Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 3, 1977

kennen. Dennoch sind es Landschafts bilder. Zugrunde liegt wiederum die Un möglichkeit, eine Wirklichkeit darzustel len, von der man nichts weiß. Auch hier muß man, um zum vollen Verständnis zu kommen, Gedankengänge des Künstlers wiedergeben, die er natürlich nur auf sich bezogen wissen will, ohne einen naturalistischen Maier deswegen zu ver urteilen. Nur einen Baum zu malen, hängt schon von der subjektiven, un kontrollierbaren Willkür des Schöpfenden ab, wozu dann noch die ständige Ver änderung des Objektes kommt. Es kann also nur die Imitation eines äußeren Scheines entstehen und dies gibt der Fotoapparat weitaus ehrlicher. Um die sen Baum, um irgend ein Objekt in seinem Wesen empfinden zu können, hilft nur die Abstraktion; mit der höchst möglichen Abstraktion versucht nun Wimmer die höchstmögliche Annäherung an die Natur. Er malt letztlich einen Hügel, eine Landschaft für alle Hügel. Noch aber bleibt die Frage nach der bandartigen Unterteilung dieser Flächen offen und hier spielen manche Faktoren mit. Einerseits wird dadurch die tektonische Gliederung der Erdoberfläche an gedeutet, das Lasten einer Schicht auf der anderen, also wieder ein Hinter-dieDinge-Schauen, ein Durchdringen des Wesens, andererseits aber gibt diese Un terteilung dem Bild eine reizvolle Glie derung, gibt die Möglichkeit der Verwen dung von Farben. Ja, die Farben in die sen Landschaftsabstraktionen! Sie sind ungebrochen, wirken unbeteiligt, steril und sollen das auch sein, denn Wimmer will seine persönlichen Empfindungen bei den Abstraktionen weitgehend ausschal ten, will nur objektiver Beobachter, ob jektiver Maler sein, obwohl, oder viel leicht gerade weil er die Natur über alles liebt: „Natur ist bunte Blume und mor scher Baum, Schöpferin und Brecherin des Lebens, tastbar und grenzenlos, sie ist jetzt und unendlich; Natur ist, was in allen Formen wohnt, in allen Wesen wirkt und was die Dinge eint und scheidet; Natur ist, was zerstört und lenkt, gleich groß vorhanden im Atom, im Fels, im Staub, im Ozean" und: „Für ein taunasses Spinnennetz, in dem die Morgensonne glänzt zwischen 3 und 4 Uhr früh, gebe ich die ganze Weit." Ja, Josef Wimmer ist voller Widersprü che. Collagen und Landschaftsabstrak tionen stehen zeitlich nahe beisammen, sie verkörpern nicht Entwicklungsstufen. Ihn selbst zieht es mehr zu den Colla gen, da sie die größeren Möglichkeiten bieten, zu relativieren, sicher auch läßt sich dieses Thema nicht so schnell aus schöpfen. Der kritische Betrachter sieht in den Collagen die Antwort des Künst lers auf die Gegebenheiten, die Attacken der Umwelt, in den Abstraktionen den ganz persönlichen Umwandiungsprozeß des ungestörten Eindruckes. Wimmer ist eigentlich nicht Maler, der sich mit Philosophie beschäftigt, er ist o

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