Oberösterreich, 27. Jahrgang, Heft 3, 1977

19. Jahrhunderts wird ganz besonders durch das Wirken von P. Sigmund Fellöcker geprägt. Einige seiner Bücher und von ihm selbst angefertigte kristallopti sche Modelle erinnern daran. In jüngster Zeit waren die beiden Patres Leonhard Angerer und Reinhard Win dischbauer vorwiegend als Lehrer am Stiftsgymnasium tätig. Neben ihren vielen anderen Aufgaben im Rahmen des Klo sters Ist ihnen trotzdem noch Zeit für die Betreuung und Ergänzung der Samm lung geblieben. Die zweite Tischvitrine sollte als strengen Kontrast zur ersten die Nützlichkeit der Mineralien und der mineralogischen Wis senschaft für unser tägliches Leben, für die verschiedensten Sparten der Industrie bzw. des Gewerbes und vor allem für unsere Kultur vor Augen führen. Deshalb sind Rohsteine von einigen österreichi schen Mineralvorkommen und eine Reihe von daraus hergestellten Erzeugnissen nebeneinandergestellt. Hier ist auch die Meteoritensammlung untergebracht. Unter den Originalen be finden sich einige recht interessante und seltene Exemplare, so z. B. die beiden Meteorsteine von Knyahinya in Ungarn (gefallen am 9. Juni 1866) und die Eisen meteorite aus Mexico (einer davon mit 2270 g: gefunden 1784). Besonderes Inter esse verdienen zweifellos die sog. Glas meteorite, die nach ihren Fundstellen Moldavite, Indochinite, Billitonite, Australite usw. genannt werden. Erst in jüng ster Zeit ist man zur Überzeugung ge langt, daß es sich dabei gar nicht um wirkliche Meteorite handelt, sondern daß diese Glaskörper durch Einschläge von Großmeteoriten und dadurch aufge schmolzene bzw. hochaufgespritzte ter restrische Massen zustande gekommen sind. Da es in Kremsmünster seit P. Basilius Schönberger (ca. 1830) stets eine Kristalisammlung gab, die vorwiegend Lehr zwecken diente, sollte diese Tradition er halten bleiben. In einer kleinen Fenster vitrine befinden sich von fast jeder der 32 Kristallklassen je ein Realkristall und ein entsprechendes winkeltreu gearbeite tes Holzmodell. Dadurch wird das Er kennen der herrschenden Symmetriever hältnisse in den Kristallsystemen wesent lich erleichtert. Bei eingehendem Studium dieser kleinen Kristallsammlung ist es durchaus möglich, eine ganze Reihe von kristallographischen Gesetzen, Regeln und anderen Details zu demonstrieren, wie z. B. Konstanz der Flächenwinkel, Parametergesetz, Zonengesetz, die üb- ■ i ^ m "-S. J P. Sigmund Fellöcker, 1816-1887, Professor der Physik und Mineralogie 1853-1871. Originaifoto liehe Aufstellung bzw. Anordnung der Symmetrieelemente, Symmetriemehrdeu tigkeit, Verzerrung, Realkristall und Bau fehler, Zwillingsbildung und Zwillingsge setze u. V. a. Die Schmuck- und Edelsteinsammlung gibt eine kleine Übersicht der wichtig sten Mineralien, die in der Schmuck- und Edelsteinindustrie Verwendung finden. Es wurde bewußt eine sehr moderne Auf stellung gewählt, um die z. T. sehr klei nen Steinchen richtig zur Geltung zu brin gen. Im Gegensatz hiezu stehen einige Glasmodelle der (bis 1886) bekannten Großdiamanten mit naturgetreuem Schliff und in natürlicher Größe. Die systematische Hauptsammlung, die in den Wandschränken untergebracht ist, enthält rund 12.000 Mineralstücke, von denen etwa 1200 ausgestellt sind. Die Ordnung erfolgte streng nach der kristall chemischen Systematik von H. Strunz (Mineralogische Tabellen). Danach folgen der Reihe nach: I. Klasse: Elemente (und Legierungen); II. Klasse: Sulfide, Sele nide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide; III. Klasse: Halogenide; IV. Klasse; Oxide, Hydroxide; V. Klasse: Ni trate, Carbonate, Borate; VI. Klasse: Sul fate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate; VII. Klasse: Phosphate, Arsenate, Vanadate; VIII. Klasse: Silikate; IX. Klasse; Organische Substanzen. Von den rund 2500 bekannten Mineralien sind in den Schaukästen etwa 350 Arten vertreten (Mineralvarietäten sind dabei nicht mitgerechnet). In der Ladensamm lung befinden sich weit mehr Arten, schätzungsweise etwa 500. Die Auswahl der Schaustücke wurde in erster Linie nach ästhetischen Gesichts punkten getroffen. Doch hin und wieder mußte auch ein weniger schönes, jedoch wichtiges oder charakteristisches Stück ausgestellt werden, da die Schausamm lung in Zukunft im wesentlichen auch Lehrzwecken dienen soll. Ebenso wurde bei der Auswahl der Objekte darauf ge achtet, daß nicht nur eine möglichst große Vielfalt an Färb- bzw. Kristallvarietäten, sondern auch die bedeutendsten Fund orte vertreten sind. Es wurden daher nicht nur aus Österreich, sondern aus allen Kontinenten stammende Minerale ausgestellt. Eine Mineraliensammlung kann (im Ge gensatz etwa zu einer Briefmarkensamm lung) nie vollständig sein. Sie wird immer mehr oder weniger große Lücken auf weisen. Durch die Großzügigkeit des Hwst. Herrn Abtes DDr. Albert Bruckmayr ist es in den letzten Jahren gelungen, einige solcher Lücken durch Kauf wert voller Stücke zu schließen. Dazu gehören ein großer Kupferklumpen, ein schöner Wagnerit vom Höllgraben bei Werfen, ein fast 10 cm großer Vivianitkristall aus Sie benbürgen (Rumänien), Krokoit und Turmalin aus Australien und einige andere. Es wurde schon erwähnt, daß bei der Auswahl der Schaustücke grundsätzlich ästhetische Gesichtspunkte vorherrsch ten. Stark schwankende Größenunter schiede der Einzelobjekte mußten daher in Kauf genommen, jedoch durch das Unterlegen von verschieden hohen ova len Holzklötzchen teilweise ausgeglichen werden. Damit wurde gleichzeitig eine alte Tradition beibehalten, denn schon von P. Basilius Schönberger wurden (etwa um 1830 bis 1840) nach dem Vor bilde der „k. k. Hof-Mineralien-Sammlung in Wien" auf verschiebbaren ovalen Postamentchen die einzelnen Mineral stücke angebracht." Die Beschriftung der Mineralien erfolgte ebenso nach den Grundsätzen in den Mineralogischen Tabellen von H. Strunz. Die Bezeichnung der Mineralarten und

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