Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 3, 1982

Denkmalpflege leben zu erschließen: So bestand an der Stelle des Hauses Fabrikstraße 27 bis 1862 die älte ste Papiermühle Steyrs, gegründet um 1550. Eine weitere war 1621 anstelle einer Säge (!) am Sagbach, einem Nebenarm des oberen Wehrgrabens, gegründet worden. Das Haus Fabrikstraße 13 beherbergte noch 1959 eine Inzwischen stillgelegte Weißgerberei und auf Badgasse 7 betrieben Wasserräder die Schleifsteine von ,,Messerern". Auch die Fa brikation von Hinterladergewehren durch Jo sef Werndl, nach der Niederlage von Könlggrätz 1866 sehr forciert, nahm hier Ihren Aus gang. So Ist der Wehrgraben auf das engste mit dem Werden der Stadt Steyr, Ihrem Wohl stand und Ihrer wirtschaftlichen Bedeutung verbunden. Der Anteil Oberösterreichs an der österreichi schen Verkehrsgeschichte durch die erste Pferdeeisenbahn von Linz nach Budwels, er richtet 1824-32 (erste Pläne bereits 1808 von Franz Ritter von Gerstner vorgelegt), Ist schon oft gewürdigt worden. Weniger bekannt dürfte aber die Bedeutung der Pöstlingbergbahn sein, die, 1898 eröffnet, mit 105 %o Steigung zu den steilsten Adhäsionsbahnen der Welt zählt. Trotz betrieblicher Verbesserungen und Er neuerungen sind noch vier Triebwagen, aber auch das Stationsgebäude In Linz-Urfahr, selbst Welchen und Schienen original erhalten und repräsentieren damit ein heute noch sehr lebendiges technisches Denkmal. Als technisches Denkmal anderer Art, das aber auch Bedeutung für die Verkehrsge schichte besitzt, Ist der Traunseeraddampfer ,,Gisela" zu nennen. Bereits 1870 vom Stapel gelaufen, versah er mehr als hundert Jahre seinen Dienst, bevor Ihm vor zwei Jahren die Benützungsbewllllgung entzogen wurde. In zwischen Ist das mit Abstand älteste Schiff Österreichs- mit Dampfmaschine und Schau felradantrieb - unter Denkmalschutz gestellt worden. Gleichzeitig laufen Bemühungen, die nicht unbeträchtlichen Geldmittel für eine Ge neralsanierung aufzubringen. Bis Ins 18. Jahrhundert war die Verwendung von Gestaltungselementen der Repräsenta tionsarchitektur auch für Objekte wirtschaftli cher Funktion verbindlich. Erst an der Wende zum 19. Jahrhundert trat hier- wie auch In vie len anderen kulturellen Berelchen-eine Diffe renzierung ein. Wir sprechen ab dieser Zelt von einer eigenen ,,Industriearchitektur". Sie Ist gekennzeichnet durch die Bewältigung neuer Bauaufgaben mit ganz anders gearte ten Baukubaturen und -elementen, als sie die bisherige Bautätigkeit (Wohnbauten, Paläste, Kirchen) kannte. Teilwelse wurden nun auch eigene Dekorationsschemata (z. B. Putzflä chen mit Rohziegelgliederungen kombiniert) verwendet, die zu den historischen Fassaden von Wohn- und Verwaltungsbauten In einem deutlichen Gegensatz traten. Als charakteri stische Beispiele dieses speziellen Rohzie geldekors seien etwa die frühen Werndlschen Werksbauten Im Inneren Wehrgrabenviertel von Steyr genannt. Oberösterreich besitzt zwei prominente Bei spiele der architektonischen Bewältigung In dustrieller Bauaufgaben, die weit über die Landesgrenzen hinaus Bedeutung haben. Das eine Ist das 1908 errichtete Kraftwerk Steyrdurchbruch samt Wehranlagen, Brücke und Nebenbauten, das von dem Otto Wagner schüler Maurlz Balzarek entworfen worden Ist. Unter Ausnützung der besonderen land schaftlichen Situation Ist Ihm eine geradezu geniale Verbindung von Technik und Bau kunst gelungen. Als zweites Objekt Ist die Ta bakfabrik In Linz zu nennen, die 1929-35 nach den Plänen der Architekten Peter Behrens und Alexander Popp erbaut worden Ist. Sie ,.ge hört zu den großen Internationalen Leistungen des Industriebaues der dreißiger Jahre, deren Bedeutung (nicht nur für Linz) gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann" (Friedrich Achleltner)." In einem Bereich zwischen Wohnbau und In dustriebau bewegen sich die Hochbauten der Eisenbahngesellschaften, die In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet worden sind. Besonders zu erwähnen Ist die ehem. Kaiserin Elisabeth-Bahn (heute Westbahn), deren Chefarchitekt Moritz Löhr sich um eine spe zielle, Individuelle Gestaltung der einzelnen zwischen 1858 und 1860 errichteten Stations bauten bemüht hat. Leider ist davon wenig un verändert erhalten. In Oberösterreich sind dies nur mehr die erst 1870 erbauten Auf nahmsgebäude von Breitenschützing und Tlmelkam, wo auch noch der etwas schlichtere Vorgängerbau von 1860 besteht. Als Beispiele jener technischen Objekte, die mehr lokale Bedeutung haben, seien nur die ' MW ' 48

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