Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 2, 1975

phischer Akribie - thematisch Weiter M. Pühringer vergieichbar — den Kom plex Mensch-Sex-Maschine auslotet. Die Perfektion seiner Zeichnungen vermittelt - angereichert durch kaum merkbare Verfremdungseffekte — etwas von der Kälte und dem Unmenschlichen einer anonym abrolienden Zivilisation. Wie Export und Pühringer arbeitet auch er mit Symboien, herausgegriffen aus der Realität und verdeutlicht durch den neuen Sinnbezug, in die sie der Zeichner bringt. Der Schwanenstädter Gotthard Muhr, Jahrgang 1939 und so wie Nöbauer Ab solvent der Akademie der bildenden Künste in Wien, gehört der an Zahl und Qualität gieichermaßen imponierenden Phaianx hervorragender österreichischer Radierer an.Zusammen mit Arnulf Rainer erhieit er bereits 1966 den österreichi schen Staatspreis für Graphik. In Sao Paulo wird er bei der diesjährigen Biennale als einer der drei offizielien Vertreter unseres Landes mit einer Kol lektion von 25 schwarzweißen und farbi gen Radierungen mit von der Partie sein. Man kann Muhr in gewisser Weise in Nachfolge zum Expressionismus sehen. Der kraftvoile, die technischen Möglich keiten der Kaltnadel- und Aquatintaradierung kongenial ausnützende Duktus des sicheren Zeichners umreißt den Men schen mit wenigen harten Strichen. Muhr ist ein aufmerksamer Beobachter menschücher Schwächen und Eigen schaften. Er iegt sie thematisch seinen Blättern zugrunde und verarbeitet sie zu seelischen Gieichnissen voller Ernst, Herbheit und nachdenklich stimmender Symbolik. Neben der Radierung be schäftigte sich der Künstler auch mit der Malerei, der Zeichnung und der Piastik. Im weiteren Bereich des GegenständiichFigurativen engagiert sind der aus der Kunstschuie der Stadt Linz hervorge gangene Dietmar Brehm und der aus Ried stammende Reinhard Adlmannseder. Auch bei ihnen ist noch ein wenig vom Erbe des Expressionismus zu spü ren, wobei die skizzenhafte Vehemenz von Adlmannseder der Ironie und mit unter nahezu karikaturistischen Über steigerung und Verzerrung nicht ent behrt. Sicheriich muß auch der aus Mettmach gebürtige Hans Werner Jascha vor aliem im Hinblick auf seinen „Schöner-WohnenRaum" den ,,Engagierten" zugerechnet werden. Er trat jedoch auch wiederholt als Aktionist in Erscheinung, ais Ver fechter einer expressiven Körpersprache und Mimik, wie man sie auch von den ,,Face-Farces" von Arnulf Rainer her kennt. Daneben und darüber hinaus hat sich der zwischen Stelzhamer (in Mett mach) und Bürgerschreck (mit akade mischem Dipiom) geschickt pendelnde ,,Kunstverhunzeier" in ietzter Zeit zu einem eigenwiiiigen Zeichner entwickelt, dessen beherrschter, auf den Möglich keiten des reinen Schwarzweiß basieren der Manierismus in iogischem Zusam menhang zu seiner übrigen Tätigkeit steht. Vergieichsweise bescheiden ist der pro zentuelle Anteil der reinen Abstrakten. Der Hoilegha-Schüler Gottfried Mairwöger vertritt einen vitaien Malstii, der vom Landschaftiichen und Pflanzlichen ausgehend in großzügigem Duktus die autonomen Mögiichkeiten von Form und Farbe unterstreicht. Ihm gegenüber kehrt Brigitta Maiche ihren Hang zu einem strenger ordnenden Kanon abgewandel ter geometrischer Formen hervor. Ihre durch die Bank quadratischen maitech nisch perfekten Biider reizen — nicht zuietzt im Hinbiick auf geschickt ge nutzte Abwandlungen kubistischer Rück griffe — zu Assoziationen, die von Tanz, Bewegung, Musikaiität und Harmonie bis zu architektonischen Eiementen und Maß einheiten der klassischen Antike reichen. Der 1939 geborene künstierische Auto didakt Sepp Auer hat sich in den letzten Jahren zu einem Stahlpiastiker entwickeit, der eine klare, den Raum gleich mäßig artikulierende Formvorsteilung kraftvoll und zügig umzusetzen versteht. Seine meist mittelgroßen Arbeiten sind spannungsreich und dynamisch, wahren alierdings auch das einer bestimmten Dimension und Materiaiwahl innewoh nende Ausdrucksvermögen. Der Steyrer Rudoif Moratti (geboren 1942) beschäftigt sich primär mit dem Stein und Holz. Seine früher an PrantI und Hasiecker erinnernden Steine wurden in letzter Zeit durch eine Reihe von ,,Verschnürun gen" abgeiöst. In ihnen arbeitet Moratti mit den Materialkontrasten von Holz und Seil. Die auf klare Gliederung bedachte Formgebung wirkt erlebt und nicht kalkuliert. Der Zusammenhang mit dem fraulichen Körper, seiner Symbolik, Pro portion und Archaik ist nicht zu über sehen. Vielseitig und dennoch ausreichend konsequent ist das Oeuvre des im Vor jahr mit dem Förderungspreis des Lan des Oberösterreich ausgezeichneten Bildhauers und Designers Wolfgang Kirchmayr. Er arbeitet nicht nur in den verschiedenartigsten Materialien, son-

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