Oberösterreich, 26. Jahrgang, Heft 1, 1976

Votivbild mit Darstellung der Wolfganglegende In der Filialkirche Valentlnshaft Im pol. Bezirk Braunau am Inn Foto: Pfarl Die einsam gelegene Wallfahrtskirche St. Wolfgang am Stein Im obersten Mühlvlertel (Bezirk Rohrbach) Foto: M. Elersebner auch auf dem Pöstlingberg, diesem Wahr zeichen von Linz. Manche dieser Grup pen wandern hier sogar betend über den Kreuzweg zur Kirche hinauf. Zu Fuß ge pilgert wird teilweise auch, zumindest ein kurzes Stück, nach Adiwang. Hier ist der stärkste Pilgerzustrom an den drei Gol denen Samstagen zu verzeichnen — ein Wallfahrtstermin, der außerhalb von Oberösterreich sehr wenig bekannt ist und in Adiwang seinen Ursprung gefun den haben soll. Verschiedene Legenden ranken sich um die Entstehung, und es wurde sogar erzählt, daß die Muttergot tes von Maria Zell in diesen Nächten ihr Domizil verlasse und in Adiwang ,,im Bade weile". Die Wallfahrt hierher reicht weit zurück; als 1431 Chor und Turm der heutigen Kirche erbaut wurden, dürfte sie bereits bestanden haben, hervorgegangen viel leicht aus einem Brunnenkult. Das Was ser wurde besonders gegen Augenleiden angewandt und auch verschickt, wie man ja in den verschiedensten Nöten zur Adlwanger Madonna seine Zuflucht nahm. Besonders stark war der Zuzug in den großen Pestjahren von 1679 und 1713, denn Adiwang galt als einziger Wall fahrtsort, der von der Pest verschont ge blieben war, aber auch aus dem 18. Jahr hundert sind uns hohe Besucherzahlen überliefert: 30.000 Kommunikanten zählte man im Durchschnitt im Jahr, 1755 sogar 46.764. Eine Besonderheit im Adiwanger Wall fahrtsgeschehen war lange Zeit der so genannte ,,Staberlkirchtag" am Sonntag nach Bartholomä. An diesem Tag kam eine Prozession von Viechtwang und als Zeichen dafür, daß ihre Vorfahren auch während der Reformation dem katholi schen Glauben treu geblieben sind, trug jeder Teilnehmer einen weißen Stab in der Hand. Wie schon der Name sagt, hat sich anläßlich dieser Wallfahrt auch ein richtiges Kirchtagstreiben entwickelt. Diese Wallfahrt ist nun abgekommen,das bunte Markttreiben hat sich mit den Gol denen Samstagen verbunden. Mit diesem Hinweis sind wir bei einem anderen interessanten Punkt im Wall fahrtsgeschehen angelangt, den verschie denen Bräuchen und Gewohnheiten, die sich am Rande der Wallfahrten angesie delt haben, wie eben gerade Märkte, denn es war keineswegs selten, daß sich diese in Verbindung mit einem bestimm ten Wallfahrtstermin herausbildeten. Na türlich befruchteten sich beide Kompo nenten gegenseitig. Kaufleute, Gewerbe treibende witterten durch die große An sammlung von Menschen Geschäftsmög lichkeiten, und die Leute wiederum zogen um so lieber zu den Wallfahrtstätten, wenn sie daneben sich noch mit verschie denen Einkäufen eindecken konnten. Man muß sich ja darüber im klaren sein, daß eine Wallfahrt nicht nur im Dienste des Glaubens geschah, sondern daß sie auch die Möglichkeit bot, mit Verwandten und Freunden aus anderen Ortschaften zu sammenzukommen, Neuigkeiten auszu tauschen und nach verrichteter Glaubens übung auch ein wenig ans Vergnügen zu denken, ohne gleich in den Ruf der Leichtsinnigkeit, der Unterhaltungssucht oder gar des Müßigganges zu geraten, denn das Leben, vor allem in der Land wirtschaft, war hart und bot wenig Ab wechslung. Das Volk war fromm, gewiß, aber es war Gott sei Dank auch der Fröhlichkeit nicht abhold, und wenn sich nun Gelegenheit bot, beides — Frömmig keit und Fröhlichkeit und sogar Geschäft — miteinander zu verbinden, griff man gerne zu, man mußte eben die wenigen Feste feiern, wie sie fielen. Da ist z. B. Aschau im Innviertel anzu führen, eine reizende, kleine Filialkirche, mitten im bäuerlichen Land, auf einem Hügel, wie eine kleine Burg liegend, und ausgerechnet hier fand um Bartholomä, dem Kirchenpatron, ein großer, vier Wochen dauernder Markt statt. Es ist nichts über seine Entstehungszeit und -umstände bekannt, aber er wurde von Tausenden Menschen besucht, auch aus dem heute bayrischen Raum (Aschau liegt auf dem Wege von Mattighofen nach Hochburg-Ach). 1737 wurde das Dultrecht nach Gern in Bayern verkauft, wohin auch der vergoldete Schnitzer kam, der in der Kirche aufbewahrt worden war und mit welchem der Heilige gemartert worden sein soll. Im Jahre 1786 wurde die Kirche gesperrt, 30.000 fl flössen da mals dem Religionsfonds zu und vieles wurde geplündert. Später durfte jedoch das Gotteshaus wieder geöffnet werden, die Wallfahrt aber blieb nun unbedeutend und wird auch heute nur mehr am Patronatstag von der Pfarre feierlich be gangen. An diesem Tag verband man früher die Wallfahrt hierher sehr gerne mit einer solchen nach Hart bei Pischels dorf. Diese Kirche zum Hl. Altarsakra ment mit ihrem wunderschönen, in Blau und Gold gehaltenem Chorgitter und ihrem Reichtum an alten, volkskundlich äußerst interessanten Votivbildern war seinerzeit ebenfalls stark besucht; oft übernachteten die Pilger auf dem großen, ummauerten Platz vor der Kirche. Sie

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