Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 1, 1982

Davon spricht niemand Flucht in den Schlaf Niemand in der Nachbarschaft wollte ihn als er die Räude bekam. Was tun, er wird lästig, man will keinen Ärger und die Kosten der Tötung vermeiden. Freudewedelnd springt er in den Wagen man fährt in den Sonntag wie immer nur fehlt ihm das Halsband die Marke das Lächeln ... er zögert. Man fährt bis im steilen Gebirgswald Herrchen die Bremse tritt Frauchen die Tür öffnet die ängstliche Hündin hinausläßt. Und nun Gas und schnell fort! Wie weich der kostbare Motor doch anspringt! Der Hund? Schon vorbei wie er aufschreit und nachrennt mit hechelnder Zunge rennt, rast, und zurückbleibt. Besorgnis? Man weiß doch ein wildernder Hund ohne Marke und Halsband, allein, wird vom Jäger erschossen. Und man hat ja ihr putziges Junges mit Stammbaum. Von Zärtlichkeit Liebe und Dank und der lästigen Last des gemeinsamen Daseins auf Erden, von Antwort ... Verantwortung nein, davon spricht niemand mehr davon spricht niemand nein, niemand. Pillen PiUen Pillen . . . Wer kennt sie nicht, die kleinen weißen die schmalen roten die linsenrund gelben die zuckrigen und schokoladenen Tröster? Draußen pfeifen die Ratten deren die Großstadt nicht Herr wird, draußen lärmen die Autos mit denen man flüchtet wohin? Schlafen schlafen schlafen! Es gäbe noch Arbeit die Steuererklärung die Schuhe zu putzen ein Liebesgespräch durch die Zensur in den Osten . . . Doch man nahm schon die Pillen Befreier vom Abendgebet vom Nachdenken von der Nichtbehebbarkeit kollektiver Sorgen. Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist dann also noch ein werug Musik der Transistor neben dem Bett murmelt Nachrichten zuviele Morde und Kriege anschließend Werbefunk gleich wieder ausgeschaltet. Und dann endlich das Glück zwischen Decken und Matratzen nicht mehr denken zu müssen rucht mehr Wachsein zu müssen. Nur eines ist furchtbar: im Werbefunk hieß es: Gesunder Schlaf verlängert das Leben. 92

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