Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 4, 1982

„ ... Ein wenig Klang ... und eine ganze Seele." Das Stille-Nacht-Lied und die Stille-Nacht-Gesellschaft Roland Floimair „Ein Lied, wie geht's nur an, daß man so iieb es haben kann, was iiegt darin, erzähle! Es liegt darin ein wenig Klang, ein wenig Wohilaut und Gesang, Und - eine ganze Seele." Marie von Ebner-Eschenbach ,,Stiile Nacht" Mit seinen unzähligen Übersetzungen - 97 wurden schon vor Jahren gezählt - ist,,Stille Nacht" das weitaus verbreitetste Weihnachts lied. ist es auch das beliebteste? Viele lehnen das Lied ab. Es sei ihnen zu rührselig. Und Emotionen darf man heute nicht mehr zeigen, in einer von Technik und rationalem Verhalten geprägten Weit. Für andere ist das Lied ein fach Kitsch. Wahrlich: dieses Lied hat viele und namhafte Gegner. Und genauso wie es galt, die Schöpfer, Franz Xaver Gruber (Melo die) und Joseph Mohr (Text), in ihrer Urheber schaft zu verteidigen, mußten manche An griffe und Absichten, das Lied zum Beispiel aus Kirchengesangsbüchern zu verdrängen, abgewehrt werden. Ein Lied geht um die Weit! in den Schatz des bürgerlich-weihnachtlichen Liedgutes einge gangen, eroberte sich ,,Stille Nacht" eine un angefochtene Spitzenstellung als das Weih nachtslied schlechthin. Zum Weihnachtsfest gehören Weihnachtslieder. Das Fest will sei ner Freude oder Trauer Ausdruck geben. Eine der großen Ausdrucksmögiichkeiten des Menschen sind Spiel und Tanz, Musik und Lied. Kein Wunder, daß zu Weihnachten gerne gesungen wird. Die Liedforschung hat, so scheint es, ein längst lückenloses Bild der Entstehungsge schichte des Liedes geliefert und nicht minder verdienstvolle Freunde haben es in aller Welt bekanntgemacht. Daß es aber Immer wieder fortgesetzter Aufklärungsarbeit bedarf, mag folgende Meidung einer katholischen Nach richtenagentur verdeutlichen: ,,Braunau, 7. Dezember. Das österreichische Städtchen Braunau bereitet eine Gedenkfeier für einen namhaften Sohn der Stadt vor: Franz Gruber, den Komponisten von ,Stille Nacht'. Ein Aus schuß ist jetzt mit den Vorarbeiten zur Errich tung eines Gruber-Denkmales betraut wor den" . . .,,Gruber hat seine Geburtsstadt früh im Leben verlassen ... in Hailein schrieb er auch, Weihnachten 1819, die Musik zu dem vom Ortspfarrer verfaßten Weihnachtsge dicht . .." Zuviel Unsinn auf einmal! Aus der Erkenntnis dieser vielfach noch anzutreffen den Unwissenheit heraus wurde 1979 eine Gesellschaft gegründet, die sich dem Ge samtkomplex des Liedes widmet. Musikwissenschaftliche Forschungen über das Stiile-Nacht-Lied, über den Komponisten Franz Xaver Gruber und den Textdichter Jo seph Mohr, unter Bedachtnahme auf die Stil le-Nacht-Gemeinden Hochburg-Ach, Burg hausen, Lamprechtshausen, Oberndorf, Berndorf, Salzburg, Hallein und Wagrain, sind daher auch Hauptaufgabe der neu formierten Stilie-Nacht-Geselischaft. Besonders fühlt sich die Gesellschaft der Sicherung und der Aufführung der tonkünstlerischen Werke Gru bers verpflichtet. Die Generalversammlung von Halieln 1979 schuf die Voraussetzung für das Zusammenwirken der bisher um das Lied und deren Schöpfer bemühten Kräfte und Gemeinden. Demgemäß bezeichnet sich die Stille-Nacht-Gesellschaft als Verein zur Erfor schung des Lebens und Werkes von Franz Xaver Gruber sowie aller mit dem StilleNacht-Lied und Joseph Mohr zusammenhän genden Umstände. Bereits 1972 war im Kaisersaai der Saizburger Residenz eine StilleNacht-Geseiischaft gegründet worden. Doch organisatorische Fragen behinderten damals einen Zusammenschluß jener Gemeinden, in denen Gruber und Mohr gelebt haben und die sich daher als sogenannte Stilie-Nacht-Gemeinden bezeichnen. Im Gegensatz zu der vorher zitierten Meldung, die leider in mehr oder minder verwandelter Form vermutlich immer wieder auftauchen wird, liegen die Tatsachen so: Franz Xaver Gruber wurde am 25. November 1787 In Hochburg am Weiihart, einem Pfarrdorf im Innviertel, unweit der oberösterreich-salzbur- /% - • CAufi % naC "* ^ /ut. • ■ , *^ ? ifofsi'etn und „.7, , , ? , f- ir ^ COfnfV0\qatnYi~f ,' . \ Kfd J . . . OeStM.'i. ' " ' 1, ■> ^e'/s\a.n 'itici u m, A Ä,//.' w/U/Ly,l ...v..,. w/ ..... J2 L.,.rß, . SÄ..'!' ...JIÄ.fJ ...V LO .ß Ii' ui",, ' Af'dff/o ■ %J..... m. iyd fA.. A/y 4tc A Ä./.. -d &./. 1 t J'- ....HL. .1 'ÖV.2J a. /.it/,' .v./.d ); £i dl .j.. wl. xfn.ß.u / slA x. ..-.y LxJßLßiA 'S€-/ 7.' .U 'ZKw' A ¥4 iLSylAtA/iZi. !>. jy- . XisLrSuLm ' <X.!/LI j:. 'iCLe'f... Ä, .J.ri A. x: Stille Nacht, Heilige Nacht. Handschrift des Komponisten Franz Xaver Gruber aus der Zeit um 1855, Original im Salzburger Museum Caro line Augusteum 31

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