Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 4, 1975

Die Wandlung des Stadtbildes Steyr von der Vergangenheit in die Gegenwart Volker Lutz Die Darstellung des Radierers Hans Lautensack aus dem Jahre 1554 zeigt die Elsenstadt In Ihrer von der Gotik geprägten Erscheinung, die ,,Styraburg" besitzt noch Ihr wehrhaftes Aussehen. Foto: V. Lutz »Ii i imm m iwauutu I i Die reizvolle, den Einheimischen erfreu ende und die Gäste begeisternde alte Elsenstadt in ihrer heutigen Erschei nungsform ist durch einen fast eintau send Jahre alten, wechselvollen Prozeß modelliert worden. Seit der Erbauung des ,,8tyraburg" nach der Schlacht am Lechfelde haben Zelten der wirtschaftlichen und politischen Blüte, aber auch Kriegsjahre, Notzeiten, Brände und Überschwemmungen das städtische Bild geprägt und entscheidend beeinflußt. Repräsentative sakrale und profane Bau ten sind Zeugen des Reichtums, Aus druck des Selbstbewußtseins und der Eigenständigkeit des Steyrer Bürgertums. In den achtziger Jahren des zehnten Jahrhunderts wird die ,,Styraburg" zum ersten Mal urkundlich genannt, obwohl sie sicherlich schon Jahrzehnte vorher Bestand gehabt hat. Sie stelit einen Fix punkt der späteren Stadtentwicklung dar. Die Dienstmannen der in der Burg resi dierenden steirischen Otakare ließen sich in der Nähe ihres Herrn ,,am Berg" im nördiichen Teii der Hof- und heutigen Berggasse nieder. Diese Erweiterung und die Besiedlung in der unteren Enge mit ihren äußerst schmalen Parzellen bil deten die ältesten Teile der Stadt Steyr. Ein weiterer Kernpunkt der städtischen Entwicklung war die Pfarrkirche, die mit 1275 verhäitnismäßig spät genannt wird. Von der Burguntersiedlung der Enge aus schritt die Bautätigkeit schneil gegen Sü den vor, bis schließiich eine Verbindung zu den Häusern um die Pfarrkirche ge schaffen und damit die ,,obere" — die westiiche — Zeiie des Stadtplatzes verbaut war. Dies geschah während der Reglerungszeit von Leopold VI. Baureste aus dieser Zeit iassen sich nur in den Teilen des heutigen Schlosses Lemberg, in einigen Häusern der unte ren Enge und des Stadtplatzes, in den Grüften der Stadtpfarrkirche und in den Grundfesten des Bürgerspitales vermu ten. Das Aussterben der Babenberger bedeu tete eine negative Zäsur für die Stadt entwicklung. Die Wirtschaftsiage war jahrzehnteiang ungünstig. Die fruchtba ren Auswirkungen des ,,Großen Privilegiums" 1287 durch Herzog Aibrecht I., einer Wiederverbriefung schon früher verliehener Rechte, machten sich erst ab 1350 gemeinsam mit den damais ver liehenen Begünstigungen bemerkbar. Damais nahm der gotische Stil seinen Aufschwung, um in Steyr knapp vor 1500 seinen Höhepunkt zu erreichen.Die Gotik war es auch, die die Stadt geprägt hat und ihren Spuren begegnen wir noch heute auf Schritt und Tritt. Die guten wirtschaftiichen Verhältnisse haben es mit sich gebracht, daß die Bürgerschaft der durch den Handei mit der gesamten damais bekannten Welt verbundenen Stadt sowohl zur Errichtung der Profan bauten, also auch für den Bau von Kir chen die finanzielle Grundlage besaß. Die untere — östiich an der Enns gele gene — Häuserzeile des Stadtplatzes wurde in dieser Zeit voilendet. Das be stimmende Element der Steyrer Altstadt Ist das gotische Bürgerhaus. Es ist mei stens sehr schmai und dreistöckig. Die

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2