Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

Links: Damenbildnis Unten: Damenportrat Sämtliche Aufnahmen: Mader m Louis Hofbauer war ein ebenso ansehn licher Porträtist. Auch auf diesem, für einen Maler oft sehr problematischen Spezialgebiet hat er seine Art, seine ,,Handschrift" überzeugend durchgesetzt. Etliche dieser Porträts stechen hervor, das von dem jungen Richard Billinger, in kürzester Zeit im Hosaeusschen Haus in Mattighofen entstanden. Das ist der Innviertier Dichter aus St. Marienkirchen, der sich damals noch Landwirt und Schriftsteller genannt hat, der Lyriker, den Hugo von Hofmannsthal erst kurz vorher als einen der wortgewaltigsten unter den aufstrebenden in Österreich erkannte, auch der Dramatiker des ,,Perchtenspiels", darin Grete Wiesenthal bei der Uraufführung im Rahmen der Salzburger Festspiele die Schöne Perchtin getanzt und dargestellt hat. Der bil dende Künstler Hofbauer hat den Dichter Billinger erfaßt, wie er leibte und lebte, aber es war kein naturalistisches Bild, auch nicht sosehr ein impressionisti sches, das ging schon auf den Expres sionismus los, wenn man es schon in eine Schublade der Kunstgeschichte stecken will. Im Grunde ist es mehr, weil es sich jeder Kartierung entzieht. Wie anders der junge Architekt Schihan, ebenfalls wie Richard Billinger in der Innviertier Künstlergilde — ein innig er fühltes Porträt eines Mannes, der nach innen zu blicken versteht, sosehr er nach außen seine Idee vertritt. Und da gibt es das noble Porträt der Lederfabrikantens gattin Vogl, satt sommerlich, hingegen das ,,Damenporträt", eine junge Frau mit Ponykopf im Lehnstuhl, Bild der Erwar tung, völlig verhalten und doch voll Span nung vor dem Kommenden. Charakteri stisch die beiden Knabenbildnisse Tas silo und Wolfdietrich Hosaeus im Alter von zwölf und vier Jahren, sogleich zu erkennen im Blick der Augen, gewiß zwei Brüder, aber die acht Jahre, die sie tren nen, liegen zwischen ihnen, als ob sie mitgemalt worden wären. Kinderbildnisse zu malen ist das schwerste für einen Künstler, sofern es ihm nicht nur um Ähnlichkeit, sondern auch um die Seelen der Heranwachsenden geht. In seinen beiden Selbstporträts gibt er sich weniger preis, als er sich versteckt; in dem einen ist er in dunkelrotes Samt wams (der heikle Samteffekt!) gekleidet, die leere rechte Bildseite füllen die Goetheschen Verse vom ,,Stirb und Werde" aus, das ,,Werde" ist in größerer Schrift herausgehoben, Symbol für ein Streben nach Vollkommenheit, das Ge sicht horchend auf das Neue, das ihm begegnen möge — im andern, im Dezem ber 1924 als Geschenk für Hans von Hammerstein, dem Dichter und ersten Präsidenten der IKG, zur Hochzeit gege ben, steht stärkere Skepsis vor der Zu kunft in seinem Gesicht, die Augen sind mehr zurückgenommen, die Stirnfalten ausgeglichener als im ersten Selbstbild nis; ein Mann, der sich langsam erkennt, sich in den Brennspiegel der Welt stellt. Er will die Welt nicht aufgeben, denn er liebt sie und ihre Menschen.

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