spaun neu gestaltet. Kurz nach der Eröffnung wurde das Theater von französischen Truppen geplündert, ob wohl französische Generäle für fast 150 Abende die Logen in Anspruch genommen hatten. Im Lauf der Zeit wurden Umbauten und Er gänzungen durchgeführt, so erstmals 1806 als Erzherzogin Elisabeth nach Linz zog und Plätze für ihren Hofstaat benötigte; der erste Rang wurde damals ganz mit Logen verbaut. Als Theatermaler waren Anton Hitzenthaler d. J., dann Lukas von Martineiii und schließ lich Franz Gebel tätig. 1842 wurde durch den Baumeister Johann Metz an der Lessingstra ße ein Magazin für die Dekorationen erbaut. 1858 wurde die Gasbeleuchtung eingeführt, durch gefärbte Glaszylinder und Seidenschir me konnte man eine „magische" Beleuch tung erzielen. 1864 versuchte man eine elek trische Beleuchtung, die ab 1888 dauernd verwendet wurde. 1828 wurde die erste moderne Bühnenbeleuchtungsanlage einge-

Unten: Fassade des Landestheaters Linz im April 1947. Foto: Feichtenberger. — Neuaufnahme: Franz Michalek Rechts: Franz Xaver Weidinger, Zuschauerraum des Großes Hauses im Landestheater Linz vor Umbau 1955—58, Aquareii, OÖ. Landesmuseum. Foto: Franz Gangi baut. 1840 wurde die Meißnersche Zentral- (Warmluft-)Heizung eingerichtet, 1882 erhielt die Bühne den eisernen Vorhang. Ende des 19. Jahrhunderts trat bereits die Frage eines Theaterneubaus auf; Bürgermei ster Gustav Eder erklärte sich 1900 zu einer Mitfinanzierung bereit. Trotz der Gründung eines Theaterbauvereines und eines Archi tektenwettbewerbes, an dem sich u. a. auch Ferdinand Fellner und Hermann Helmer be teiligten, kam es jedoch nicht dazu. Erst 1939/40 geschah eine grundlegende Umge staltung durch den Münchener Paul Wenz, wovon vor allem das Bühnenhaus betroffen wurde; damals erhielt das Theater eine Dreh bühne. Blieb damals der Zuschauerraum im wesentlichen unverändert, wurde er beim Umbau 1955 bis 1958 vollkommen neu ge staltet. An der künstlerischen Ausgestaltung waren Gudrun Wittke-Baudisch mit Decken stuck, Fritz Fröhlich mit der Deckenmalerei „Orpheus und die Tiere", Walter Ritter mit einem Statuettenzyklus aus Terrakotta und Rudolf Kolbitsch mit seinem Zyklus „Mensch und Maske", gemalt auf vergoldeten Holzta feln, beteiligt. Damals wurde auch die Schau seite um vier Achsen nach Norden ver längert. Architekt war Professor Clemens Holzmeister. Der letzte Umbau erfolgte im Sommer 1981; die alte Drehbühne war schwach geworden, sie rumpelte und quietschte und war schließ lich auch gefährlich. Sie wurde ersetzt durch eine aus zwei Scheiben bestehende, zentral gelagerte Zylinderdrehbühne, die auf der oberen Scheibe eine verfügbare Fläche von 165 m2 und auf der unteren von 129 m^ be sitzt. Diese wird elektronisch gesteuert und hält mit einer Genauigkeit von 2 cm an. Bei Stromausfall kann sie auch manuell bewegt werden. Ihre Kosten betrugen incl. Montage 6,3 Millionen Schilling. — Geliebtes altes Gro ßes Haus, immer wieder ein Sorgenkind! ■'« .;'T" i Außenansicht des Landestheaters Linz von Norden vor dem Umbau. Foto: Wöhrl. — Neuaufnahme: Franz Michalek

m u fi I f )CJ/&^ eAt Etwa 280.000 Besucher | oV^aIAOthAOtAK I in^ kommen jährlich ins L.«! lUCOll ICALd ^11 1^ Großes Haus (Oper, Operette, Ballett, Schauspiel) Kammerspiele (Schauspiel) Theaterkeller Ursulinenhof (Zeitgenössische Dramatik) Die Oper „Arabella" von Richard Strauß steht derzeit auf dem Spielplan des Großen Hauses. Unser Bild zeigt Riccardo Lombardi als Mandryka und Linda Roark-Strummer als Arabella. 4A

Das Heimathaus in Steyr (Innerbergerstadel) Eines der interessantesten Gebäude der an historischen Objekten reichen Eisen stadt Steyr ist der „Innerberger Stadel" am Grünmarkt. Er wird als eines der bedeutendsten Wirtschaftsgebäude der Renaissance bezeichnet und wirkt mit seinen Grabendächern, dem Sgraffitoschmuck und Rustikaportal wie ein monumentales Bauernhaus. Die reich gestaltete Fassade zeigt über dem Haupt portal das Fresko mit dem Getreidekauf der Brüder Josefs in Ägypten. Diese Dar stellung beweist, daß das Gebäude nicht zur Einlagerung von Eisen, sondern als Getreidespeicher diente. Die schicksalhafte Verbundenheit mit dem ,,schwarzen Metall" findet in einigen Sammlungen des Heimathauses sicht baren Ausdruck. So ist die Bezeichnung ,,Eisenmuseum" für das Heimathaus Steyr zutreffend, denn es ist ohne Zweifel und ohne Einschränkung als Spezialmuseum auf dem Gebiete des Eisenwesens anzusprechen, zeigt es doch den Sensen hammer, die Nagelschmiede, die Bauern schmiede, die Petermandlsche Messer sammlung, die Lambergsche Besteck sammlung, und darüber hinaus dominiert das Eisen auch in den anderen Beständen, wie bei den Waffen, Rechtsaltertümern, Grabkreuzen, Gegenständen des täglichen Gebrauchs, Fenstergittern, Wirtshaus schildern, usw. Die augenfälligste von den genannten Sammlungen ist der ,,Sensenhammer". In Originaltreue wurde hier eine komplette Sensenschmiede mit ursprünglicher Einrichtung aus der Umgebung aufgebaut. Im Jahre 1968 wurde eine ,,Nagelschmiede" eingerichtet. Neben dem Sensenhammer soll in der Nagelschmiede ein sehr alter, mit dem Eisen verbundener Hand werkszweig, seine museale Darstellung finden. Eine der herausragenden Sehenswürdig keiten des Heimathauses im allgemeinen und für das Eisenwesen im besonderen stellt die ,,Petermandlsche Messer sammlung" dar, aus deren Bestand rund 500 der schönsten Stücke, blanke Waffen und Messer aus Europa, Asien, Afrika und Amerika dem Besucher zugänglich gemacht wurden. Der Stahlschnitt ist eine künstlerische Technik, die schon in der Antike bekannt war und bis heute auch in Steyr gepflegt wird. Zuerst wurde diese Technik zur Ausschmückung von Messern und •■'Urs,,, •hV»' V-,' Bestecken angewendet. Die interessanten Objekte der ,,Lambergschen Messer- und Bestecksammlung" im Heimathaus Steyr legen davon augenfälliges Zeugnis ab. Die Gewehre verschiedenster Bauart weisen auf die langjährige Tradition Steyrs hin. Ein technischer Höhepunkt war die Erfindung des sogenannten ,,Tabernakel — Verschlußes" für ein Gewehr von Josef Werndl und Franz Holub. Vor ca. zehn Jahren wurde eine der schönsten Vogelsammlungen Österreichs eröffnet. Steyr verdankt diese prachtvolle Sammlung dem Ornithologen Karl Steinparz. Hier sind Vögel zu sehen, die bereits ausgestorben sind. Das Heimathaus Steyr ist mit seinem ureigenen Bestand, im besonderen mit seinen umfangreichen, interessanten Sammlungen, also in der Gesamtheit als ,,Eisenmuseum" mit diesem für die heimische Wirtschaft stets wichtigen Metall verbunden. Öffnungszeiten des Heimathauses Steyr: (Eintritt frei) 1. April bis 31. Dezember: Dienstag bis Sonntag: 9.30 — 12 Uhr Dienstag und Donnerstag: 14.30 — 17 Uhr 1. Jänner bis 31. März: Montag bis Freitag: 9.30 - 12 Uhr Montag, Dienstag und Freitag: 14.30 — 17Uhr Für Auskünfte stehen zur Verfügung: Fremdenverkehrsverband Steyr: Tel. 0 72 52/23 2 29 Kulturreferat der Stadt Steyr: Tel. 0 72 52/25 7 11-343 DW Heimathaus Steyr: Tel. 0 72 52/25 7 11-348 DW 10

Eine große stille Flamme erlosch Zum Gedenken an Josef Häupl Wilhelm Koller Zur ersten Kollektivausstellung Josef Häupls Im Mai 1960 In der Galerle Kllemsteln stand Im Einladungsprospekt zu lesen: „Fromm-gläubiges Dasein wählt nur Dinge und Sujets, die den Wert des Lebens garan tleren. Die Bilder malt er an Sonntagen und Feierabenden. Seine Malerei lebt aus from mer Dankbarkelt gegenüber dem Geschick und gläubiger Haltung gegenüber dem Men schen. Darin liegt aber die Gefahr seines künstlerischen Wandels, — leicht verkehrt sich die Dankbarkelt gegenüber dem Dasein In passive Lebenshinnahme und die Gläubig keit an den Menschen In eine Toleranz aus Furcht vor dem Nächstenl Eine Ahnung der negativen Selten des Ge sagten Ist aus den Bildern Josef Häupls deut lich spürbar. Seine Landschaften haben neben einer ge wissen paradiesischen Stimmung auch Im mer etwas von einem Friedhofsflecken an sich. In seinen Stilleben wird das Zurückzu cken der Farben voneinander spürbar, was oft der Malerei den Anschein gleichgültiger dekorativer Wirkung eindrückt. Doch man soll sich davon nicht täuschen lassen. Häupls zäher Lebenswille weiß die Formen durch eine stark ausgeprägte Kontur, die zugleich Abgrenzung und Verbindung Ist, In gehaltvol le Beziehung zu setzen. Das schönste Bei spiel hIefür Ist das Bild mit dem geschlachte ten Huhn. Häupls duldsamer Charakter, der In seinem opfervollen Geschick die wertvoll ste Kraft darstellt, kommt In dem oben ge nannten Bild zwingend zum Ausdruck. Die andere Seite aber, die Seite des Lebenstrot zes nämlich, tritt uns oft düster anmutend In seinen Landschaftsbildern entgegen. Zu sammengedrückt die Bäume, blockhaft, wehrhaft die Häuser, der Boden Immer schwingend. Es besteht für den ernsthaften und wohlwollenden Beschauer kein Zweifel darüber, daß trotz jener Selten an Häupls bis her Geschaffenem, die uns seine Problema tik zeigen, Häupl als eines der zukunftsträch tigsten Talente unseres näheren Kultur kreises geachtet werden muß." Diese mitschwingende Begeisterung, In einer für Kllemsteln so bezeichnenden über schwenglichen Form zum Ausdruck ge bracht, spricht für das Intensive Nahverhält nis des heute schon legendären Galeristen zu seinen betreuten Künstlern. Im Falle Häupl-Kllemsteln lag auch eine menschliche Gesinnungsverwandtschaft vor: beruhend auf Lauterkeit und unbezwelfelbarem Echt heitsanspruch. Das Ergebnis war ein Erfolg dieser Erstausstellung bei Publikum und Presse und damit ein aufgestoßenes Tor zur Öffentlichkeit für den überbescheidenen, sich selbst versteckenden Künstler. Das Le ben hat Ihn allerdings nicht verwöhnt und Ihn spartanisch zur Ausdauer, Beharrlichkeit und Genügsamkeit erzogen. Geboren am 6. Jän ner 1926 In Pram, nahe dem Innviertel, wurde er schon von frühauf In eine Landschaft ge pflanzt, die Ihn In urwüchsiger Lebensfreude und Sinnlerlust — bei Ihm allerdings schweigsam nach Innen gekehrt — aufwach sen ließ. Man spürt die, wenn auch andersge artete, Erdnähe zu Blllinger und Kubin In Josef Häupl bei der Arbelt Im Malersaal des Landestheaters Linz. Foto: Martin Schlndelar ! 1 11

manchen seiner ganz klobig gebauten male rischen Frühwerke, Er erlernte den Schlosserberuf, war in dieser handwerkiichen Sparte nach Kriegseinsatz und englischer Gefangenschaft längere Zeit tätig — und — entdeckte im Alleingang seine Berufung (für ihn übersetzt: Hingabefähig keit) zur bildenden Kunst, zur Malerei, zum Vexierspiel mit der Farbe. Man kann seine Entscheidung, die Freizeit für aktive Betäti gung in der Kunst zu opfern, ais idealistisch einschätzen, aber in der Motivation und deren Bewegkraft ist sie doch als ein Ent schluß zur Selbstverwirklichung zu werten. Seine Trag- und Beiastungsfähigkeit im Brot beruf und als Familienvater war in seinen zä hen Willen einbezogen. Mit dem Besuch der Kunstschule der Stadt Linz, zunächst in Abendkursen, später als Hörer und Schüler von Prof. Herbert Dimmel, gewann er die Möglichkeit, sich das handwerkliche Rüst zeug anzueignen. Die künstlerische Beein flussung durch den Lehrer hielt sich in Gren zen, obwohl der kompakte malerische und kompositionstechnische Kanon des Malers Dimmel über den Lehrer Dimmel sich seinen Schülern wirkungsvoll aufdrängte. Er wirkte nicht so sehr schulebildend, als vielmehr stimulant prägend auf Häupl, dessen damalige Sehnsucht nach großen Vorbildern zwischen einem Gezanne und der kurzen fauvistischen Periode eines George Braque hin und her schwebte. Später warder kubistische Braque sein „Inbild" einer absoluten Malerei. Der hö here Anspruch für das eigene Schaffen war also gegeben, der sensitive Anreiz wirksam, die Erlebniszone für die gestaltende Phanta sie greifbar nahe abgesteckt. Landschaften, Tiere, Stilleben, die Weit der kleinen Dinge boten sich an. Mit dem beruflichen Wechsel als Folge eines neuen Angebotes schien sich der Schwerpunkt Malerei auch lebensreali stisch zu festigen: Er kam in eine wichtige technische Abteilung des Linzer Landesthea ters — als Maler, ein dem Bühnenbild ver pflichteter Theatermaler! Er wurde Vorstand des Malersaales und innerlich „mitschwin gend" — vom Bühnenzauber auch hinter den Kulissen berührt — ein besessener Theatermensch! Durch seine Geschicklichkeit im Disponieren der wichtigen bühnenbildnerischen Vorarbei ten, seinem enormen Fleiß und das verstän dige Mitgehen mit den Ideen der Bühnenbild ner wurde er zu einem nicht mehr wegzu denkenden Mitglied des Theaterensembies. Aber erschlug nicht der nachproduzierende Theatermaler im Engagement den gestalten den Maler im freien Schaffensprozeß? Die impetuose Handschrift, und damit die starke, wenn auch unausgegorene Bewältigung der Fläche durch die für Häupls frühere Ölbilder so charakteristischen dunkeltönenden Farb bailungen, löste eine mehr in die Breite gezo gene malerische Erzählweise ab. Diese voll zog sich allerdings in einem mehr vordergründigen Duktus. Die Landschaften weisen, bei allen sensiblen linearen Veräste lungen, einen zwar noch immer dunkel ein getrübten, dekorativen Flächengianz auf, der an die vereinfachten Abbreviaturen der fran zösischen Fauvisten erinnert, sind aber in der Wirkung deutlich abgeschwächt. Immer stär ker entfaltete sich dagegen der Graphiker Häupl. Man kann seine Lithographien als Höhepunkt seines Schaffens ansehen. Ent scheidend für diesen Schwerpunktwechsel war vielleicht der Besuch der Salzburger Sommerakademie. Originalität der Einfälle paart sich hier mit klarem, formalem Aufbau und einer beachtlichen technischen Fertig keit. Die Persönlichkeit des Lehrers Siavi Soucek war für Häupl ein starker Faktor für die sichere Beherrschung der handwerk lichen Technik zur Umsetzung des graphi schen Materials in eine immer ausgeprägtere künstlerische Eigensprache. In seinen Farblithos, Holzschnitten und Aquarellen macht sich oft eine merkwürdige Mischung von Hu mor, kauziger Grübelei und hintergründiger Melancholie bemerkbar. Die Symbolkraft sei ner Motive wirkte überzeugend auf die Vor stellungsphantasie des Beschauers und trug viel zum Erfolg in Ausstellungen bei (etwa in der Galerie Forum 67; Galerie der Hypothe kenanstalt in Linz; Galerie St. Erhardt, Salz burg; Grüne Galerie, Kiagenfurt; Galerie der Staatsdruckerei, Wien; Galerie der Universi tät Innsbruck; Galerie Malkiste, Berlin). Diese immer stärker betonte eigenschöpferische Al ternative zum Bühnenmaler unterstrich im mer mehr die vielseitige Gesamtpersöniichkeit Josef Häupls. Dazu kam auch der vielfach geglückte Sprung vom Bühnenmaler zum Bühnenbildner (u. a. im Linzer Landes theater, Linzer Kellertheater und Studiobüh ne Linz). Der dienstfreudige Geist Häupls am Werk bewies auch hier seine Umsetzungsfä higkeit. Nach all den aktiven Jahren unter brach eine Krankheit den spannenden und angespannten Rhythmus. Der Künstler zog sich in seine einsame private Sphäre zurück. Von seinem Lebensauftrag galt es noch die letzte Klärung, Vereinfachung und Verdich tung zu vollziehen. Zurückgezogen in seinen Garten, pflegend sich seinen Blumen wid mend, in seinem Atelier zur alleinigen Aus sprache mit seiner geliebten Kunst bereit, schuf Häupl ein schmales und doch gewichti ges, ganz auf sich selbst bezogenes Spät werk. Objekte und Motive sind die gleichen geblieben: Landschaften, Häuser (beschei den in die schlichte Biidumwelt und schein bar am Rande eingebaut), Tiere und immer wieder Blumen. Eine bukolische Welt tat sich für ihn auf. Aus dem früheren expressiv ange hauchten und teilweise konstruktiv durch dachten Bildwerk wurde ein idyllisch empfun denes, aus der Impression empfangenes Dekorium. Ein Hoizschnittzyklus erinnert noch in etwa an frühere herb aufgebrochene Bildstrukturen, die kleinformatigen Ölbilder und vor allem die Aquarelle dokumentieren einen ergreifend schönen lyrischen BildEpilog eines reichhaltigen Schaffens, dessen große, stille Flamme im hohen Sommer erlosch. Josef Häupl, Blaue Blume, Farblithographie, sign. u. datiert J. Häupl 72, 54 X 44 cm 12

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Wir bieten Ihnen eine Vielzahl von MÖGLICHKEITEN: Klassischer Spitzentanz, Nationaltänze, Stepptanz, moderner Ausdruckstanz, Jazzballett, Bühnenausbildung, Akrobatik und Gymnastik. ABENDKURSE für Berufstätige . . . Teilnahme ab 4 Jahre. Johanna Wilk-Mutard 1. Linzer Ballett-Schule Anmeldung: . . . täglich, 15.00 — 19.00 Uhr 4020 Linz, Bethlehemstraße 24 Telefon (0 73 2) 27 93 66 4070 Eferding ^ ^ Schlossergasse 1 — Stadtplatz 33 Tel. 0 72 72/531 empfiehlt sich für Trachten, Heimdekor jeden Stils Betten, Bettwäsche, Wäsche, Souvenirs Grundsatz; Solide Qualität und persönliche Beratung Ing. Wilhelm Brauner - Dunge Kunst- & Antiquitätenhandel A-4070 Eferding Brandstätterstraße 20 Tel. 0 72 72/246 Beralung ■ Schätzungen ■ An- & Verkauf von Bildern. Möbeln. Skulpturen. KunstHandwerk, Volkskunst A-4020 Linz Herrenstraße 17 Tel. 0 73 2127 35105 Leopold /chörn ■ Gesellschaft m.b.H. & Co. KG INTERNATIONALE SPEDITION + TRANSPORTE A-4021 Linz, Weingartshofstraße 6 Telefon 0 73 2/54 2 11, Telex 21 4 02 KUNST-, ANTIQUITÄTEN- und INSTRUMENTEN TRANSPORTE, VERSICHERUNG, VERPACKUNG SPEDITION sdinlil AUSSTELLUNGSBETREUUNG ZOLLABFERTIGUNGEN LAGERUNG ANTIQUITÄTEN BABOR f.j;. ■ S- £ ^ J ■m4y' „Ländliche Idylle", Öl/Leinen, sign. Josef C. B. Püttner (1821—1881) Gemälde 18. und 19. Jahrhundert Silber, alter Schmuck, Möbel. Schmiedstr. 25, 4070 Eferding, Tel. 0 72 72/88 78 Montag—Freitag 9—11.30, 16—18 Uhr, Samstag 9—12 Uhr typografle gebrauchsgrafik fotosatz tiand- und masctiinensatz repro- und klisctieeherstellung bucti- und Offsetdruck fertigung papierhandel voggenhutjer 4070 eferding llnzer Straße 15 14

Das Phänomen der Musikstadt Eferding Heinrich Gattermeyer Es ist tatsächlich überraschend, daß mit einer so kleinen Stadt von kaum 4000 Einwohnern, wie Eferding, urplötzlich im 20. Jahrhundert so viele bedeutende Musikernamen verbun den sind: Johann Nepomuk David und seine Söhne Thomas Christian (Komponist und Di rigent in Wien) und Lukas (Geigenvirtuose in der BRD), die Komponisten Augustin Kubizek (Hochschuie für Musik, Wien), Heimut Eder (Mozarteum Salzburg), Fridolin Daiiinger (Linz, Pädagogische Akademie der Di özese Linz), die exzellenten Musiker Wolfgang und Leonhard Waiiisch (ORF-Orchester Wien), Karoiine Auer (Gamerata academica, Salzburg), Christine Schwarzbauer (Wiihering, Brucknerorchester Linz), Andreas Schnee (Eferding, Taientförderungsprämie des Landes Oberösterreich für Musik 1981) und andere, um nur einige Namen zu nennen. Die Recherchen nach dem „Warum?" waren für mich spannend wie ein Kriminalroman. Eine solche Kumuiierung von bedeutenden Musikern konnte kulturhistorische, geogra phische, wirtschaftliche und politische Ursa chen haben. So habe ich zunächst die histori sche Bedeutung der Stadt untersucht. Steinzeitiiche und keltische Siedlungen sind in Eferding nachweisbar, eine römische Ko horte hatte dort ihr Lager aufgeschlagen, im Nibelungenlied wird berichtet, daß Kriemhiid in Eferding auf ihrer Reise in das Hunneniand genächtigt hat. im frühen Mittelalter waren die Träger der Kultur die Klöster und die Für stenhöfe. 1222 wurde Eferding bereits zur Stadt erhoben. 1367 erwarben die Schaunberger von den Passauer Bischöfen die Stadt; nach dem Aussterben der Schaunberger folgten die Starhemberger, denen noch heute das Eferdinger Schloß gehört. Aus dem Schloß Eferding, Lithographie, um 1835, 00. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. OA I 50/1 kulturellen Leben dieser alten Kleinstadt im Mittelalter ist wenig bekannt, es darf aber an genommen werden, daß die nahegelegenen Klöster einen starken Bildungseinfluß auf die Stadtbewohner ausgeübt haben; Stift Wilhering 20 km entfernt, Engelszell 34 km, Krems münster 39 km. Die Stadt Wels 22 km und die Landeshauptstadt Linz 26 km, für die damals reiseerprobten Menschen keine allzu großen Entfernungen. In diesem Bereich haben die Minnesänger Dietmar von Alst, Der von Kürnberg und Tannhäuser gewirkt. Der Meister singer Hans Sachs weilte in Wels, sein Schü ler Paulus Freudenlechner hat 1604 dem Magistrat von Eferding ein Danklied auf Weihnachten „. . für alle empfangene gutund wohltaten" gewidmet. Der Astronom Jo hannes Kepler heiratete in zweiter Ehe 1619 die Eferdinger Bürgerstochter Susanne Reu tinger. Paracelsus weilte längere Zeit bei sei nem Freund Johann von Brandt, dem Efer dinger Stadtpfarrer, und schrieb dort seine Abhandlung „Entstehung und Heilung von Steinkrankheiten". Immerhin Belege dafür, daß in Eferding namhafte Persönlichkeiten ' , • *itt ' V *"■ 15

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