Oberösterreich, 32. Jahrgang, Heft 1, 1982

Bücherecke tor als prominenter Ausgräber im Bereich der St.- Laurenz-Basilika gewonnen hat. Dem an sich schon interessanten Sujet verleiht die Neigung des Ver fassers, keiner Kontroverse auszuweichen, noch zusätziiche Würze; jedenfalls liegt eine Arbelt vor, die vor allem die bauliche Abfolge des Lorcher Kultkontlnuums In eindrucksvoller Systematik vermittelt, Erich Swobodas seinerzeit sensationeller Aufsatz über den ,,Römischen Vorgängerbau der Kirche Maria auf dem Anger", den ein verdienstvolles Nachwort Hannsjörg Ubis mit zahlreichen aktuellen Literaturhinweisen ergänzt, muß vor allem als Re verenz vor dem frühen Ausgräber auf Lorcher Bo den verstanden werden. Nicht nur aus Pietät freilich ist der 1937 publizierte Artikel als einziger unverän dert wiedergegeben. Im Kern ist er, wie UbI versi chert, auch heute noch gültig und hat manch wich tige Aussage zu treffen. Anschließend stellt Erwin M. Ruprechtsberger ,,Herakles und Orpheus" (ein Beitrag zum frühen Christentum In Lorch) in ungewohnter Rolle vor. Nur so viel sei verraten, daß es sich um eine interessante religionsgeschichtliche Hypothese handelt, die der Verfasser sowohl durch den konkreten archäologi schen Befund als auch durch weitgespannte Be züge zu ähnlichen Erscheinungen aus anderen Reichsregionen zu untermauern sucht. Auch hier ist es fast nur dem Spezialisten möglich, der von zahl reichen Literaturhinweisen begleiteten Argumenta tion in allen Details zu folgen. Seine Arbeit bildet gleichsam den Übergang medlas In res martyrum; denn als nächster legt der Linzer Kirchenhistoriker Karl Rehberger bereits einen aktuellen Literaturbe richt über den hl. Florian vor. Es gelingt ihm nicht nur, einen von tiefer Sachkenntnis und wohldosier ter Kritik getragenen Überblick über die Florian-Lite ratur zu geben, sondern er versteht es vor allem, die bestehenden Forschungsprobleme und zugleich die wichtigsten Fakten der Passlo Florlani so herauszu schälen, daß auch der Interessierte Laie Gewinn aus dieserLektüreziehtundsich- wasvielleichtnichtim Interesse des Autors liegt- paradoxerweise mit dem Literaturbericht als Informationsquelle zufriedengibt und nicht mehr tiefer schürft. Rudolf Zinnhobler bleibt es schließlich vorbehalten, durch die zwei Kapitel ,,Der Lorcher Rellqulenschatz" und ,,St. Severin In Lorch" dem ,.Jahresre genten" zu huldigen und den Tupfen auf das i des Abschnitts ,,Römerzeit" zu setzen. Zinnhobler, zu sammen mit Eberhard Marckhgott eigentlicher Spiri tus rector des Severin-Gedenkens, verfolgt freilich eine gänzlich andere Linie als die vorangehenden Autoren. Ihm liegt daran, das den Leser ermüdende Aufsplittern von Argumenten zu vermeiden. Er liebt eine klare Sprache und möglichst unmißverständli che Darstellung. Mag sein, daß manches Hypotheti sche seiner Ausführungen solcherart nicht deutlich zum Ausdruck kommt; dort jedenfalls, wo er sich auf dem gesicherten Boden der vIta Severlnl bewegt, überzeugt er. Der Bericht über den Lorcher Reli quienschatz liest sich fast, cum grano salls, wie ein Kriminalroman; und die Beschreibung des ,,Severin in Lorch" macht verständlich, warum sich gerade die Lorcher Nachfahren des Severin-Jubiläums ange nommen haben. Denn Lorch läßt sich auch heute eindeutig identifizieren, im Gegensatz zu ,,Favianis", dem unbestrittenen Hauptort Severinischen Wirkens, dessen Lokalisierung mit,,Mautern" oder ,,Heiligenstadt" ja bis heute durchaus ungeklärt Ist. Aus dem Abschnitt,,Mittelalter" ragt Erich Zöllners fesselnde Analyse ,,Dle Lorcher Tradition Im Wan del der Jahrhunderte" heraus. Hier wird verständ lich, warum sich kirchliche Machthaber bis tief in die Neuzeit auf das Lorcher Erbe beriefen, um formale Ansprüche abzusichern. So hat Lorch vor allem im steten Ringen des Passauer Bischofs um sein Diözesangebiet bzw. die Würde eines Erzbischofs eine bedeutende Rolle gespielt. Genauso gut konnte aber die Lorcher Tradition als Argument ge gen Passau eingesetzt werden, zumal in Zeiten, da die Historiographie vor nur dunkel als solche er kannten, geschwelge denn lösbaren Problemen stand. Ein Schlaglicht auf diese Situation wirft auch Zinnhoblers kurzer Aufsatz über die Reise Ruperts nach Lorch; Zinnhobler will damit erläutern, daß - wie auch immer die Möglichkeit einer Reise des Salzburger Erzbischofs nach Lorch eingeschätzt wird - sowohl das Faktum der Reise als auch des sen mögliche Fälschung auf jeden Fall zugunsten der Bedeutung Lorchs spricht. Eberhard Marckhgotts Bericht über ,,Dle mittelalter lichen Zukirchen der St.-Laurenz-Pfarrkirche" und die Gemeinschaftsarbeit Karl Amens, Marckhgotts und Zinnhoblers über das ,,Kirchenweih- und PatrozinlumsfestIn der Pfarre Lorch um 1500" runden den Abschnitt und bringen In Ihrer Gediegenheit die bisher vermißte lokal- und llturgiegeschlchtllche Komponente In den Reigen der Aufsätze ein. Naturgemäß fällt es sowohl dem Leser als auch dem Rezensenten schwer, nach so viel an die überregio nal wichtige Geschichte Lorchs gebundenen Dar stellungen dem Abschnitt ,,Neuzeit" noch die ge bührende Beachtung zu schenken. Doch auch die vier noch folgenden Beiträge verdienen aus vielen Gründen Beachtung, obzwar sie vom Inhalt her im wesentlichen lokalgeschichtliche Bedeutung haben. Da stellt Johannes Ebner das Reformdekret König Ferdinands I. (1553), durch das St. Laurenz seine Pfarrechte an Enns-St. Marien verlor. In den Mittel punkt einer profunden Betrachtung; ihm gegenüber beschreibt Rudolf Jachs die jüngste Geschichte ebenso akribisch, da die Pfarre St. Marien wieder geteilt wurde (1968). Eingespannt in diese beiden Gegenpole Ist ein interessanter Artikel aus der Fe der Rudolf Ardelts über die 1902 abgeschlossene Regotlsierung der St.-Laurenz-KIrche, die man nicht nur als Spätromantizlsmus, sondern als deutli chen Hinweis auf die praktischen Auswirkungen des durch die moderne Forschung erweckten Ge schichtsbewußtseins verstehen kann. Erich Widder schließlich referiert als DIözesankonservator über ,,Dle Basilika St. Laurenz- Erbe und Auftrag". Wid der ruft In flüssigem Stil vor allem die jüngere Ge schichte der großartigen archäologischen Entdekkungen in Lorch ins Bewußtsein und erläutert die darauf fußende Rettung und glänzende Renovie rung der Basilika als Bauwerk und Symbol für ein fast zweitausend Jahre währendes Kultkontlnuum. Bleibt dem Rezensenten nur noch der Schluß zu ziehen, daß kaum jemand, der bewußten Anteil am Lorcher Gedenkjahr 1982 zu nehmen beabsichtigt, an der Lektüre des vorliegenden Buches vorbeige hen wird können. F. Stepanek Eugippius. Das Leben des heiligen Severin. Latei nisch und Deutsch. Einführung, Übersetzung und Erläuterung von Rudolf Noll. - Passau: Passavia Universitätsverl. Lizenzausgabe 1981, 150 Seiten, Ladenpreis 150.50. Dem Passavia üniversitätsverlag gebührt Dank, ein klassisches Werk der römischen Altertumskunde In Lizenz neu herausgebracht zu haben. Wissenschaf ter und geschlchtsinteresslerte Laien besitzen so die Möglichkeit, sich über die Austria Romana in ih rer Endphase im ausgehenden 5. Jahrhundert ein eindrucksvolles persönliches Bild zu machen. Ein Zitat aus der Einführung möge diese Feststellung unterstreichen: ,,Wem es irgendwie darum zu tun ist, ernstlich die Bekanntschaft mit Severin und sei nem Zeitalter zu machen, der wird nie um die eigene Lektüre der Vita selbst herumkommen." Der verdienstvolle österreichische Forscher Rudolf Noll hat seine zweisprachige Ausgabe der Vita zum erstenmal 1947 in einem Linzer Verlag herausge bracht. 1963 erfolgte eine Neuauflage Im Berliner Akademie-Verlag In der Reihe ,.Schriften und Quel len der Alten Welt". Die vorliegende Lizenzausgabe kann als ein wesentlicher Beitrag zum Severin-Ge denkjahr 1982 bezeichnet werden. Sie wird Gültig keit über den aktuellen Anlaß hinaus behalten. Eine ausgezeichnet geschriebene Einführung mit den Kapiteln: Norikum zur Römerzeit, Das Christen tum in Norikum, Eugippius und seine Vita Severini, Severins Leben und Wirken, Die Vita Severini als Geschlchtsquelle, Handschriftliche Grundlage und Textgestaltung (von Hermann Vetter) - und einge hende Texterläuterungen erleichtern die Lektüre dieses einmaligen historischen Textes. Der Fachmann wird vielleicht die Berücksichtigung der neuesten Forschungsergebnisse vermissen. Dieser Umstand ist sachbedingt. Dafür entschädigt die historische Gesamtsicht, die von einer allzu de taillierten Elnzelforschung oft überdeckt wird und ein lebendiges Geschichtsverständnis erschwert. O. Wutzel lOOjähriges Bestehen des 00. Stelzhamerbundes Acht Jahre nach dem Tod Franz Stelzhamers - am 14. August 1882 - wanderten Dr. Anton Matosch und Dr. Hans Zötl von Linz nach Pramet bei Ried i. I. und am 15. August weiter nach Großpiesenham zum ,,Vadernhaus". Als sie sahen, daß dieses Haus vom Verfall bedroht war, beschlossen sie einmü tig:,,Das muaß anders werdn". Dies war die Ge burtsstunde des Stelzhamerbundes, der als sat zungsloser Freundschaftsbund gegründet wurde. In Linz gesellte sich Prof. Hans Commenda d. Ä. hinzu und Dr. Zötl wurde als Obmann bestimmt. Diese drei Herren beschlossen, einen Aufruf zur Erhaltung des Geburtshauses von Franz Stelzhamer zu veröffent lichen. Innerhalb eines Jahres waren ein ansehnli cher Geldbetrag und Bauholz für die Renovierung des Hauses beisammen. Das Geburtshaus konnte also renoviert werden und außerdem blieb noch so viel Geld übrig, daß ein Band mit Mundartdichtungen herausgebracht werden konnte. Es war der 1. Band des Sammelwerkes ,,Aus da Hoamat" (1885). Die Herausgeber schritten zur Veröffentlichung wei terer ,,Hoamatbände". Bis zum Jahre 1938 sind ins gesamt 31 Bände mit einer Gesamtauflage von 84.000 Exemplaren erschienen. Das dritte Vorhaben des Stelzhamerbundes war die Sammlung für die Errichtung eines Franz-Stelzha78

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