Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

Geschützen bestückt waren. Heute wissen wir, daß die Schiffe schlecht und unfach gemäß, meist von Gefangenen gebaut wurden. Als er die ,,Armada" 1588 an die Themsemündung schickte, um Engiand zu erobern und zu rekatholisieren, ver lor er gegen England und gegen die rauhe Nordsee eine der größten See schlachten der Geschichte. Wie vor ihm die Conquistadoren das Goid, so hatte jetzt König Phiiipp il. das Siiber aus der neuen Welt sinnlos vergeudet. Potosi aber wurde im folgenden v/eiter ausgebaut, es erreichte im 17. Jahrhun dert 160.000 Einwohner, der Siiberstrom floß weiter, obwohl die Siiberflotten im mer wieder von Engländern, Franzosen und Holländern, besonders in der Karibi schen See, mit Erfolg aufgebracht und geplündert wurden. Siiber floß unentwegt in die Kassen der ,,Casa d' Austria", des Hauses Habsburg-Österreich, gleich ob es sich um die Primo-, Secundo- oder Tertio-Genitur des Erzhauses handelte, bis König Karl III. (in Österreich Kaiser Karl VI.) im Jahre 1711 Spanien ver lassen mußte. ,,Das Wunder von Potosi" aber blieb bestehen. Man schätzt, daß den Habsburgern von 1556 bis 1710 aus den Siibergruben in Bolivien und Mexiko Siiber im Wert von mindestens zwei Mil liarden Dukaten zugeflossen ist. Die Hälfte davon verschlang der Dreißigjäh rige Krieg, den anderen Teil Türkenund Franzosenkriege, aber auch die kost spieligen Hofhaitungen der spanischen Könige Phiiipp Iii. und Philipp IV. und Links außen: Silberkammer im Linzer Schloß: Griffe eines höfischen Eßzeuges für Kinder, Elfenbein geschnitzt, Messer und Gabel aus Stahlschnitt, Süddeutsch um 1600. Foto: M. Eiersebner Links: Silberkammer Im Linzer Schloß: Mohrenknabe mit Vogelkäfig und Jagdwaffen, Holz-Sllber-Montlerung, ehemals Ehrengabe der Ostindischen Compagnie, Amsterdam um 1700. Foto: M. Eiersebner die Verschwendungssucht Kaiser Ru dolfs il. Der hungernde Ziegenhirte In Potosi hat 1545 indirekt dem Haus Habs burg zu neuem Ruhm und Ansehen ver holten. Der durch den Siiberfluß wieder entstan dene Reichtum ließ die Silberschmiede kunst neu beleben. Zentren der Silber schmiede lagen in Amsterdam, Augs burg, Nürnberg und in Florenz. Es ge hörte zum Ansehen, Silber zu besitzen, besonders Tafelgerät. So entstanden Sil berkammern an den Höfen und in den Ansitzen des Adels. Fürsten und Reichs grafen speisten auf Silber, der niedere Adel und die wohlhabenden Bürger auf Zinn. Die Bauern mußten sich mit höl zernen Teilern und Schüsseln begnügen. Aber auch die Städte legten Siiberkammern an, vorrangig die freien Reichs und Hansastädte. Sie bedurften dieser mit prunkhaften Siibergeräten ausgestat teten Kammern zur Repräsentation und der Darstellung ihres Reichtums, im spä ten 17. Jahrhundert fügten sie, nach dem Hochkommen der ,,Ost- und Westindi schen Handeiskompagnien", auch Rari täten, Mitbringsel aus fernen übersee ischen Ländern hinzu, in anderen Fällen kostbare Uhren und astronomische In strumente. Den Untergang der zahlrei chen Siiberkammern bewirkten die Kriege Kaiser Napoleons I. Bonaparte. Um Truppensold zu erlangen, ließ er erst die französischen Siiberschätze, später die seiner Verbündeten einschmelzen und vermünzen. Den besiegten Gegnern gebot er, die auferlegten Kontributionen in Siiber zu bezahlen. Diesem Gebot fiel unsere größte Silberkammer, der Schatz der Kirche von St. Wolfgang,zum öpfer. Die Silberkammer im Linzer Schloßmu seum beinhaltet eine übersichtliche Sammlung von Münzen und Medaillen, die im oberösterreichischen Raum geidgängig, bei Medaillen denkv^ürdig waren. An den Wänden wird das Ducatus, das Erzherzogtum Österreich ob der Enns, in alten Kartenstichen festgelegt. Sehr sinnvoll glänzt inmitten der Kammer in einem Rahmen im ,,Eskuriai-Stii" das Porträt Kaiser Rudolfs il. Der Kopf des kunstliebenden und schatzgierigen Herr schers, der Tafeifreuden ebenso wie seine Schätze liebte, blickt schnurgerade in die kostbare Sammlung edler Silber schmiedearbeiten. Es sind Werke aus Nürnberger und Augsburger Siiberschmieden, besonders aus dem 17. Jahr hundert. Auch hier ist feststeilbar, daß die Prachtstücke der Repräsentation dienten. Besonders hervorzuheben sind Seltenheiten, wie der Nürnberger Braut becher des Meisters Wolff Ghristoff Rit ter II., der nach 1617 starb, das Pariser Hochzeitschiffchen mit fünf Meister- und Beschauzeichen um 1600, ein Tulpen kelch vom Meister Andreas Michel 1630 bis 1648, ein gedeckeiter breiter Silber becher mit Medaillons in feiner Relief arbeit, die Kundschafter Kaief und Josua, Rebekka und den harfenspielenden David darstellend, Augsburg 1660. Zu den erstrangigen Stücken zählt auch der ge-

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