Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 4, 1977

/ ■ . i ;« i\ « »W« Das dargestellte Gebiet Altstadt-West wurde Im Zuge der Grundlagenforsctiung bis ins kleinste Detail durchleuchtet und In einer konkreten Entwurfsphase wurden für alle Häuser Sanierungs-Umbau- und Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet. Der Im Vordergrund sichtbare Block „In der Scheiben" soll Im Zuge der Assanierungs maßnahmen, wie dargestellt, Im Inneren einen Hof und dadurch die angrenzenden Wohnungen Licht und Sonne bekommen. Altstädte in die abgewohnten Genossen schaftsbauten fließen, wo dies großmaß stäblich bearbeitet werden kann, und auch erklärlich, daß das Assanierungs gesetz noch keinen Eingang findet. Auch Ist es heute noch üblich, die Mittel der Wohnungsverbesserung ungehindert zur Verbesserung von Wohnungen bereitzu stellen, die In fernerer Zukunft im Zuge einer Entkernung und Assanierung ab gebrochen werden sollten. Gesamtösterreichisch gesehen sind je doch die ca. 7000 Hektar historischer Altstadtbereiche die untere Grenze des unbedingt zu Erhaltenden. Wie die Kal kulationen In Braunau zeigen, Ist der Wertzuwachs der Altstadtobjekte gerin ger als die Investitionen zu deren Sanie rung: Das bedeutet, daß das öffentliche Anliegen der Erhaltung des historischen Gesichtes auch Kosten verursacht. Bis heute sind umfassendere Kostenmodelle noch nicht ausgewertet und auch noch nicht klargestellt, ob die Öffentlichkeit sich dieses historische Antlitz etwas ko sten lassen wird. Wer die Veränderungen in den Altstädten beobachtet, kann die negativen Beispiele nicht übersehen. Neben der Aufgabe der Ortsbildpflege, die in den Händen der Bürgermeister noch deutlicher zu erfüllen sein wird, muß für ganz Österreich die Bewältigung der Aufgabe der Altstadt erhaltung trotz der Schwierigkeiten durch die kleinteilige Eigentumsstruktur und trotz der Partnerschaft einer überalterten Wohnbevölkerung auf der finanziellen, fachlichen und organisatorischen Seite über Einzelbeispiele hinauskommen. Wenn man die umfangmäßig geringe Be deutung der Denkmalpflege besieht, er scheint es geradezu ausgeschlossen, dem komplizierten und bevölkerungs nahen Sachbereich der Altstadterhaltung dieser funktionierenden übergeordneten Institution aufzulasten. Es zeigen sich auch derzeit noch keine praktikablen al ternativen Wege, besonders vielleicht deshalb, weil der Fachbereich der Alt stadterhaltung und Stadterneuerung ne ben der Denkmalpflege noch nicht würdig befunden wurde, als selbständiger Ge genstand der Lehre an den Universitäten anerkannt zu werden. Die dilatorische Befassung in anderen Fachbereichen wird weder den theoretischen Unterbau noch den Informationsstand für die Entschei dungsträger bereitstellen können, um ver hindern zu helfen, daß die Altstädte Österreichs zu ministrukturierten Geister städten werden: Museen, Jugos und Ju weliere. Das aktive Beispiel der Stadt Braunau basiert auf einer glücklichen personellen Konstellation, finanziellen Anstößen der Ministerien und der Breitschaft, über die Pläne hinaus den personal- und zeitauf wendigen Weg zur Bevölkerung nicht zu scheuen. Erkenntnisse der Motivations technik und politisch-praktisches Finger spitzengefühl sind Voraussetzung für den Erfolg und aus diesem Grunde ist das Modell Braunau zwar beispielhaft, aber nur bedingt in andere vergleichbare Städte zu übernehmen.

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