Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

■ i 1 läufer, denn er friert verläßlich alle Jahre zu — Im vorigen Jahrhundert empfand man seine Einsamkeit noch als beunruhi gend. Nikolaus Lenau drückt dies so aus: „Sehr ernst Ist hier die Welt und stumm In sich versunken, als war Ihr letzter Laut Im finstern See ertrunken. Das Schilf am Ufer bebt und flüstert mit so bange, Im Winde bebt der Wald am stellen Ufer hange." Anderswo wieder, auf der Postalm auf der anderen Seite des Wolfgangsees, hätte sich wohl auch Lenau nicht bedrückt gefühlt. Frei schweift hier der Blick über endlose Almböden und Höhen. Hier be findet sich die zweitgrößte Alm des ge samten Alpenbogens und noch dazu ein Skigeblet von erfrischender Welte und Vielfalt. Die meisten dieser Berge gehören weder zu St. Wolfgang noch zu Oberösterreich, sondern zum Land Salzburg. Mitten durch diesen Raum zieht eine Grenze, die heute nur mehr unwesentliche, mit dem freien Auge des Unkundigen nicht mehr wahr nehmbare Unterschiede In Volkscharakter Die Schafbergspitze (1783 m). Der Schafberg liegt genau in der Mitte zwischen Woifgang-, Mond- und Attersee. Die Aussicht erfaßt 14 Seen und umfaßt einen Bück von den Zentraialpen bis weit in das bayerische und österreichische Alpenvorland hinaus. Foto: Löbi Die sogenannte Himmelsptorte, Abstieg in die Nordwand des Schatbergs. Die Umwanderung des Schatbergs über den Hintersee, Mittersee und den dunkelgrünen Münichsee gehört zu den schönsten Natureriebnissen im Woitgangiand. Foto: Bernatzik oder Mundart aufweist, früher aber eine tiefe Kluft zwischen die ärmlichen Flecken ,,Am Schober" (Strobl) und St. Egydi (St. Gilgen) einerseits und dem wohl habenden, weltberühmten Wallfahrtsort St. Wolfgang an der Sonnenseite des Sees andererseits riß. Dieser war Besitz des Klosters Mondsee und ab 1505 öster reichisch, jene unterstanden dem Erzblschof von Salzburg; wem der See ge hörte, der dazwischen lag, wußte niemand recht. Dieser unsichere Grenzverlauf geht auf König Ludwig den Deutschen zurück, der 829 dem Kloster Mondsee den Aberseeforst schenkte, das spätere Wolfgang land. Zuvor aber hatte Salzburg schon den gesamten See als Eigentum er worben. Das Erzstlft Salzburg anerkannte daher niemals diese Grenze, sondern suchte die Jurisdiktion über das gesamte Gebiet zu erwerben, was Im Verlauf der Jahr hunderte zu heftigen Streitigkelten führte. Diese erreichten oft skurrile Höhepunkte, wenn es etwa galt, über Vergehen zu richten, die auf der Eisfläche des zugefro-

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