Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

kein Unterschied sein würde, denn die we nige Fertigkeit in der öimaierei, weiche ich vor Dir voraus hätte, könntest Du Dir ieicht in vierzehn Tagen aneignen. Aber was würde Dein Vater sagen?" Die Bemerkung Steinbrechers, daß er in der öimaierei dem Freund voraus sei,, erinnert daran, daß der Färber auch öibiider maite. Die wenigen Produkte seiner Maikunst, die noch aufzufinden sind, betreffen Phantasieiandschaften mit Schweizer Motiven, sowie andere Versuche und Studien und verraten eine sehr sorgfäitige, mit feinstem Pinsei und subtiier Spachteiung ausgeführte Maie rei, so daß man annehmen kann, daß der junge Färbermeister diese Kunst manchen jener Landschaftsmaier abgeschaut hat, die damais den später ais Bauernphiiosophen so bekannt gewordenen Konrad Deubier in Goisern besuchten. im weiteren Veriauf des Briefwechseis zwi schen Steinbrecher und EIßenwenger spieien die Auswanderungspiäne keine Roiie mehr. Bemerkenswert ist, daß aiie noch vorhan denen und datierten Zeichnungen Steinbre chers in den Zeitraum 1850 bis 1857 faiien und keine Biätter späteren Datums von ihm bekannt sind, im Spätherbst 1857 zeichnete er noch eine Ansicht von Goisern, ,,unweit der Suizstube am Hiniauf aufgenommen", die er an den Landschaftsmaier Robert Kummer, einen Freund des Konrad Deubier, schickte, der das Biid in einer Dresdener Kunstanstait iithographieren iieß. Einige dieser Biätter findet man noch in manchen Goiserer Häusern. Für Konrad Deubier fer tigte der Färbermeister um 1860 mit ge schickter Hand einen Erdgiobus an, der im Goiserer Heimatmuseum vorhanden ist. Jedenfaiis scheint sich J. Steinbrecher, der sich erst im Jahre 1866 vereheiichte, schon einige Jahre vorher ganz seinem Beruf und bürgeriichen Pfiichten gewidmet und die Zeichen- und Maikunst aufgegeben zu ha ben. Eine seiner Töchter, Frau Sophie Kiacki, ehemalige Steegwirtin, meint in ihrer erst im Jahre 1937 aus dem Gedächtnis nie dergeschriebenen Familienchronik, daß ihr Vater die Maierei aufgab, weil er fand, daß ihm die Hand durch die schwere Arbeit beim Färben der rupfenen Leinwand zu schwer fällig geworden sei für die Pinseiführung. Vieiieicht hat Steinbrecher auf das Zeichnen und Maien auch deshalb verzichtet, weil ne ben dem Färberhandwerk die Beschäfti gung mit öffentiichen Angeiegenheiten seine Zeit zu sehr in Anspruch nahm. So wurde er zum Beispiel bereits in verhältnis mäßig jungen Jahren, nämlich für die Funk tionsperioden 1861 bis 1864 und 1867 bis 1870, zum Bürgermeister von Goisern ge wählt. Mit seinem Abieben im Jahre 1894 kam auch das Ende des einzigen Färberei betriebes in Goisern. Paul EIßenwenger - der Maler von Goisern Der schon mehrmals enwähnte Freund des Färbers und Zeichners J. Steinbrecher, der um vier Jahre jüngere Alois Eißenwenger (1830 bis 1903), verzichtete ungefähr zur gleichen Zeit wie Steinbrecher auf den ge meinsamen Jugendtraum, Maier zu werden. Er entschloß sich, fortan in Goisern seinem Beruf ais Buchbinder nachzugehen und be schäftigte sich gleichzeitig ais einer der frühesten Fotografen des Saizkammergutes nicht nur mit der Atelier-, sondern auch mit der damais noch recht umständlichen Landschaftslichtbiidnerei. Sein im Jahre 1875 geborener Sohn Paul konnte das offensichtlich vom Vater ererbte Zeichen- und Maitaient auf die Dauer nicht unterdrücken, wenn er sich zunächst auch um einen handfesteren Brotberuf umsehen mußte. Paul besuchte also pfiichtgetreu die Lehrerbiidungsanstait in Saizburg, nahm während dieser Zeit am Mozarteum Musik unterricht im Geigenfach und wirkte nach seiner Ausbildung ais Lehrer im nieder österreichischen Gänserndorf. Die damali gen Zwänge im Schuldienst gefielen ihm aber offenbar nicht, deshalb entschloß er sich zum Studium an der Hochschule für Bodenkultur, um Agraringenieur zu werden. Nebenbei erfüllte er sich seinen Herzens wunsch und besuchte die Akademie der Bil denden Künste in Wien, wo er u. a. den Tiro ler Expressionisten Aibin Egger-Lienz ken nenlernte und zum Freund gewann. Offen barhatten nun in Paui Eißenwengers Plänen die künstlerischen Eindrücke aus seiner Kindheit, in der er mit manchen bedeuten den Landschaftsmaiern in Berührung ge kommen war, die Oberhand gewonnen. Im Hause seines Vaters hatten sich nämlich während seiner Kindheit so berühmte Maier wie Emil Jakob Schindler, von dem es viele Goiserer Landschaften gibt, ferner dessen Maier- und Famiiienfreund Carl Moli, die Malerin Wiesinger-Fiorian u. a. ais Som mergäste eingemietet. Außerdem hatte die im ersten Abschnitt erwähnte Freundschaft seines Vaters Alois mit dem Färber und Zeichner Josef Steinbrecher das Interesse Paui Eißenwengers an künstlerischer Tätig keit gefördert und so ist es nicht verwunderiich, daß dieser sich schließlich ganz der Maierei zuwandte. Vorläufig kam ihm aber noch der Weitkrieg 1914 bis 1918 dazwi schen, den er ais Reserveieutnant an der italienischen Front erlebte. 'I goisern. Firmenzeichen des Fotografen Alois EIßen wenger, Vater des Malers Paul EIßenwenger. Fotomuseum Bad Ischl, Sammlung Frank

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