Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 2, 1976

Wolf Madiseder und Steyr Volker Lutz L Das doppelgiebelige Haus des Steyrer Stadtrichters und Bauernführers Wolf Madiseder (hingerichtet zu Linz am 26. März 1627), heute Steyr, Stadtplatz Nr. 39. i!' ■■ Ii : ■■ r 7 >■ i ^■/ i Die traditionsreiche Elsenstadt spielte auch Im Bauernkrieg von 1626 eine große Rolle. Schon knapp nach dem Beginn dieser Er hebung, die vor allem politische, soziale und konfessionelle Ursachen hatte, öff nete Steyr dem Bauernheer seine Tore; vor allem deshalb, well sich bedeutende Bürger mit den Forderungen der Land leute solidarisch erklärten und In Ihrem Sinne wirkten. Besonders der ehemalige Stadtrichter Wolf Madiseder, selbst ein Anhänger des protestantischen Glaubens, trat energisch für die freie Religionswahl ein und setzte sein ganzes Bestreben gegen die überaus harten Aktionen der Gegenreformation und die Übergriffe der bayerischen Be satzungssoldaten ein. Mit dem Stadtadvokaten Dr. Lazarus Holzmüllner, dem Stadtschreiber Hans HImmelberger, dem ehemaligen Bäcker meister Toblas Angerholzer und dem früheren Gerichtsschreiber Balthasar Mayr, alle aus Steyr, gehörte Wolf Madis eder zu den eigentlichen geistigen Füh rern des Bauernaufstandes Im Lande ob der Enns. Als die Bayern mit Hilfe der kaiserlichen Soldaten den Aufstand dämpften, am 22. August 1626, kampflos die bis dahin von den Bauern besetzte Stadt Steyr ein nahmen und schließlich die bäuerliche Erhebung blutig niederschlugen, wurde Wolf Madiseder am 26. März 1627 nebst anderen Steyrer Bürgern am Hauptplatz zu Linz enthauptet und gevierteilt, obwohl er seit September 1626 In Haft war und die letzten Schlachten des Bauernkrieges nicht mehr beeinflussen konnte. Seine Körperteile wurden zur Abschrekkung am Ortsausgang zu Linz In Richtung Steyr zur Schau gestellt. Sein Kopf, nebst dem von Dr. Holzmüllner, am Stadtplatz seiner Heimatstadt Steyr auf eine aufge richtete Stange gespießt. Erst am 22. September 1628 — eineinhalb Jahre nach der Hinrichtung — wurde über wiederholtes Bitten der Witwe Regina Madiseder der Kopf abgenommen und mit den übrigen Leichenteilen vereint und beim Bruderhaus In Steyr begraben. Der Witwe hatte man auch die Exekutions kosten In der Höhe von 332 Gulden zur Bezahlung vorgeschrieben. Noch 1631 — 4 Jahre nach dem Tode Madlseders — war die Nachlaßabhandlung noch nicht abgeschlossen. Die einzige Erinnerung In Steyr an den Bauernführer und Stadtrichter Wolf Madiseder Ist das ,,Madlseder-Haus" (Stadtplatz Nr. 39), das aus Anlaß des Gedenkjahres In die Fassadenaktion ein bezogen wurde. Der Vater, Hans Madiseder, hat um 1579 zwei nebeneinanderliegende Häuser an gekauft und durch einen Umbau vereinigt. Aus dieser Zelt stammt auch der bemer kenswerte Renaissancehof mit dem schö nen Laubengang. Von 1620 bis 1627 be saß dann Wolf Madiseder mit seiner Gat tin Regina dieses Haus. p. r.

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