Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

Linzer Silberund Raritätenkammern Anton Wilhelm Die Linzer Silber- und Raritätensamm lungen umfassen Insgesamt 120 cha rakteristische Objekte und bestehen aus drei getrennten Gruppen; Der „Silber und Raritätenkammer" des Oberöster reichischen Landesmuseums Im Linzer Schloß, der gleichfalls Im Linzer Schloß museum untergebrachten ,,geistlichen Schatzkammer" und einer aus 50 Ob jekten bestehenden Kollektion Im ,,Johann-Adam-Pruner-ZImmer" des Linzer Stadtmuseums Nordico. In Ihrer Gesamt heit bilden diese Objekte zwar keine umfassende Darstellung alter Sllberschmlede- und Gürtlerkunst, In der gro ßen Fülle erhalten gebliebener Raritäten, dennoch vermitteln diese Sammlungen weiten Einblick In die künstlerische Ge staltung und Stilwandlung feiner Metall bearbeitung. Gut wirkt auch die völlige Trennung der einst dem profanen oder kirchlichen Gebrauch dienenden Objekte. Silber bedeutete für die Welt bis zum Beginn unseres Jahrhunderts mehr, als wir uns heute allgemein vorstellen. Nur mit gemünztem Silber, dem Sold, konnte man Soldaten und Offiziere halten und dadurch Macht und Einfluß gewinnen. Gold gab es hIefür zu wenig und für Kupfer und Versprechungen wollte nie mand kämpfen oder gar sterben. Die Gefolgschaftsheere des Mittelalters ver sagten schließlich. Infolge Ihrer Auswei tung, denn auch sie benötigten Silber. Nach den lang hingezogenen Kriegen, die Kaiser Karl V. und König Franz I. von Frankreich über länderweite Gebiete und mit großen Heeren führten, trat eine Sil berkrise In Erscheinung. Die europäi schen Silbergruben waren ausgebeutet. Silberkäufe waren nur noch durch da mals schon bestehende Geldkonzerne, die der Welser und Fugger In Augs burg, der Medicl, BardI und PIttl In Flo renz, der Grittl und der Casa S. Giorgio In Venedig, sowie durch die Hansa mög lich. Die Hansa kaufte Silber, das aus dem Ural stammte. In Nowgorod. Dieser Zustand währte fünfzig Jahre, bis sich ein Morgenrot am Silberhimmel zeigte. Die Spanler hatten Elnschau In die neue Welt, die Neuspanien hieß, genommen. Verwegene Abenteurer, die man Conqulstadoren nannte, hatten mit Hilfe der Krone nacheinander Mexiko, Yukatan, Kolumbien, Bolivien und selbst das An denhochland ,,Blrl — Peru" erobert und besetzt. Cortez, da Soto, PIzarro, Almagro, Gasca und viele andere lechzten und schrien nach Gold, das Goldland „El Dorado" mußten sie finden. Sie fan den Gold In Überfluß, da Soto plünderte In Tolomecco den Grabtempel der Kazlden. In dem unermeßliche Schätze an Gold und Perlen lagen. PIzarro bemäch tigte sich des Inka Atahualpa von Peru, Meß Ihn töten und erntete Gold Im Wert von einhundert Millionen Dukaten. Von all diesen Schätzen gelangten nur Spu ren In das spanische Mutterland. Die Conquistadoren und das anhängende Raubvolk brachten einander um, teilten die Beute und strebten nach den Küsten. Aber Gold, Perlen und Ihre Besitzer ver schwanden meist spurlos In Wäldern und Sümpfen, ehe sie das Meer erreichten. Der Fluch der Inka hatte sie begleitet. Anders war es mit der Auffindung von Silber. Nach Almagro beherrschte der Abenteurer Gasca nach 1535 ein In 4000 Meter Höhe gelegenes Tal mit einer Indlosledlung, die sie PotosI nannten, Tal und Siedlung lagen Im Hochland von Bolivien. Es gab dort dünne Luft, Ent behrung und Hunger. Am 22. April 1545 verwies ein Indlo-HIrte die Spanler auf einen 800 Meter hohen Berg, der aus dem Hochtal aufragte, und zeigte schwere graue Erzbrocken, die er dort gefunden hatte. Nach Untersuchungen stellte sich heraus, daß der Berg wahr scheinlich zum Großteil aus Silbererz be stand, ein ,,Wunder der Natur". Die Schwierigkeit aber, hier Silber zu gewin nen, war enorm. Man meldete den Fund der „Casa de contrataclon", die das Gebiet dem Kronschatz einverleibte. Kö nig Karl I. (als deutscher Kaiser der V.) besprach sich mit den Fuggern, die Fach leute nach PotosI sandten. Die Fugger warnten vor Überstürzung. So baute man In PotosI sehr sorgsam zuerst Unterkünfte, dann suchte man nach geeigneten Pfaden, die zur Küste führten und ausbaufähig waren. Der Ha fen von Gartagena In der Karibischen See stand nun mit PotosI In unmittel barer Verbindung. Schließlich wurde an geordnet, daß Silberflotten nur In Ge leltzügen fahren durften, und zwar In der Route Gartagena, San Domingo auf Haiti, über den Atlantik nach Gadiz und Sevilla. Gerade als König Philipp II. 1556 die Herrschaft über Spanien übernom men hatte, begann der ,,Silbersegen von PotosI" sich auszuwirken. Ein Silberstrom ergoß sich In die Kassen der Krone. König Philipp II. hatte von seiner Groß mutter Johanna Wahnsinn ererbt. Erst ließ er mit dem Silber aus der neuen Welt den gigantischen Escorlal, ein Re sidenzkloster, erbauen, dann aber er richtete er seine „Armada", eine Flotte mit 130 Hochseeschiffen, die mit 3000 ... .4«'>

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