Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

eine Regina Guggenpichlerin als Verwandte Meinrads bezeichnet werden". Der Name Guggenbichler ist heute in Ein siedeln nicht mehr vorhanden. Nichts erin nert an diese Familie, auch das Geburts haus Meinrads ist unbekannt. Nicht nur mit Meinrad Guggenbichler berüh ren sich Einsiedeln und Mondsee, noch eine zweite Brücke spannt sich zwischen diesen beiden Orten. Von Einsiedeln aus nahm der hl. Wolfgang seinen Weg als Mönch, als Bi schof von Regensburg wurde er Herr von Mondsee, in das er sich 976 für annähernd ein Jahr wegen in Regensburg ausgebro chener kriegerischer Wirren zurückzog. Von Einsiedeln nahm noch ein anderer Großer seinen Ausgang. Dort steht an der Teufels brücke das kleine armselige Gasthaus, in dem Paracelsus 1494 geboren wurde und seine Wanderung begann, die 1541 in Salz burg endete. Der Lebensweg Meinrad Guggenbichlers in Mondsee ist in seinen wichtigsten Stationen gesichert. Bereits im selben Jahr, in dem er hier seßhaft wurde, verehelichte er sich mit einer Mondseerin. In der Pfarrmatrikel Ist am 10. Oktober 1679 eingetragen: ,,Meinrath Guggenbichl, Bilthauer alhir, des Georgen Guggenbichls, auch Bilthauers zu MariaAinsidl in schweitzerlandt und Elisabetha seine Haußfrau beider Ehelich Erzeigter Sohn. Der hat zu der Ehe genommen Catharina Aidtenpichlerin, des Ehrsamben weyßen Herrn Balthasars Aidentpichlers Raths burgeres und Gastgebers alhir und Saloma seiner Haußfrau: beider Ehelich Erzeigte Tochter. Zeug sein Herr Michael Göbl Khellermaister, Herr Andreas Lackner, Ganzleyschreiber, Hanns Ehrenreich BliembI, alle drey Cloßterdiener alhir." Seine Frau schenkte ihm fünf Knaben und vier Mädchen. Am 10. Mai 1723 starb Meinrad Guggen bichler in Mondsee im Alter von 74 Jahren. Sein Grab war bis zur Auflassung des an der Südseite der Stiftskirche gelegenen Fried hofes im Jahre 1815 erhalten. In Mondsee schuf sich Guggenbichler eine große Werkstätte und betrieb von hier aus sein reiches Schaffen. Einige Hinweise auf die Arbeitsweise in seiner Werkstätte erhal ten wir aus den Aufzeichnungen des Im menstädter Bildhauergesellen Franz Ferdi nand Ertinger, der eine kurze Zeit bei Gug genbichler arbeitete. Er beschäftigte Gesel len zur groben Zurichtung, dem ,,Aushak ken", ,,Laubschneider" für das ornamentale Schnitzwerk, Tischler für den Altaraufbau^. Guggenbichlers künstlerisches Reifen fällt mit der Zeit zusammen, in der sich das ba rocke Kunstschaffen in den Alpenländern seinem Höhepunkt zuneigte. Er ist ZeitgeMondsee, ehemalige Stiftskirche, Vortragstangen mit zwei leuchtertragenden Engeln, um 1685. Foto: Diözesanbildstelle Linz nosse der großen österreichischen Barock baumelster Johann Bernhard Fischer von Erlach, Johann Lucas Hildebrandt, Jakob Prandtauer, Josef Munggenast, Johann Mi chael Prunner und des großen Barockma lers Johann Michael Rottmayr. Nachhaltige Eindrücke mag ihm die Kunstlandschaft des nahen fürsterzblschöflichen Salzburg ge geben haben. Auf dem Gebiet der Bildhaue rei wirkten Im damals bayerischen Innviertel die Brüder Martin und Michael Zürn. Tho mas Schwanthaler betrieb in Ried seine Werkstätte und erhielt von Abt Cölestin den Auftrag für den Doppelaltar In St. Wolfgang. Sein Wirken konnte nicht ohne Einfluß auf den 15 Jahre jüngeren Guggenbichler blei ben. Erfindet aber seinen unverkennbaren eigenen Ausdruck und gibt der Kunstland schaft Im Bereich des Stiftes seine Züge. Wie kaum einem anderen gelingt es Ihm, in seinen Werken seelische Regungen wie derzugeben. Seine Holzschnitzerei ist von höchster technischer Vollendung. Seine Plastiken sind tief unterschnitten und ver mitteln nicht nur den Eindruck der Leichtig keit, was den Ausdruck betrifft, sondern auch hinsichtlich der Masse. Seine Bild werke treten beherrschend hervor und las sen die Architektur der Altäre zurücktreten. Neben monumentalem Ausdruck Ist er auch ein Meister der Kleinplastik. Im Werk Gug genbichlers spiegeln sich die Phasen seiner künstlerischen Entwicklung. Heinrich Dekker nennt sie:,, Jugendlicher Lyrismus (1672 bis 1683), Das große Pathos (1684 bis 1692), Werkstattschaffen (1692 bis 1705), Hohe Reife (1705 bis 1709), Altersstil (1710 bis 1722)".6 Guggenbichlers Formensprache strahlt aus in die angrenzenden Landschaften und wird nach Heinrich Decker' selbst in Thomas Schwanthaiers Werk der späten Jahre und bis in die Steiermark an den Werken von Goetz und Stammel spürbar. Mit Meinrad Guggenbichler kann man ,,von der Geburtsstunde der alpinen Barockpla stik österreichischer Prägung sprechen. Basierend auf der Tradition und unter dem Einfluß großer Vorbilder erreicht sie nun eine bedeutsame künstlerische Höhe; sie geht über den volkstümlichen Stil hinaus und dringt zu einer gültigen Aussage vor"8.

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