Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 4, 1975

tore. Ihr Höhepunkt Ist das Haus der Gra fen Harrach, das jetzige Priesterseminar, aus der Hand des großen Lukas von Hil debrand. Während die Renaissance bei uns vor nehmlich öffentliche Gebäude und Adels häuser umfaßt, treten in der Barocke hauptsächlich die Tore unserer Kirchen, der oberösterreichischen Klöster und des aufstrebenden Bürgertums in den Vor dergrund. Mit dem Ausklang der Barocke endet die geschlossene Reihe Linzer Tor bauten. Die unruhige Zeit der Französi schen Revolution, die Napoleonischen Einfälle und damit die Verarmung un serer Bevölkerung sind wohl die Ursa chen. Nur acht Blätter der Sammlung stammen aus der Zeit des Rokoko, des Klassizismus und des Empire." Zu jedem der Blätter, die im Format von 40 bis 30 cm von Karl Hayd aquarelliert wurden, gibt es einen kunstgeschichtli chen erläuternden Text, der aus der Fe der Hermann Ubells stammt. Erstaunlich ist dabei, daß über manche Linzer Denk male keine Übereinstimmung zu erzielen war. So schuf Hayd ein eigenes Aquarell von dem als letzter Rest des Wollzeugfabrikkomplexes stehengebliebenen Ge bäude Fabrikstraße 36. Das barocke Portal (Abb. 5) dient aber als Eingang zu einer Lackiererwerkstätte und macht kei neswegs einen seiner Bedeutung ent sprechenden Eindruck. Auf dem Hinweis zettel ist vermerkt, daß dieses Portal von Hayd ohne Auftrag gemalt wurde, daß es sich um eine Neuschöpfung handle und daß es daher nicht in die Serie aufge nommen worden ist: „Tor in der Fabrik straße bei der ehemaligen Pionierka serne. Das Tor wurde ohne Auftrag für die Sammlung ,Linzer Tore' gemalt, weil es als altes Tor angesehen wurde, es ist aber ein ganz interesseloses Gebilde aus neuester Zeit." Durch die genaue Er forschung der Baugeschichte der Woll zeugfabrik ist heute bekannt, daß das Gebäude tatsächlich zum Komplex der Manufaktur gehörte und sich nach Ab bruch des Hauptgebäudes (auch dessen Portal wurde von Hayd abgebildet, Abb. 1) als letzter Rest erhalten hat. Bedauerlich ist, daß für die Zeit des Hi storismus nur zwei Bauwerke für würdig befunden wurden, in der Reihe aufzu scheinen. Als Nr. 74 wird im Verzeichnis das Osttor des Querhauses am MariäEmpfängnis-Dom in Linz genannt (Abb. 2), unter Nr. 75 ist der Eingang in der Allgemeinen Sparkasse, Promenade 11, zu finden. Hier hätten sich wohl noch in teressante Schöpfungen des 19. und be ginnenden 20. Jahrhunderts angeboten, doch war der damaligen Zeit dieser Ab schnitt der kunstgeschichtlichen Entwick lung noch fremd und Julius Wimmer be schränkte sich auf den Neuen Dom und auf das Hauptportal desjenigen Bauwer kes, dem er als Präsident vorstand. Die Sammlung der ,,75 Linzer Tore" (durch das Aquarell des Hauses Fabrik straße 36 sind es eigentlich 76 Tore) kam mit der Sammlung Julius Wimmers an das Stadtmuseum. Sie ist Zeugnis für die Abb. 3 Die Idylle der Vorstadt — Urfahr, Aubergstraße 50. - Abb.4 und 5 Links außen: Portal am Hause Linz, Hauptplatz 9, Innen: Portal am Hause Linz, Fabrikstraße 36. Sämtliche Fotos zu dieser Abhandlung: Fr. MIchalek

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