Oberösterreich, 33. Jahrgang, Heft 4, 1983

Oberösterreich aktuell Die Donau als Verkehrs- und Energieträger Bindeglied zwischen den Ländern Nieder- und Oberösterreich Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Drei Viertel der einstigen „Donau-Monarchie" vor 1918 gehörten flächenmäßig dem Ein zugsgebiet der Donau an, das damit zu etwa zwei Drittel Innerhalb der Grenzen dieses Rei ches lag. Kein anderer Großstaat Europas war In seiner naturgegebenen Infrastruktur des Verkehrsnetzes so stark auf eine fast alle wichtigen Flußläufe sammelnde Hauptader konzentriert wie das alte Österreich-Ungarn. Das nach dem Zusammenbruch verbliebene Kerngebiet, aus dem die Republik Österreich erstand, wurde geographisch und auch wirt schaftlich jedoch In noch ausgeprägterer Welse ein Donaustaat, als es das Vlelvölkerrelch der Habsburger gewesen Ist. Mit Aus nahme von Vorarlberg bzw. nur etwa 3 Pro zent der Staatsfläche gehört faktisch das ge samte Bundesgebiet zum Strombereich der Donau und Ist der Anteil Österreichs an der schiffbaren Flußstrecke mit 350 km Im Ver gleich zu dem auf etwa ein Achtel der einstigen Größe des Reiches geschrumpften Staatsge bietes relativ wesentlich größer als es vorher mit 1340 km war. Zum Einzugsgebiet des Stromes Im engeren Sinne bzw. wirtschaftlich und siedlungsmäßig gehören die dauernd besiedelten Räume der Bundesländer öberösterrelch, Niederöster reich und Wien bzw. 19.255 Quadratkilometer oder knapp 23 Prozent des Bundesgebietes - jedoch mit nahezu 57 Prozent der Bevölke rung und 69 Prozent der Industriellen Kapazi tät Gesamtösterreichs, öbwohl vielfach als ,,Alpenrepublik" bezeich net und auch tatsächlich Konzentrationsfeld der verkehrsmäßig wichtigsten Nord-SüdGebirgspässe Im östlichen Alpenraum, Ist Österreich doch zuvorderst Donauland und verdankt es seinen geschichtlichen Werde gang sowie seinen wirtschaftlichen Aufstieg In erster Linie der Lage am großen Strom sowie an den seinen Lauf begleitenden und Ihn kreu zenden Verkehrstransversalen. In Ihren An fängen läßt sich diese Entwicklung bis In frühgeschlchtllche Epochen zurückverfolgen. Die bestimmenden Komponenten von Natur- und Menschenwerk kamen Immer wieder von neuem zum Tragen und wirken auch In der Gegenwart mit aller Macht welter fort. Sie kennzeichnen die historische, volkstumsmäßlge und wirtschaftliche Schicksalsverbun denheit der Gebiete des heutigen öber- und Niederösterreich einschließlich von Wien, wo bei zweifelsohne der einstigen Residenz des Großreiches und heutigen Bundeshauptstadt nicht nur Infolge der Erhebung zu einem eige nen Bundesland gleichsam sul generls evolu tionär gegenüber dem niederösterreichischen Umland, In das sie gebettet Ist, eine vielfältige Eigenständigkeit zukommt und daher von der folgenden Betrachtung weltgehend ausge klammert sein kann. Holz, Eisen, Salz und Granit aus Oberösterreich Der Donaustrom als Verkehrs- und Handels weg war es, der als Hauptschlagader öberund Niederösterreich verbunden hat-von den Zelten der Flößerei und des Treidelzuges an Krems im Jahre 1710, Zeichnung eines unbe kannten Topographen, Oberösterreichisches Landesarchiv, Neuerwerbungen Ms. 140, mit der Bildbeschriftung; ,,diese gegendt ist nit ge nugsam zu beschreiben wegen des treflichen wein wachs, welches umb undt umb beiderseyts des Donastrom haüfig zu sehen ist" bis zu den Schiffsverbänden und dem Linien verkehr des Dampfschiff-Zeltalters sowie dem Entstehen moderner Hafeneinrichtungen und Industrien am Strom. Holz, Salz, Elsenwaren und Granit wurden auf den oberösterrelchlschen Zuflüssen, wie etwa Traun und Enns, sowie später mit der Pferdeeisenbahn Gmunden - Linz zu den Verladestellen am Strom geschafft und von dort nach Niederösterreich und Wien geführt, wo z. B. die Straßen der zur Weltstadt aufsteigenden Metropole - ebenso wie auch jene von Budapest- Im 19. Jahrhun dert mit Mühlvlertler Granit gepflastert wurden. So war u. a. die ZIzlau bei Linz, wo das Salz, welches mit der Pferdeeisenbahn aus Gmunden herangebracht wurde, auf Donaukähne zur Verladung gelangte, der erste Hafenbahn hof an der Donau überhaupt. Von der Donau zum Rhein und zur Moldau/Eibe Nicht selten standen bei den Konzepten über Verbindungskanäle nach Nord und Süd, Ins besondere von der Donau zur Moldau und Elbe, die beiden einstigen Krön- und heutigen Bundesländer auch zueinander In Konkur renz, so etwa um die letzte Jahrhundertwen de, als heftige Auseinandersetzungen darüber entbrannten, ob das vom Reichsrat beschlos sene und vom Kaiser sanktionierte Projekt einer schiffbaren Wasserstraßenverbindung von der oberösterreichischen Donau aus zur Moldau geführt werden sollte (unter Benüt zung der Wasserführung der Großen Mühl) oder von Korneuburg aus. All dies zeugt von der Bedeutung, die man seit jeher der Donau und einer Verbindung zu den anderen europäischen Wasserstraßen bei gemessen hat. Heute Ist es unbestritten, daß für Österreich In seiner Gesamtheit, und hier -1H-C ^ iitm I ... -» /■ V • fl / I J 67

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2