Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

■ ^ ■ 1 Bad Geisern, Färberhaus (Konskr. Nr. 9), ehemals Wohnhaus von Josef Steinbrecher, heute Bäckerei. Foto: OLV-Fotoarchiv Hamburg, Lübeck, Rostock, Berlin, Hanno ver, Düsseldorf, Heidelberg, Straßburg, Ulm u. a.) und in die Scliweiz (Zürich, Rohr schach, Luzern, Bern, Lausanne, Genf, Neuchatel, Basei u. a.). In Rostock arbeitete er etwa vier Monate in einer Färberei, auch ein paar Wochen in Magdeburg, ebenso in Wien. Ais der Wandergeselle nach zweijähriger Walz heimkehrte, mußte er vom ailzufrühen Tod seiner Mutter erfahren. Der verwitwete Vater übergab noch 1849, dem Sterbejahr der Gattin, seinem erst 23 Jahre alten Sohn das Färberhaus, vermutlich deshalb, damit dieser ais eigener Besitzer und Hand werksmeister von dem damals recht langen und wohl auch unbeliebten Militärdienst be freit werden konnte. Ans Heiraten dachte al lerdings der junge Färbermeister noch lange nicht. Erwidmetezunächst mit Ernst und Ei fer seine Freizeit der Mal- und Zeichen kunst. Von seinen Bleistiftzeichnungen und -Skizzen, vorwiegend zwischen 1850 und 1856 entstanden, befindet sich ein beträcht licher Teil-etwa fünf Dutzend Blätteren der Zahl - noch im Besitz eines seiner Nach kommen, des in Bad Geisern wohnhaften Kaufmannes Karl Mathe und dessen Fami lie. Das folgende kurze Titelverzeichnis charak terisiert die Motivwahl des jungen Zeich ners, der sich seine künstlerische Fertigkeit wahrscheinlich im Selbststudium angeeig net hatte: Ortsansichten von Goisern, Trachtenbiider und Charakterstudien, Almhütten mit Gebirgspanoramen, Getreide- und Sägemühlen in und rund um Goisern, Landschaften im Goiserertai, Wiidbäche und andere Naturstudien. Ganz besonders gern und oft zeichnete der junge Steinbrecher belaubte und unbe laubte Bäume und Baumgruppen. Wie aus dieser Liste hervorgeht, suchte und fand der Zeichner seine Motive fast ausschließiich im näheren und weiteren Um kreis des Dorfes Goisern, so daß die noch erhaitenen Blätter lokalhistorisch interes sante Belege aus der Mitte des neunzehn ten Jahrhunderts geworden sind. Die mei sten Mühlen und manche Almen, die Stein brecher einst mit dem Zeichenstift konterfei te, sind nämlich längst aufgelassen worden und verfallen. Kürzlich fanden sich in den Papieren einer dem Hause Steinbrecher benachbarten und befreundeten Goiserer Bürgersfamiiie in teressante Belege über einen Briefwechsel des Zeichners Josef Steinbrecher mit sei nem Jugendfreund Alois EIßenwenger aus den Jahren 1852 bis 1857; der Letztge-

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