Oberösterreich, 30. Jahrgang, Heft 4, 1980

Ober reich Kulturzeitschrift 30. Jahrgang 4/1980 f^laiiwax VngöTi 6tX>olf l^übtn HortnJ 0^bt9tefi Bafem )ELirt^ ^^pdiitxK^ Melde 0ica«>nh^^ -4 Paffi« Ät tro^iKm Behön

Inhaltsverzeichnis Schwerpunktthema Die Landeshauptstadt Linz Dr. Wilhelm Rausch „Lynntz - ain Haubtstat unnsers Fürstentumbs Österreich ob der Enns" 2 Dr. Walter Knoglinger Die Linzer entdecken ihre Stadt - Enthüllungen über die heimlichen Beweggründe einer alten Liebe 11 Hugo Schanovsky dich singe ich Stadt (Gedicht) 19 Dr. Hertha Schober Linz und die Donau 24 Dr. Peter Kraft Linz als Galeriestadt 33 Oberösterreich aktuell Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck Die Öffentlichkeitsarbeit des Landes öberösterreich 77 Dr. Peter Baumgartner Der Methusalem der Printmedien - Das älteste, gegenwärtig noch existierende Periodikum der Welt - Das älteste amtliche Medium der Welt - Das älteste offizielle Presseprodukt der Welt 81 Einige Fragen an Veranstalter und Besucher des ,,Forum Design" 87 Bücherecke 90 Kulturzeitschrift Oberösterreich 30. Jahrgang, Heft 4/1980 Vierteljahreszeitschrift: Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr Erscheinungstermine: März, Juni, September, Dezember Eigentümer, Herausgeber und Verleger: öberösterreichischer Landesverlag; Redakteur: Dr. ötto Wutzel; verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes: Dr. Elfriede Wutzel; Druck: öö. Landesverlag Linz, sämtliche 4020 Linz, Landstraße 41, Ruf (0 73 2) 78 1 21. Jahresabonnement (4 Hefte): S 230.-; Einzelverkaufspreis: S 75.-. (Alle Preise inkl. 8 % MWSt.) Literaturbeilage Denkmalpflege Dr. Georg Wacha Linz und die Denkmalpflege 1945 bis 1980 Karl Kleinschmidt Shakespeare: Die Sonette Zwielicht, eine Erzählung 94 100 45 Historische Kunst Dr. Harry Slapnicka Zwischen ,,gemütlichem Realismus" und Jugendstil - öberösterreichische Denkmäler aus der Endphase der Monarchie 59 Kunst der Gegenwart Dr. Walter Beyer Herbert Dimmel - Die Botschaft eines großen Malers 69 Umschlag: Museum der Stadt Linz, Kartensamm lung 1/5, Nr. 11, Fragment, wahrscheinlich stammend aus der Kosmographie von Se bastian Münster, 1. Hälfte 16. Jahrhundert. Karte südorientiert. - Siehe: Wilhelm Rausch, Handel an der Donau I. Die Ge schichte der Linzer Märkte im Mittelalter. - Linz: Verlag Wimmer 1969, Farbtafel nach S. 128 Gestaltung: Herbert Friedl Schwerpunktthema Heft 1/1981 Das Salzkammergut

Kulturzeitschrift Nach den Städteheften über Wels, Gmunden und Steyr sowie Darstellung der Innviertler Städte und Märkte erschien es an der Zeit, die oberösterreichische Landes hauptstadt in das Redaktionsprogramm un serer Zeltschrift aufzunehmen. Das Thema Linz Ist allerdings so vielfältig, daß In einem Perlodikum mit beschränktem Umfang nur Streiflichter gebracht werden können. Sie sollen anregen, sich mit der Stadt, ihrer Ge schichte, ihrem Kulturleben, ihrer Land schaft eingehender zu beschäftigen. Bei Planung des Inhalts wurde die Redaktion von den zuständigen Sachbearbeitern des Magistrates der Landeshauptstadt Linz be raten. Diese erklärten sich auch zur persön lichen Mitarbeit bereit. Herzlichen Dank für die kollegiale Hilfe! Universitätsprofessor Dr. Wilhelm Rausch, Kulturverwaitungsdirektor des Magistrates Linz, macht mit seinem Beitrag auf einen stadtgeschichtlich aktuellen und interes santen Fragenkomplex aufmerksam. Vor dem Hintergrund des mittelalterlichen Städ tewesens im Lande ob der Enns schildert er den Werdegang von ,,Lynntz-ain Haubtstat unnsers Fürstentumbs Österreich ob der Enns". Er weist auf die Aufgabenstellung ,,Linz - 500 Jahre Landeshauptstadt" hin und beschließt seine historische Abhand lung mit praktischen Vorschlägen für eine sinnvolle Festgestaltung. Dr. Walter Knogiinger, Leiter des Amtes für Presse und Fremdenverkehr, bekennt sich in sehr persönlicher Art und Weise zu Linz - mit ,,Enthüllungen über die heimlichen Be weggründe einer alten Liebe". Er regt die Linzer zur Entdeckung ihrer Stadt an, wobei von ihm als erfahrenem Journalisten viele Gegenwartsprobleme lebendig dargestellt werden. Ein brillantes Feuilleton! Poetisch wird diese laudatio auf Linz von Hugo Schanovsky ergänzt, offiziell Vizebür germeister unserer Landeshauptstadt, pri vat Literat, der bereits mehrmals in unserer Zeitschrift vertreten war. Sein lyrisches Lob lied auf Linz, das dem verstorbenen Bür germeister Aigner gewidmet ist, stellt einen wertvollen Beitrag zur lokalen Literaturge schichte der Stadt dar. Dr. Hertha Schober, Historikerin, Journali stin, Buchautorin, zeigt die enge geographi sche und geschichtliche Verbindung von Linz mit der Donau auf. Auch dieser Beitrag bringt eine reiche Informationsfüiie in ange nehm lesbarer Form. Wir erleben die Linzer Überfuhren, die Brücken im Stadtgebiet, das Leben an der Donau von der Vergan genheit bis in die Gegenwart. Besonders Alt-Linzer werden an vielen Erinnerungsbil der herangeführt. Ein bemerkenswertes und völlig neu gestell tes Phänomen im Kulturleben unserer Lan deshauptstadt behandelt Dr. Peter Kraft, Mitarbeiter des Amtes für Presse und Frem denverkehr und angesehener Publizist, mit seiner Abhandlung ,,Linz als Galeriestadt". Gewissenhaft, wie es seine Art ist, schildert der Autor den Aufstieg von Linz aus provin ziellen Anfängen zu einem Galeriebetrieb, der internationalen Maßstäben gerecht werden kann. Dabei referiert er nicht nur, sondern betrachtet auch kritisch, stellt Fra gen, weist auf manche Problematik hin. Umfangreich ist in diesem Heft der Beitrag über Denkmaipflege ausgefallen. Senatsrat Dr. Georg Wacha, Direktor des Stadtmu seums Nordico, übernahm die schwierige Aufgabe, das Thema ,,Linz und die Denk malpflege 1945 bis 1980" zu bearbeiten. Er zeigt sich als kritischer und mutiger Refe rent. Es werden von ihm viele,,heiße Eisen" angefaßt. Neben erfreulichen denkmalpflegerischen Leistungen werden auch städte bauliche Vergehen schonungslos darge stellt. Für die Denkmalpflege in Oberöster reich ist dieser Artikel von höchster Aktuali tät. Dr. Harry Slapnicka, bewährter Mitarbeiter unserer Zeitschrift, bearbeitet in der Fach sparte ,,Historische Kunst" Neuland, wenn er über,,Denkmäler aus der Endphase der Monarchie" berichtet. Die Kunstgeschichte wagt sich nämlich im allgemeinen nur zö gernd an die Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts heran. Als Vertreter der Zeitgeschichte fand er bei seiner Quellenar beit auch vielfache archivalische Unterla gen über die Kunst dieses Zeitabschnittes. Diese Funde regten ihn an, nicht nur die Po litik, sondern auch die zeitgenössische Kunst in seine Forschungen einzubeziehen. Das Ergebnis ist überraschend. Denkmäler, wie z. B. das Stifter- und StelzhamerDenkmal in Linz, erhalten plötzlich ge schichtliche Kontur. Wir lernen sie aus ihrem Zeitgeist heraus verstehen. Künstler, wie etwa der Bildhauer Viktor Tilgner, über die keine Kunstgeschichte informiert, werden als historische Persönlichkeiten faßbar. Leider mußte dieser Beitrag aus Platzgrün den stark gekürzt werden. Das Manuskript enthält Stoff für einige weitere Veröffent lichungen. Bei der Wahl des Künstlers, der in einem Linzheft die Kunst der Gegenwart vertreten soll, war es der Redaktion ein Bedürfnis, den Maler Herbert Dimmel gebührend zu würdigen. Dr. Walter Beyer, Kunstkritiker der Oö. Nachrichten, hat diese Aufgabe übernommen und in eindrucksvoller Weise gelöst. Sein Beitrag ,,Herbert Dimmel - Die Botschaft eines großen Malers" kann als Musterbeispiel eines geistreichen Kunst essays gewertet werden. Für ,,Oberösterreich aktuell" bot das Jubi läum ,,350 Jahre Linzer Zeitung", das am 23. Oktober 1980 im Linzer Landhaus mit einem Festakt feierlich begangen worden ist, eine sehr willkommene Gelegenheit, über die ,,Öffentlichkeitsarbeit des Landes Oberösterreich" zu berichten. Landes hauptmann Dr. Josef Ratzenböck be schreibt die Gegenwartssituation, Dr. Peter Baumgartner stellt vor ,,Der Methusalem der Printmedien: Das älteste, gegenwärtig noch existierende Perlodikum der Welt - Das älteste amtliche Medium der Welt - Das älteste offizielle Presseprodukt der Welt". Die Literaturbeiiage ist Professor Karl Klein schmidt gewidmet. Ais seinerzeitiger Leiter des Literarischen Referats im Kulturamt der Stadt Linz hat er viele wesentliche Beiträge zum Kulturleben unserer Landeshauptstadt geleistet. Als Dichter zählt er zu den profi liertesten Persönlichkeiten der oberöster reichischen Gegenwartsliteratur.

Lynntz — ain Haubtstat unnsers Fürstentumbs Österreich ob der Enns" (aus der Urkunde Friedrichs III. vom 10. März 1490 für Linz) Unter den vielen Gesichtspunkten, nach de nen man ein Gemeinwesen beurteilen kann, ragt besonders jener hervor, der die Frage nach seiner Zentraiörtiichkeit beantwortet. Diesen vom Geographen Walter Christaiier eingeführten wissenschaftlichen Begriff ha ben Stadthistoriker In das Kriterienbündei für die Beschreibung einer Siedlung einbe zogen und damit ein sehr starkes Bestimmungsgiied der vergleichenden Städtege schichte gewonnen. Zentraiörtiichkeit erfor dert bestimmte Voraussetzungen und läßt sich mit den Methoden verschiedener wis senschaftlicher Disziplinen nachweisen. Vorrangig für die Beurteilung bleiben jedoch zwei Grundelemente: das des Raumes und jenes der Zeit. Die geographische Lage einer Siedlung wird nur sehr selten vom Zufall bestimmt, son dern folgt uralten Gesetzen, die sich aus der Agrar- oder der frühen Handeisgeschichte, aber auch aus der Wehrgeschichte herlei ten. Die Lage von Siedlungen an Fiußübergängen, an Schnittpunkten von Aitwegen, am Fuß von Gebirgsübergängen, an der Mündung von Flüssen, am Rand von Unsi cherheitszonen wie Wüsten, Sumpfgebie ten, Wäldern und Gebirgen ist nicht zufällig, sondern gewollt. Was den Faktor Zeit anlangt, wissen wir, daß er in geopoiitischer Hinsicht von im menser Bedeutung ist. Zentraiörtiichkeit ist nämlich wandelbar und abhängig von den politischen Gegebenheiten der Zeit. Sie wa ren es auch, die schließlich unter den Städ ten Oberösterreichs Prioritätsfragen und Vorrangstreitigkeiten auftreten ließen, weil jede von ihnen zu gewissen Zeiten eine be sondere Position erlangt hatte. Ein knapper historischer Rückblick scheint uns daher nötig. Weis, Enns und Linz treten mit den Namen Oviiava, Lauriacum und Lentia bereits in römischer Zeit als Siedlungen auf. Oviiava - Weis hatte damals unter den genannten Or ten ohne Zweifei die größte Bedeutung. Von Kaiser Hadrian (117-138) zum Municipium erhoben, erlangte es durch Garacaila (211-217) den Rang einer Coionia und gleichermaßen Vorrangstellung in Noricum. Unter Diocietian (284-305) wurde die Stadt Sitz des Statthalters von Ufernorikum (Nori cum ripense). Lauriacum - Enns war ohne Zweifel ein strategisch wichtiger Militär stützpunkt, dem alsbald eine beachtliche Zi vilsiedlung angeschlossen wurde. Daß diese unter Garacaila (212) Stadtrecht er halten habe, zweifelt man zwar In jüngster Zeit an, aber allein die Größe der Anlage und die ungewöhnlich reichhaltigen Funde las sen doch auf eine beachtliche Bedeutung der Römersiedlung schließen. In spätrömiWilhelm Rausch scher Zelt, vor allem gegen Ende der Rö merherrschaft, wird Lauriacum als clvitas kirchliches Zentrum derGegend und erlangt als solches die größte Bedeutung im früh christlichen Donauösterrich. Lentia - Linz hatte unter den genannten Römersiedlun gen gewiß die geringste Bedeutung, war aber als Grenzfeste und Donaustützpunkt nicht entbehrlich. Das zunächst am Rande des heutigen Altstadtbereiches in mehreren Phasen ausgebildete Standlager, dem sich alsbald eine Zivilsiedlung zugesellte, wurde in der Endphase der Römerherrschaft auf gelassen und durch eine Wehranlage Im Be reich des Römerberges ersetzt. Sie dürfte nach dem Abzug der Römer zum Hort für nachfolgende Bewohner geworden sein. Römische und frühchristliche Traditionen hielten sich hartnäckig. Dies ist wohl ein Zeichen dafür, daß eine Grundschicht der Bevölkerung überdauerte und nicht alle Menschen aus diesem Raum abgezogen sind. Obzwar das antike Lauriacum in den Stürmen der Völkerwanderung verging und in spätrömischer Zeit ebenfalls durch eine Anlage in sicherer Höhe des Ennsberges ersetzt wurde, der im Frühmittelalter Ennsburg und Stadt Enns folgten, blieb das christliche Zentrum erhalten und im Be wußtsein der Menschen. Wels wurde In den Stürmen der Völkerwanderung zur Flucht burg für das Volk der Gegend, seine große Zeit aber war zunächst vorbei. Die geopolitische Situation unseres Rau mes hatte sich nach dem Abzug der Römer grundlegend geändert. Läßt sich zum Un terschied zur römischen Zeit in den ersten Jahrhunderten der Völkerwanderungszeit keinerlei festere oder faßbare Kontur erken nen, so ändert sich dies durch die Stabilisie rung der Verhältnisse im 7. und 8. Jahrhun dert. Damals wurden wesentliche Teile des heutigen Oberösterreich der Herrschaft des Herzogs von Baiern unterworfen. Eine of fensichtlich friedliche Koexistenz zwischen den schon vorher hier ansässigen Slawen und den aus dem Westen eindringenden Baiern herrschte vor. Es scheint, daß in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts in baierischer Zeit keine der drei vorgenannten Alt siedlungen eine besondere Rolle gespielt hat, weil die Baiernherzoge ihre Stützpunkte im baierischen Ostland - wir werden diese Bezeichnung noch näher zu erklären haben - in den von ihnen gestifteten und geförder ten Klöstern sahen. Aber aus der knapp nach 900 entstandenen Raffelstettener Zollordnung erfahren wir, daß die Grenze Beierns gegen Osten der Passauerwald bil dete, wogegen die Ostgrenze des anschlie ßenden baierischen Ostlandes an der Enns lag und nicht, wie es die alte Lehrmeinung noch heute vertritt, im Raum von Krems oder beim Wienerwald. Zwar hatten Baiern und Franken, insbesondere nach der Nieder werfung der Awaren durch Karl den Großen, die östlich der Enns beginnende Terra Sclavlnia ebenfalls schon in das Kolonisations und Missionswerk baierischer und fränki scher Adeliger und Klöster einbezogen, aber das Land selbst bildete eine Pufferzo ne, die von zeitweise dem Frankenreich un terworfenen, zeitweise gegen dieses kon spirierenden Mährerfürsten beherrscht wurde und die Gefahr aus dem Osten - seit dem ausgehenden 9. Jahrhundert waren dies die Ungarn - abschirmen half. Wir eilten den Ereignissen voraus. Nach der Unterwerfung der Baiern durch den Fran kenkönig Karl kam es ganz offensichtlich zu einer Neuordnung des Ostlandes, also un seres Gebietes. Wels und Linz werden ur kundlich als castra genannt, Linz im Zu sammenhang mit der Martinskirche im Jahre 799. Das in den letzten Jahren auf dem Martinsberg gewonnene Grabungser gebnis erlaubt schon heute den Schluß, daß die mit acht Apsiden ausgestattete Martins kirche einer Pfalz zuzuordnen ist, der eine im Westen davon liegende Siedlung ange schlossen war - das Ist die nicht unange fochtene Meinung des Autors dieser Zeilen. Der Pfalzcharakter fiel Linz erst in karolingischer Zeit zu. Eine Neuinterpretation der Raffelstettener Zollordnung von 903/905 untermauert diese Ansicht und erhärtet für die Mitte des 9. Jahrhunderts unwiderspro chen die Aussage, daß Linz in karolingischer Zeit als zumindest zeitweiliger Sitz des Ostlandgrafen anzusprechen ist. Für diese Zeit steht zufolge der Urkundenlage auch fest, daß Linz zentraler Ort des baieri schen Ostlandes zwischen Passauerwald und Enns war und entweder als Stützpunkt des Ostlandgrafen selbst oder der Bischöfe von Passau eine wichtige Rolle spielte. Die Bezeichnung als Hauptzollstelle und zentra ler Markt des Gebietes legt eine Verbindung mit dem Inhaber dieser Regalien (königliche Rechte), dem König oder seinen Bevoll mächtigten - als solche könnten auch die Bischöfe von Passau aufgetreten sein - nahe. In der Zeit zwischen 788 und 903/90 hatte Linz einen ersten Höhepunkt in seiner Entwicklung erklommen. Durch die Einfälle der Ungarn ergab sich eine entscheidende Wendung. Schon im letzten Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts wa ren die dem baierischen Ostland vorgela gerten Gebiete ständig bedroht, wurde des sen Grenze überlaufen. Das Kriegsglück wechselte häufig, doch die Verheerung des obderennsischen Raumes konnte auf die Dauer nicht verhindert werden. Dieser kri-

senhaften Entwicklung verdankt die Ennsburg itire Entstehung. Sie wurde nach den Fuldaer Annalen um 900 als Bollwerk gegen die Ungarn errichtet und sicherte die west lich der Enns befindliche Hochterrasse, als Fluchtburg dienend, vorfelndllchen Überfäl len. Nach der Vernichtung des balerischen Heerbannes bei Preßburg (907) wurde auch sie von den Ungarn überrannt und das ge samte baierische Gebiet für ein halbes Jahrhundert - bis zur Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg (955) - verunsichert. In derdarauffolgenden Zeit kam es durch die Errichtung einer Markgrafschaft im Osten zu einer völlig neuen geopolitischen Situation. Linz, das nunmehr ganz dem balerischen Einfluß (Passau) unterlag, trat in den Hin tergrund und die Enns wurde zur Grenze Beierns, dem im Osten die sich allmählich ausbiidende Mark der Babenberger vorge lagert war. Der Aufstieg von Enns als Handelsemporium am Donau-Enns-Zusammenfluß mit einem günstigen Handelsweg nach dem Norden und Osten setzte ein, die Blütezeit der Grenzstadt bahnte sich an. Linz hatte bei dieser Konstellation keinen Auftrag und trat in den Hintergrund. Als östlichste Position Beierns konnte Enns den Fernhandei an sich ziehen und durch die enge Verbindung mit den baierischen Stammlanden und der alten Hauptstadt Re gensburg zu einer bedeutenden Handels stadt aufsteigen. Im Sinne des ottonischen Reichskirchensystems wurde die Burg mit reichem Grundbesitz an den Passauer Bi schofübertragen, von dem sie später an den steirischen Landesfürsten Otakar kam. Für mehrere Jahrhunderte prägte und beein flußte die polltische Landschaft den Ent wicklungsgang der Stadt, die für Baiern Grenzfunktion hatte. Das hat sich selbstver ständlich tief in die Mentalität der Bürger schaft von Enns eingegraben, deren Selbst bewußtsein die Babenberger nach dem in folge der Georgenberger Handfeste von 1186 eingetretenen Erbfall (1192) kennen lernen sollten. Das Ennser Stadtrecht von 1212, das älteste im Original erhaltene Stadtrecht auf österreichischem Boden, ist sichtbarer Ausdruck für die Anerkennung bürgerlicher Rechte seitens des Stadtherrn. Es ist, für das frühe 13. Jahrhundert auf Österreich bezogen, eine besondere Aus nahme, stellt aber auch die Peripetie in der Ennser Stadtgeschichte dar, einen Abgesang auf vorangegangene große Jahrhun derte handelspolitischer Bedeutung. Was war geschehen? Auf dem Reichstag zu Regensburg von 1156 hatten die Babenber ger die Erhebung ihrer Mark, der Ostmark, zum Herzogtum erreicht und damit nicht nur eine rangmäßige Gieichstellung mit dem al ten Herzogtum Baiern, sondern eine Reihe von Ausnahmerechten auch gegenüber dem Reich. Diese neue Position ermunterte die Babenberger selbstverständlich zu Ge bietsausweitungen, die sie im Wege von Erbverträgen und Käufen durchsetzen konnten. So gelang Ihnen durch die schon erwähnte Georgenberger Handfeste nicht nur die Erwerbung von Enns, sondern des ganzen Herzogtums Steier, wenig später er warben sie Linz und knapp darauf Wels. Sie arrondierten auf diese Weise ihren Einfluß bereich westlich der Enns gegen über Baiern und führten im Osten ihres Territoriums eine relativ stabile Grenzsituation mit Ungarn herbei. Innerhalb von etwa sechzig Jahren nach dem Regensburger Reichstag hatte sich demnach die geopolitlsche Situation im heutigen österreichischen Donauraum we sentlich verändert. Enns verlor zugunsten von Wien seine Grenzposition und lag nun inmitten des Einflußbereiches der Baben berger, Linz erhielt die wichtige Aufgabe, als westlichste Donaumautstelle der Baben berger zu wirken, und Wels konnte sich in gleicher Weise um den Landweg nach Bai ern und Salzburg bemühen, obgleich durch das schon vor dem Kauf von Wels eingetre tene Erbe des Poigen-Rebgauschen Besitz tums seitens der Babenberger (nach 1188) für diese Siedlung keine Grenzlage zu ver merken Ist. Diese Umstände bewirken In der Folge den neuerlichen und raschen Aufstieg von Linz als bedeutendster Handels- und Umschlagplatz an der oberösterreichischen Donau, den allmählichen Abstieg von Enns, der das ganze Spätmittelalter währte, und eine mähliche Ausbildung von Wels zur be deutendsten Siedlung Im Alpenvorland Oberösterreichs, in welche die Handels wege von Italien (Pyhrnstraße), nach Salz burg und ins Reich mündeten. Die Lage an der Traun brachte der Stadt durch den Holz stapel zusätzlichen Gewinn. Oberösterreichs Städte erhielten eben In jenerZeit, Endedes12. und Im Verlauf des 13. Jahrhunderts, Ihre Konturen. Die wirtschaft liche Prosperität des 13. Jahrhunderts er laubte Ihre Erweiterungen und im Grunde schon die Festlegung jenes Mauerringes, der bis Ins 19. Jahrhundert, ja biswellen bis auf unsere Tage herauf den mittelalterlichen Stadtbereich ausweist. Der Einfluß herr schender Geschlechter (Babenberger, Habsburger) Ist dabei in vieler Hinsicht nicht zu verkennen. Zu den drei alten Städten im Land hatten sich unterdessen zwei weitere gesellt; die auf die schon im 10. Jahrhundert erwähnte Stirapurhc zurückgehende Eisenstadt Steyr und die Libera civitas, die freie Stadt Frei stadt. Obzwar auch die Stadt Steyr kraft des Georgenberger Vertrages an die Babenber ger gekommen war, gehörte sie, die Namensgeberin der Mark im Süden (Steier mark), erst infolge der Ofener Verträge (1254) zum Land ob der Enns. Freistadt hin gegen lag in der Interessensphäre der Ba benberger und gelangte um die Mitte des 14. Jahrhunderts in landesfürstliche Hände. Seine Aufgabe war es, den Handel von und nach Böhmen zu kontrollleren und das Land Im Norden abzuschirmen. Mit den beiden letztgenannten Städten ha ben wir alle fünf landesfürstlichen Städte ob der Enns (später werden es durch das Hin zutreten von Gmunden und Vöcklabruck sieben sein) erwähnt, die Im Mittelalter un tereinander um die ,,Krone" im Land kon kurrierten und gemeinsam die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts sich ausbil dende ständische Vertretung der Bürger schaft Im Land besorgten. Die landesfürstli chen Städte bildeten neben Prälaten, Her ren und Rittern den vierten Stand im ständi schen Kollegium. Die Stände wiederum ver traten das Land gegenüber dem Landesfür sten schon Im ausgehenden 13. Jahrhun dert. Seit 1408 tagen die Stände ob der Enns nicht mehr mit jenen unter der Enns gemein sam, sondern getrennt. Man kann behaupten, daß die ständische Vertretung der Städte des Landes nach de mokratischen Spielregeln vor sich ging. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Aufteilung der auf die Städte entfallenden beziehungs weise vom Landesfürsten geforderten Steuer, und da zeigte es sich, daß Linz nicht die höchsten Steuersätze zu entrichten hat te, sondern mit seiner Leistung oft hinter Weis und Steyr zurückstand. Daraus leite ten aber die anderen Städte für sich eine Vorrangstellung im Land ab. Mit der Steuerleistung der Städte hat es eine besondere Bewandtnis, die bei der Beurtei lung der Gesamtfrage bisher wen ig beachtet wurde: Die Steuer wurde generell nach Hof stätten, also der Häuserzahl, in einer Stadt erhoben. Das ergab für Linz immer eine ge ringere Hausanzahl als für Steyr oder Wels, entsprach aber Insoferne nicht der Realität, weil nur jene Häuser erfaßt werden durften, die der Stadt nach dem Burgrecht unterwor fen waren. Die sogenannten Freihäuser (von den bürgerlichen Lasten befreite Häu ser) der Klöster und Adeligen wurden dem nach nicht zur Leistung herangezogen. In Linz aber haben seit dem 13. Jahrhundert sehr viele Klöster und Adelige Hausbesitz erworben, um hier einerseits der zentraien Stehe des Landes (später Landeshaupt mann) nahe zu sein, andererseits am Han delsgeschehen aktiven Anteil zu nehmen.

Unbekannter (italienischer?) Maier aus dem Ende des 16. Jahrhunderts, Porträt Kaiser Friedrichs Iii., bez. links oben FRiDERICVS, öi auf Holz, 27 X 1 9 cm, Stadtmuseum Linz, inv.-Nr. 11.067 (Erwerbung aus einer Verstei gerung 1979). Aufnahme: Museum-Lichtbilderarchiv, Fr. Michalek Kaiser Friedrich Iii. im vollen Ornat, um 1480. Im Hintergrund eine Burganiage, die man mit der Linzer Burg identifizieren wollte. Das Kaiserbiid wird von den Wappen der Erbländer umrahmt. Das Original dieser Pergament seite befindet sich im Greiner Stadtbuch. Aufnahme: Museum-Lichtbildarchiv, Fr. Michalek ./ • sif -»* Rechts: Das sogenannte Friedrichstor in der Linzer Burg mit dem kaiserlichen Wappenstein und der Devise des Kaisers A-E-l-O-U. Entgegen der bisherigen Auffassung ist anzu nehmen, daß das Tor älter ist als der Wappen stein und aus der Zeit vor Friedrich Iii. stammt, seinen Namen dann durch dessen Anbringung erhalten hat. Das Stein-Original befindet sich heute im Schloßmuseum, auf dem Tor ist ein Abguß angebracht. Aufnahme: Museum-Lichtbildarchiv, Dr. Michalek Unten: Wandgrabstein Kaiser Friedrichs Iii. in der Stadtpfarrkirche Linz, wo nach seinem Tod (24. August 1493) sein Herz und seine Eingeweide beigesetzt worden sind. Roter Marmor mit lateinischer Inschrift und Wappenreiief. Aufnahme: Museum-Lichtbiidarchiv, Fr. Michalek Seit dem 15. Jahrhundert spielen die Bera tungen der Stände für den Entschluß, sich in Linz anzukaufen, eine nicht geringe Rolle und zudem die Präferenz des Landesfürsten für diese Stadt, die ja unter Albrecht VI., um die Mitte des 15. Jahrhunderts, sogar zur Residenz geworden war. Das erhebt die Frage, wie es zu dieser Be vorzugung von Linz durch den Landesfür sten kam: Durch die Einrichtung der Do naumaut war für den Stadtherrn, den Lan desfürsten, eine wichtige Einnahmequelle erschlossen worden. Die geographisch günstige Lage der Stadt eröffnet ihr eine großartige Handelsposition, den Donauweg mit seiner Ost-West-Verbindung und den Handelsweg nach Böhmen mit seiner Nord-Süd-Verbindung. Alsbald bewirkten Maut und Wirtschaft, daß Linz zu einem Zentrum im Handelsgeschehen des Landes wurde. Der allmähliche Aufstieg der beiden auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Jahrmärkte zu internationalen Messen war die Folge. Solchermaßen aber wurde die Linzer Hauptmaut an der Donau für den Landesfürsten zur bedeutendsten Einnah me, denn sie brachte Zölle von allen Gütern, die das Land in Richtung Baiern verließen, und von jenen, die aus dem Westen einge führt wurden. Nicht unerheblich waren auch die Bevorzugung der Stadt im Salzhandel und das Weingeschäft. Beides führte zur Ausbildung eines leistungsfähigen Trans portwesens (Faßzieher). Die Intensivierung und Modernisierung der Donauschiffahrt durch Einführung des Gegenzuges brachte zusätzliche Einnahmen. So nimmt es nicht wunder, daß schon Böh menkönig Ottokar in Linz seinen Land schreiber wirken, daß die ersten Habsbur ger ihre Landeshauptleute, die Wallseer, ebenfalls von Linz aus schalten ließen. Auch das Reich bediente sich, aus welchen Grün den immer, der Stadt, als beispielsweise die wichtigen Verträge zwischen Luxemburgern und Habsburgern über die Erwerbung Kärntens (1335) in Linz geschlossen wurden. Etwa ein halbes Jahrhundert vorher hatte König Rudolf von Habsburg in der Stadt mit dem Grafen Meinhard von Görz über Tirol und Kärnten die ersten Gespräche geführt. Nicht wenige der Heiratsverträge zwischen Baiern und Habsburg sind in Linz vereinbart worden. Man erkennt also, daß diese Stadt an der Donau in mancher Hinsicht vom Landesfür sten bevorzugt wurde. Es wäre jedoch un richtig, zu behaupten, die anderen Städte des Landes würden dadurch benachteiligt worden seien. Ein gewisses Konkurrenz verhältnis unterden Städten ist allerdings im 15. Jahrhundert nicht mehr zu verkennen. Das von der Antike her bedeutsame Wels, die blühende und weit über unser Land hin aus bekannte Eisenstadt Steyr und das im mer noch stolze und selbstbewußte Enns fanden sich nicht so ohne weiteres mit der Tatsache ab, daß Linz der Vorzug gegeben würde, doch die Entwicklung im Land hat der aufstrebenden Stadt an der Donau die

Gunst zugewendet. Die Landesfürsten konnten auf die Einnatimen aus Markt und Maut in Linz nicfit mefir verzichten. Selbst als sie in höchster Finanznot waren - und das war im 15. Jahrhundert stets der Fall haben sie niemals den Versuch einer Ver pfändung der Stadt (es sei denn die Ver pfändung von Einkünften an die Linzer Bür ger) unternommen, wogegen Verpfändun gen von Enns, Freistadt, Steyr und Wels sehr häufig, insbesondere aber seit Regie rungsantritt Friedrichs III. üblich waren. Friedrichs Haltung bekundete schon die Ab sicht, sich der Stadt Linz in anderer Weise zu bedienen. Das führte am Ausgang des Mittelalters zum Höhepunkt ihrer städti schen Entwicklung. Dergreise Kaiser Fried rich III. (t 1493) erkor die Stadt zur Resi denz und verbrachte in ihrvon 1489 an seine letzten Lebensjahre. Wir sind uns dessen bewußt, daß Linz nur Veriegenheitsresidenz war, weil der Kaiser auf der Flucht vor den Ungarn Wien verloren hatte und damit keine andere Möglichkeit mehr sah, in seinen Stammlanden unterzu kommen. Wieder waren es die Zeitumstän de, die geopolitischen Verhältnisse, welche Linz eine Chance boten. Die Stadt war nicht nur vorübergehende Residenz des Landes fürsten, sondern auch Residenz des Rei ches geworden. Die Funktion brachte der relativ kleinen Stadt gewaltigen Zustrom an Menschen. Viele Gesandtschaften und Ab ordnungen aus aller Herren Länder nahmen den Weg nach Linz, um dem Kaiser die Ehre zu erweisen, Aufwartung zu machen oder in Verhandlungen Konzessionen zu erreichen. Das Gefolge des Kaisers bestand aus einem Stab von Beratern und Bedienten, aus Ge lehrten, die dem Kreis der Humanisten zu zuzählen sind, ebenso wie aus solchen, die noch die althergebrachte Weisheit vertra ten. Der Adel des Reiches und seiner Nach barländer begegnete in Linz einander, um in der Nähe des kaiserlichen Hofes zu weilen und seiner Verpflichtung zum Kriegsdienst nachzukommen. Kam der ,,junge Herr" (Maximilian I.) nach Linz, so zog der neue Geist des Humanismus mit ihm in die Stadt ein, gleichsam im Widerstreit zum alten, hierarchisch Hergebrachten; vielleicht ein wenig zu äußerlich, zu prunkhaft, zu ober flächlich, zu leichtsinnig. Der Gegensatz zwischen jung und alt mag in den Persön lichkeiten eines Maximilian und Friedrich besonders stark hervorgetreten sein. Linz hatte durch die Zufälligkeit der Kriegsläufe eine einmalige Chance in seiner langen und auch bisher schon beachtlichen Geschichte erhalten und diese genützt, denn in den we nigen Jahren der Anwesenheit des alten Kaisers und seiner Nachfolger verschaffte es sich eine Vorrangstellung im Land, wich tige Wirtschafts- und Handelsprivilegien, einen heute noch erkennbaren städtischen Ausbau, starke Befestigungen und die weitestgehende Einflußnahme seines Bürger tums auf das Geschehen in der Stadt: Die autonome Wahl des ersten Bürgermeisters. Am 10. März 1490 erlangte die Stadt von Kaiser Friedrich III. die besondere Gnade, alljährlich einen ihrer Bürger zum Bürger meister wählen zu dürfen. In der Urkunde bezeichnet der Kaiser die Stadt Linz erst mals als Hauptstadt des Fürstentums Öster reich ober der Enns. Befassen wir uns mit dem Inhalt dieses Pri vilegs, aus dessen Diktion einige Fakten hervorgehen, die gerne übersehen werden. Nach der Intitulatio, die mit ,,Wir Fridrich von gots gnaden . . ." beginnt und der Schilde rung der kaiserlichen Machtvollkommenheit und Würde des Amtes endet (,,... zu merern fleiss und aufsehen des gemain nutz getzogen werden."), folgt die Narratio, eine Darlegung der Beweggründe, die zur Aus stellung der Urkunde führten (,,Und wann unnser getrewn lieben, der richter, rate und unnser burger hie zu Lynntz . . . "). Daraus geht hervor, daß die Kriegswirren (mit den Ungarn), die Errichtung von Gebäuden und wohil auch Befestigungen in der Stadt sowie zahlreiche, täglich zu treffende andere Maßnahmen eine starke Belastung für die Stadtverwaltung darstellten. Diese Lasten hatten sich zuletzt dermaßen erhöht, daß niemand mehr zur Übernahme des Stadt richteramtes, welches bis dahin das höchste Stadtamt in Linz darstellte, bereit war. Das aber war besonders deshalb gravierend, weil Linz ,,ain Haubtstat unnsers Fürstentumbs Österreich ob der Enns ist". Infolge dieser Funktion soli Linz vor den anderen Städten des Landes geehrt (,,geeret") und mit besonderen Würden und Freiheiten ausgestattet werden. Dazu berücksichtigte der Kaiser die treuen Dienste der Stadt und ihrer Bürger während des Krieges, in dem sie ihm mit Leib und Gut zur Verfügung standen, sowie deren bekundete Absicht, ihm auch in Hinkunft wiiiig und treu zu die nen (,,... und mehr füran williclichen und trewiichen ze tun angesehen und erwegen . . ."). Die daraus erfiießende kaiser liche Gnade wird mit der offenbar einge brachten Petitio (Bitte) der Bürgerschaft ( und haben in dardurch und damit sy . . . unnserer milddikait emphinden mugen, auch von fleissiger bete wegen und sonndern gnaden...") verknüpft. Kraft kaiserlicher Machtvollkommenheit und in der Eigenschaft Friedrichs als regierender Landesfürst in Österreich seilen demnach Richter und Rat der Stadt Linz künftig all jährlich (,,füran ains yeden jars ainn aus in, so dartzu tewglich ist") einen Tauglichen aus ihrer Mitte zum Bürgermeister wählen und Ihm das Bürgermeisteramt anvertrauen (,,bevelhen"). Desgleichen seilen die Bür ger einen von ihnen zum Stadtrichter küren. Der Stadtrichter hat am landesfürstlichen Hof Bann und Acht entgegenzunehmen;

beide, Bürgermeister und Richter, dem Stadtherrn Treue zu geioben und zu be schwören (,,glübde und ayde ze tun"). Bürgermeister, Richter und Rat dürfen fortan aiie städtischen Urkunden mit dem großen oder kieinen Stadtsiegel aus rotem Wachs fertigen und dies für jedermann ver wenden. Mit dieser letzten Bestimmung hat der Kaiser die Stadt gleichsam zum ,,locus credibiiis" (glaubwürdiger Ort) erhoben und sie in gewisser Weise dem Notariat - wie das in Ungarn bei den königlichen Städten schon lange üblich war - an Glaubwürdig keit gleichgesetzt. Die Urkunde enthält end lich das Gebot an alle Stände des Reiches, die Rechte der Linzer zu beachten und sie darin nicht zu beeinträchtigen; sie schließt mit der Damnatio, einer Androhung der kai serlichen Ungnade (,,... unnserswere ungnad zu vermeiden.") bei Nichtbeachtung ihres Rechtsinhaites. Mit der Datierung und der Siegeiankündigung klingt das so wich tige und inhaltsreiche Privileg aus, weiches der Kaiser am Mittwoch nach dem Sonntag Reminiscere in der Fastenzeit im 38. Jahr seines Kaisertums, im 50. Jahr als rö misch-deutscher König und im 32. Jahr als ungarischer König auszufertigen befahl (,,Commissio domini imperatoris propria"). Das Linzer Privileg von 1490 hat im Land ob der Enns klare Verhältnisse geschaffen. Auch wenn die Stadt schon vorher diese Po sition eingenommen haben mag und als er ste Stadt des Landes anzusprechen war - wie unter Aibrecht VI. so ist doch diese Urkunde die erste klare Manifestation des Landesfürsten in dieser Richtung und eine eindeutige Festlegung. Seither wurde der Vorrang von Linz kaum mehr ernsthaft an gezweifelt. Wenn wir uns grundsätzlich zu unserer Stadt bekennen, dann müssen wir auch zu ihrer geschichtlichen Entwicklung stehen, ohne die ihr heutiges Zustandsbild nicht er klärt werden kann. Diese Entwicklung ist durch eine Abfolge von Ereignissen charak terisiert, die von der Keitenzeit bis in unsere Gegenwart herein den ,.Charakter" der Stadt bestimmen und das Besondere dieses Gemeinwesens ausmachen. Den Endpunkt einer der wichtigsten Phasen im geschicht lichen Abiauf der Stadt markiert die vorer wähnte Urkunde von 1490, den eigentlichen Höhepunkt im Spätmittelalter. Das Geden ken an ihn, an die Tatsache, daß Linz vor 500 Jahren den Charakter einer Landes hauptstadt zuerkannt bekam, kann am sinn vollsten dadurch zum Ausdruck gebracht werden, daß man sich bis zu diesem Jubi läumstag bemüht, eine fundierte Linzer Stadtgeschichte zu erarbeiten. Das bedeu tet über die bereits vorhandenen VorarbeiDas große Siegel der Stadt Linz; Die Urkunde von 1490 erlaubt das Siegeln mit rotem Siegeiwachs und enwähnt ein großes und ein kleines Siegel der Stadt. Nach den jüngsten Forschungen kann es sich bei dem großen Siegel nur um jenes mittelalterliche Rundsiegei handein, dem anstelle von den links und rechts der Tortürme befindlichen Ranken je zwei klassische, reich ornamentierte Säulen zuge ordnet sind. Da dieses Siegel erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts nachzuweisen ist, wurde es bisher für diese Zeit in Anspruch genommen. Reproduktion nach Alfred Hoff mann, Siegel und Wappen der Stadt Linz, Jahrbuch der Stadt Linz 1935, S. 41 ff., Abb. 6 (Siegel 4) im Das kleine Siegel der Stadt Linz: Die beiden Tortürme werden von zwei Löwen als Wappen tieren gestützt. Nach der Umschrift wurde das Siegel 1492 angefertigt. Ob es zur Zeit der Urkundenausfertigung schon ein kleines Siegel gegeben hat, ist unbekannt. Reproduktion nach einer Urkunde im Archiv der Stadt Linz. Das Siegel aus rotem Wachs in gelber Wachsschaie ten hinaus, wie sie vor allem die Linzer Regesten, die vielen Aufsätze im Historischen Jahrbuch und die Sonderpublikationen zur Linzer Stadtgeschichte darstellen, gezielte Grundlagenforschung auf breitester Basis. Sie bedingt einerseits ein neues Konzept für das wissenschaftliche Arbeiten, dem ein exakter Zeitplan zugrunde Hegen muß, an dererseits aber den Einsatz größerer finan zieller Mittel als bisher. Das wissenschaftliche Großunternehmen kann als mittelfristiges Vorhaben bezeich net werden und sollte nach unserem Ermes sen in folgenden Abschnitten bewältigt wer den: 1. In der Ausarbeitung eines Gutachtens, das alle wesentlichen Arbeitsbereiche be rücksichtigt und deshalb als wichtige Vor entscheidung anzusprechen wäre, weil es bereits realisierbare Bearbeitungsvor schläge enthalten müßte. 2. Bis zum Ende des Jahres 1985 sollten die im Sinne des Gutachtens nötigen Basis arbeiten vorliegen und nach einem entspre chenden Prioritätenplan auch veröffentlicht werden. Eine auf das Jubiläumsjahr hinwei sende Schriftenreihe, die als ,,Forschungen zur Geschichte der Stadt Linz" ausgewie sen sein könnte und den Umfang von meh reren Bänden haben müßte, wäre das Publi kationsorgan für diese Grundlagenfor schung. 3. Die darauf und auf den bereits vorhande nen Arbeiten zur Linzer Stadtgeschichte ba sierende umfassende ,,Geschichte der Stadt Linz", ein mehrbändiges wissen schaftliches Werk, von mehreren Wissen schaftern bearbeitet, sollte sodann in Auf trag gegeben werden. Der für das Gesamt vorhaben zu bestellende wissenschaftliche Beirat hätte für dieses Geschichtswerk den Arbeitsplan (mit Bearbeiternominierung) vorzubereiten. Die ,,Große Geschichte der Stadt Linz" sollte im Manuskript Mitte 1989 vorliegen und hierauf in würdiger Form als Festgabe publiziert werden. 4. Eine etwa zweibändige, volkstümliche Ausgabe der Linzer Geschichte, gleichsam der Succus aus der großangelegten Stadt geschichte, aber gut lesbar und verständlich formuliert, reich bebildert und schön gestal tet, wäre das eigentliche Geschenk der Wis senschaft an die Bevölkerung von Linz. Die ses Werk sollte von einem Bearbeiter in ei nem Guß geschrieben werden und weite Verbreitung bei den Linzer Familien finden. Dieser oben skizzierten wissenschaftsor ganisatorischen Grundüberlegung muß ein Finanzierungsplan entsprechen, der den Erfolg verbürgt. Unseren Vorstellungen ent spräche am besten die Schaffung eines Ju biläumsfonds, der vom Fiskaljahr unabhän-

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März Wortlaut: Wir Friderich von gots gnaden Römischer kayser zu allentzeitten merer des reichs, zu Flungern, Dalmacien, Croacien etc. kunig, hertzog zu Osterreich, zu Steyr, zu Kernndten und zu Krain, herre auf der Windischen march und zu Porttenaw, grave zu Flabspurg, zu Tyrol, zu Phyrtt und zu Kyburg, marggrave zu Burgaw und lanndtgrave in Ellsass beken nen, wiewol wir nicht allain von göttlicher schikhung wegen unnsers stannds und kayserllchen Wirde, sonnder auch aus angebornner gütte und mildikait den, so sich gen unns in gehorsam und gewerttikait willig ertzaigen, zu fürdrung genaigt, yedoch bewegt unns unnser gemütte, den, so mit gemainn Sachen beladen sein, dadurch gemainer nutz gefördert und nemlich unnser stet unnserr erblichen lannde in aufnemmen kömen, für annder fürd rung und gnädigen willen zu beweisen, damit ine solh bürde liederlicher und sy zu merern flelss und aufsehen des gemain nutz getzogen werden. Und wann nu unnser getrewn lie ben . . . der richter, rate und unnser burger hie zu Lynntz diser zeit mit den kriegslewffen, gepewen und annderer arbeit, die sich teglich meren, merklich beladen unnser richter daselbs, wer der yetzutzeitten fürgenomen, von menigvelltikait wegen sölher arbait über sein vermögen beswert, und darumb nyemannds, so zu sölhem ambt tewglich, liederlich dartzu ze bringen. Dartzu dieselb unnser stat ain haubtstat unnsers furstentumbs Österreich ob der Enns ist und pillichen für annder unnser stett daselbs geeret und mit sonndern wierden und freyhaiten versehen werden sol. Daz wir solh der bemelten unnser burger notdurft auch ir trew dienst, mitleiden und darstrekhen, nemlich in disen kriegslewffen irs leibs und guts auch ir erbietten, soihs und mer füran williclichen und trewiichen ze tun angesehen und erwegen und haben in dardurch und damit sy unnsern und derselben unserer statt Sachen dersterbas auswartten und unnserer mildikait emphinden mugen, auch von fleissiger bete wegen und sonndern gnaden die gnad tan und in vergönnt und erlaubt, tun vergönnen und erlauben auch von Römischer kayserlicher machtvolkommenhait und als regierennder herr und lanndsfürst in Österreich wissenntlich mit dem briet, daz dieselben richter und rate und ir nachkömen nu füran ains yeden jars ainn aus in, so dartzu tewglich ist, zu burgermaister und dem dasselb burgermaisterambt bevelhen, das mit allen eren, rechten, wierden und gölten gewonhaiten inntzehaben und zu verwesen und dieselben unnser burger ainn aus in zu richter fürnemmen, erwellen und denselben an unnsern hof pan und achtt von unns ze nemmen und unns desselben gerichts auch denselben burgermaister dessel ben burgermaisterambts hallten, gewöndlich glübde und ayde ze tun, sennden sollen. Auch daz derselb Burgermaister mitsambt den be melten richter und rate all derselben unnserr stat briet, dartzu sy yetzutzeitten das gross oder das klain statinsigel bedurften, mit rottem wachs verttigen und das gegen menniklich gebrauchen mugen, daran in nyemannds irrung tun sol. Ungeverlich davon gebieten wir allen und yeglichen unnsern fürsten geistli chen und weltlichen, haubtlewten, graven, frein herren, rittern und knechten, lanndtvögtten, Verwesern, vitztumben phlegern, burggraven, lanndtrichtern, burgermaistern, schultheissen, richtern, reten, burgern, gemeinden und allen anndern unnsern und des heiligen reichs auch unnser erblichen lannde fürstentumb und gebiette unndertanen und getrewn ernnstlich und wellen, daz sy die bemelten unnser burger zu Lynntz und ir nachkömen bey disen unnsern gnaden vergönnen und erlauben, genntzlich beleiben lassen, in daran kain irrung noch hindernuss tun noch des yemannds annderm ze tun gestatten in dhain weise, als lieb in allen und ir yedem sey, unnser swere ungnad zu vermeiden. Das mainen wir ernstlich. Mit urkund des briefs besigelt mit unnserm anhanngundem insigel, geben zu Lynntz an mittichen nach dem sonntag Reminiscere in der vassten nach Christi geburde vierzehenhundert und imm newntzigisten, unnsers kaysertumbs imm achtunddreissigsten, unnserr reiche des Römischen imm funftzigsten und des Hungrischen imm zwayunddreissigsten jaren.

V Ansicht der Stadt Linz von Urfahr auf einem Handwerksbrief für Klein- und Großuhrmacher sowie Büchsenmacher. Gestochen von Franz Feninger um die Mitte des 18. Jahrhunderts (vgl. dazu Karl Gutkas, Stadtansichten auf Handwerksattesten des 18. Jahrhunderts, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1958, S. 227 und Abb. XIII). Aufnahme: Museum-Llchtbildarchiv, Fr. MIchalek glg verwaltet werden sollte und aus mehre ren Quellen zu speisen wäre. Ein zu konsti tuierendes Kuratorium unter der Präsident schaft eines oder mehrerer prominenter Herren wäre für die Vergabe der Fondsmittel zuständig und würde seine Entscheidung auf Grund von Vorschlägen treffen, die ein zu bestellender wissenschaftlicher Beirat erarbeitet. Die in Linz tätigen wissenschaft lichen Einrichtungen sind zur Mitarbeit her anzuziehen. 1. Der Jubiiäumsfonds ,,Linz - 500 Jahre Landeshauptstadt" sollte von der Stadt Linz, dem Land Oberösterreich, dem Bund, von in Linz oder im Land Oberösterreich an sässigen Institutionen (Kammern) und Un ternehmungen (Banken und Sparkassen, Wirtschaft, Industrie etc.) sowie von in Linz wirkenden Vereinigungen und Gesellschaf ten (Klubs etc.) gespeist werden. Seine Ausstattung wäre durch Jahresbeiträge oder einmalige Spenden und Zuschüsse herbeizuführen, wobei an eine jährliche Ba sis von einer Million Schilling zu denken wäre (was bei paritätischer Beteiligung von Stadt, Land und Bund mit je 250.000 Schil ling keine illusorische Vorstellung bleiben müßte). Aus dem Fonds wären die For schung und deren Veröffentlichung zu be streiten; Einnahmen für die Publikationen würden wieder dem Fonds zufließen. 2. Die Verwaltung des Fonds hat ein Kurato rium zu besorgen, dessen Zusammenset zung von den Hauptträgern des Fonds we sentlich mitbestimmt werden soll. Es liegt nahe, daß jene Stellen, die den größeren Fi nanzanteil haben, im Kuratorium entspre chenden Einfluß besitzen werden. Dennoch wäre dabei zu beachten, daß auch alle an deren Kreise, die dem Fonds Mittel zufüh ren, auf die Gestion Einfiußnehmen können. Jährliche Rechenschaftsberichte haben über die Verwendung der Mittel Aufschluß zu geben. Ein im Kuratorium verankerter Geschäftsführer soll in bestimmten Fällen rasche Entscheidungen treffen dürfen, ohne das Plenum einzuberufen. 3. Das Kuratorium beruft einen wissen schaftlichen Beirat, der unter einem vom Kuratorium zu bestimmenden Vorsitzenden zu beraten hat. Seine wissenschaftlichen Empfehlungen sind Richtschnur für die Ent scheidung des Kuratoriums. Es wäre zu empfehlen, im wissenschaftlichen Beirat die leitenden Herren der Archive und Museen von Land und Stadt zu verankern, aber dar über hinaus auch fachlich kompetente Uni versitätsprofessoren wirken zu lassen. Der Gedanke an einen rasch beschlußfähigen engeren und einen für große Anliegen ein zuberufenden enweiterten Beirat drängt sich schon deshalb auf, well der Beirat ein be wegliches Instrument sein muß. Auch wäre es sinnvoll, wenn der Geschäftsführer des Kuratoriums mit dem Vorsitzenden des wis senschaftlichen Beirates engsten Kontakt halten, ja sogar die Überlegung angebracht, daß hier Personalunion bestehen könnte. 4. Die Delegierung von Arbeiten an Institute oder wissenschaftliche Einrichtungen durch das Kuratorium ist erwünscht, doch muß dem Kuratorium von diesen gleichzeitig das Kontrollrecht über den Fortgang der Arbei ten eingeräumt werden. Im Fall von Delegie rungen ist der jeweilige Institutsleiter dem Kuratorium verantwortlich. Die Einbezie hung von einschlägigen Instituten ist aus personeilen Überlegungen anzuraten. Zwar soll die Hauptlast der Arbeiten im Weg von Werkvorträgen mit einzelnen Wissenschaf tern bewältigt werden, aber man müßte doch bemüht sein, die Kapazität einschlägiger vorhandener Einrichtungen voll auszula sten. Mit diesen Andeutungen mag vorderhand das Auslangen gefunden werden. Die Stadt Linz und das Land Oberösterreich stellen seit einigen Jahren bereits je einen Betrag von 200.000 Schilling für den Fonds bereit. Der Rotary-Club-Linz, welcher vor zwei Jahren sein 50. Bestandsjubiläum beging, steuerte auf Anhieb einen Betrag von na hezu S 800.000.- als Starthilfe bei und gab damit für alle anderen Institutionen die Ini tialzündung. Mit dem Bund wird man ver handeln können, wenn das eigene Wollen durch Gründung des Fonds die offizielle Le gitimation von Stadt und Land erhalten hat.

pf»H •« Iii •»Ig UiMÄ „Lintzerische Freytags Ordinari-Zeitung" vom 7. Juni 1737, Titelvignette mit Stadtansicht von Linz, vor allem Linzer Schloß, und Wieder gabe der gesamten Seite 1 1737' (g?' 46.) 7. Siinff. ' Snjttif#« §(ei)ta08 OrtiMriiSeitung. iBit SWnt. ®«t>ferL SBa)ejl(it äfoaitÄ&tflflff gte#«« g» ,(inii(ii 6(0 3cl)8iiti 5(6a») aiiitiatU ,,'; S; asleiin/tim S. SuiiiL, / L, bsssÄÄ"'"""*"" «dliffen ! 6ntn isaäätidrio. »nOeKfta(t{3&®tatft#|tM 8w6(n / eri«mit8t»(i(raCfetfott8rf(6et/ a«i rt t«tetifrf|(» soff»« Ssiiaoäu btownsit/ erofja 6ii ®atrefffl(#päm6«g/ ®(» msiitiXIMwoanS'motkoitwrte». . i,, i. . . i)jM8 / 6M ÜB. fflao. am 6emtäi0 r(»!ibf4i»tH4)t uoTbfpscfelgct/feo^inaaÄiiBT^onMagSbro^^jeftdtJsigÄöl^ü f?Tia 2{nj«lw eon ^l?nRa»ffS?fctP4l<n ^ . 6»« Die Zuversicht, daß der Gedanke auch bei anderen Gremien und Institutionen auf fruchtbaren Boden fallen wird, ist für den Schreiber dieser Zeilen groß, weil seine An regung von einem jubilierenden Linzer Klub (50 Jahre Rotary Linz) sofort aufgegriffen, gebilligt und unterstützt wurde. Mögen des halb diese Zellen von jenen, an die sie sich richten, ebenfalls freundlich aufgenommen und durch Initiativen in der erbetenen Rich tung bedankt sein. Bei der Akademie der Wissenschaften in Wien ist ein Konto einge richtet, das bis zur Errichtung des Fonds die Einzahlung von Fondsgeldern ermöglicht und steuerliche Abschreibung erlaubt. Das Gedenken an ,,Linz - 500 Jahre Lan deshauptstadt" sollte nicht nur Im wissen schaftlichen Bereich verankert sein, son dern darüber hinaus zahlreiche andere Akti vitäten auslösen, einleiten oder beflügeln. Auf dem Bausektor etwa die Zielvorstellung, bis dahin das zentrale Verwaltungsgebäude fertigzustellen oder die endgültige Sanie rung des alten Rathauskomplexes Im Sinn der Altstadtrevitalisierung und eine weitge hende Revitailsierung und Sanierung der Linzer Altstadt zu erreichen; auf dem Sektor der bildenden Kunst die Ausschreibung ei nes Wettbewerbes, der dem Anlaß gedank lich nahekommt (etwa eine allegorische Darstellung der Linzer Geschichte); auf dem Sektor der Musik die Anregung einer Kom position symphonischer Art; auf dem Sektor der Wirtschaft die Planung und Fertigstel lung eines großen Aussteliungsgeländes; auf dem Sektor Sport die Veranstaltung in ternationaler Wettkämpfe In diesem Jahr und eine Realisierung begleitender Maß nahmen (Bau von entsprechenden Aktions räumen), und ähnliche Aktivitäten in ande ren Bereichen. Für das Land Oberöasterreich sollte das Jubiläum ein Bekenntnis zu seiner Hauptstadt werden (z. B. ein großer Festakt ,,Oberösterreich in Linz"). Feste soll man feiern, wie sie fallen! Die ver briefte Tradition, 500 Jahre hindurch Lan deshauptstadt zu sein, wird dazu einen An laß geben. Anmerkung: Dieser Beitrag stützt sich auf Forschungen des Verfassers und auf Ausführungen, die er im Rahmen seiner Voriesungen und Übungen, beim Symposion ,,Die Karolinger an der österreichi schen Donau" (Linz, November 1979), gegeben hat, ferner auf seine Pubiikation ,,Handel an der Donau - Die Geschichte der Linzer Märkte", Linz 1969, und seinen Beitrag in der Festschrift ,,Rotary-Club Linz-Donau 1928-1978", Linz 1978, 8. 21-30. An Fremdliteratur wurde ledigiich das von Alfred Hoffmann herausgegebene österrei chische Städtebuch I, Oberösterreich, Wien 1968, herangezogen, in dem der umfangreiche Artikei über Linz ebenfails vom Verfasser stammt. Das verwendete Originai der Friedrichs-Urkunde vom 10. März 1490 befindet sich im Archiv der Stadt Linz.

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