Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

Tag an dem zweiten Weltkrieg beherr schende Züge verliehen. War er in der ersten Kriegsphase ein für die deut schen Siege bestimmender Faktor, so wandte sich schrittweise das Blatt. Öster reich und Oberösterreich wurden — neuerlich aus geographischen Gegeben heiten — spät in den Luftkrieg einbezogen; er wurde allerdings besonders intensiv, nachdem die westlichen Alliier ten nach der Besetzung weiter Teile Italiens hier ihre Luftbasen installiert hat ten. Dann hörte auch Oberösterreich endgültig auf, der ,,Luftschutzkeller des Reiches" zu sein. Einschrän kend muß gesagt werden, daß dieser Luftkrieg, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, nur jenes Gebiet betraf, das wir heute den oberösterreichischen Zentrairaum bezeichnen, also den Raum Weis—Linz-Steyr. immerhin war damit auch Oberösterreich seit Juli 1944 „Front" im Luftkrieg geworden — und das bis unmittelbar vor dem Einmarsch durch die Amerikaner, in diesen letzten 275 Tagen gab es nicht weniger als ISOmal Fliegeralarm, also praktisch jeden zwei ten Tag. Tatsächlich angegriffen wurde Oberösterreichs Landeshauptstadt Linz zwar ,,nur" zweiundzwanzigmal, immer hin nahmen an vereinzelten Angriffen bis zu 500 amerikanische Flugzeuge teil. Noch im November 1944 erlebte Linz den ersten Nachtangriff und ziemlich genau ein Monat vor Kriegsende, am 8. April 1945, den ersten Tieffllegerangriff. Es war dies zugleich der vorletzte Fliegerangriff gegen Linz. Übrigens war dies eine un gleich schwerere Kriegsphase, als der ,,Landkrieg" in den ersten Mai-Tagen 1945. Tatsächlich liegt auch die Zahl der Opfer dieses Bombenkrieges über den Kriegstoten der letzten Kriegsphase in Oberösterreich. Auch verglichen mit den Kriegstoten Oberösterreichs, macht die Zahl der Bombenopfer jenes halben Jah res, 2000 tote Oberösterreicher, Fremdarbeiter und zum Arbeitseinsatz vor allem bei den Göring-Werken ein gesetzte KZler, den doch beachtlichen Anteil von sieben Prozent der GesamtKrlegsopfer aus. Ähnlich ist es übrigens auch bei den Sachschäden: Allein in Linz wurden 6,6 Prozent der Wohnungen zur Gänze und zwölf Prozent teilweise zerstört — ein Anteil, der gewiß geringer als der von Villach, Wiener Neustadt, Kiagenfurt und Innsbruck, aber gleich groß wie in Graz und bedeutender als der Verlust von Wohnungen In Wien war. Daß man tatsächlich von einer militäri schen ,,Front" sprechen konnte, dafür gab es genug Anzeichen: Attrappen in der Nähe des Kürnberger Waldes, die Industrieanlagen vortäuschen und Bom benabwürfe in freies Gelände provozie ren sollten; Ballonsperren Im Räume von Steyr, Luftschutzbunker, Stollen und Grä ben, Flugabwehrstellungen in und rings um Linz. Die geplante ,,Alpenfestung" des Jahres 1945 (nach Rauchensteiner). 'S '= •X • 4) Felt.e I T A L I E N •./ ^ .. i O) • C Q) ••*'3

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