Oberösterreich, 31. Jahrgang, Heft 1, 1981

Erzherzog Max, wie er im Volksmund hieß, schildert in einem Brief an seinen Bruderdie Erwerbung folgendermaßen: . . Ich bin mit diesem Kauf sehr zufrieden. Ich zahle dafür zwar samt einem daranstoßenden Bauernhof die Summe von 55.000 Gulden und erwarte nicht mehr als etwadrei Prozent Interessen reines Erträgnis zu erhalten, aber es freut mich, daß ich durch diesen An kauf eine ganze Familie von sieben Brüdern und Schwestern, welchen das Gut gehört, aus großer Bedrängnis und der Gefahr des Verderbens retten konnte. Zudem ist die Lage des Schlosses herrlich, die Wiese vor demselben mit dem frischesten Grün bis zur Straße nach Traunkirchen, das tiefe Dunkel des romantischen Sees, der Traunstein ge genüber dem Schlosse - kurz, die ganze Gegend ist unbeschreiblich schön und das Volk so gutherzig. Auch mein Jagdrevier ist von Bedeutung. Du weißt, daß ich der Jagd nicht ergeben bin, aber man hat hiedurch Gelegenheit, anderen ein Vergnügen zu machen . . ." Dieser letzte Satz ist bezeichnend für die sprichwörtliche Freundlichkeit des Erzher zogs, der, wie aus verschiedenen Zeitungs berichten hervorgeht, für seine Besucher Schiffsausflüge, Fackelzüge und ähnliche Attraktionen zu arrangieren liebte. Die ho hen Gäste seines Hauses hoben allerdings auch das Image der gesamten Traunseeregion, denn es handelte sich da sowohl um Kaiser Ferdinand I., der sogar nach seiner Abdankung häufig in Ebenzweier zu Gast war, als auch um das herrschende Kaiser paar; die ehemalige Gattin Napoleons, Ma rie-Luise, Herzogin von Parma, und das spanische Königspaar logierten in Eben zweier; die Erzherzöge und Erzherzoginnen aus den Häusern Modena, Parma, Toscana und Österreich waren zu allen Zeiten zahl reich vertreten. Die große Hofhaltung des Erzherzogs zog verständlicherweise eine fühlbare wirt schaftliche Belebung des Ortsbereiches nach sich, sodaß Handwerker und Bevölke rung den Herrn von Ebenzweier aufrichtig zu schätzen wußten, zumal er sein Verständnis für die Lage der Einheimischen vor allem in Notzeiten tatkräftig bekundete. Zahlreich sind auch die verbürgten Stiftungen für öffentliche Einrichtungen, so zum neuen Gmundner Krankenhaus, zum Waisenhaus im Josefsheim und zugunsten des vom Gra fen Prokesch-Osten gegründeten MilitärVeteranen-Vereins. In übertragenem Sinn ließ Maximilian seine besondere Förderung der heimischen Geisteswelt zukommen, als er dem Pfleger von Ort, Matthias Leopold Schleifer, ein Avancement zum Bergrat in Gmunden vermittelte. Schleifer war ja nicht nur ein treuer Freund von Nikolaus Lenau, sondern selbst ein anerkannter und ernst hafter Dichter, dessen Name mit einem für Gmunden und den Traunsee wichtigen Da tum, dem 15. Mai 1839, verbunden ist. An jenem Tag befuhr das erste Dampfschiff den See und Schleifer beschrieb dieses Ereignis in eigenwilliger Weise. Das Gedicht ist handschriftlich im wertvollen Fremdenbuch des Gasthofs ,,Goldenes Schiff" zu finden, in engster Nachbarschaft mit den schwung vollen Zügen des Schiffsbauers und -Eig ners John Andrews, der - übrigens in fran zösischer Sprache - der Nachwelt kundtat, daß Ihre kaiserliche Hoheit, die Frau Erz herzogin Sophie, gütigst gestattet habe, diesem ersten Traunseeschiff ihren Namen zu geben und am Namenstag der hohen Fürstin die erste Fahrt durchzuführen. . iErzherzog Maximilian hatte den Übergang von der alten in die neue Zeit, von der Kut sche zur Eisenbahn, von den Salzzillen zur Dampfschiffahrt, am T raunsee miterlebt. Als er im Alter von 81 Jahren am 1. Juni 1863 auf Schloß Ebenzweier starb, versammelte sich eine große Trauergemeinde an seiner Bahre. Das Leichenbegängnis in Altmün ster, ein nach genauem Zeremoniell ablau fender Trauerzug, war ein imposantes und unvergängliches Schauspiel für die Bevöl kerung, die ehrlich um ihren edlen Wohltäter trauerte. Die Besitzung wurde zunächst an die Gräfin von Ghambord, eine Nichte des Erzherzogs, vererbt; diese ließ schon 1864 in einem Flü gel des Schlosses eine öffentliche Schule einrichten. Im Erbwege ging Ebenzweier später an das Haus Bourbon. Erst im ver- ■ ■' IT f rii*}I i KI < Oben; Das Schloß Ebenzweyer bey Gmunden, nach d. Nat. gez. v. Carl Ritter, lith. v. Ignaz Rode, gedr. und zu haben bey Jos. Hafner in Linz, ca. 1 835. - Sammiung Kammerhofmuseum. Edeisitz seit dem 13. Jahrhundert, ab 1830 Besitz des Erzherzogs Maximiiian Este. Seite 27: Das k. k. priv. Dampfboot Erzherzogin Sophie, Lithographie, ca. 1839. - Sammlung Kammer hofmuseum. Eigentümer und Erbauer dieses Hoizschiffes war John Andrews, Begründer der Traunsee-Dampfschiffahrt, sein direkter Nachfolger war John Ruston.

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