Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 1, 1975

Oben: Abb.6 Mattighofen (BH. Braunau), Pfarrkirche, Kreuzgang, Betonglasfenster von Hans Plank Unten: Abb.7 Michaelnbach (BH. Grlesklrchen), Pfarrkirche, Rundfenster von Rudolf Kolbitsch auf der Empore und Alfred Stifter erwacfisenen figurativen Fensterlösungen für den gotischen Chor schluß der 1947/48 durch restaurative Frei legung erst in ihrem baugeschichtlichen Wert erkannten Linzer Martinskirche (Abb.1); 1953 schuf Margret Bilger das erste Glasfenster für ein altehrv,/ürdiges Gotteshaus,einen ,,Gnadenstuhr alsTympanon des westlichen Flauptportales der Welser Stadtpfarrkirche, die Turmhalle mit den Grabdenkmälern der Polheimer Adelsfamilie mit leuchtender Verheißung erfüllend. Nicht anders sind die Chorfenster der Pfarrkirche Bad Kreuzen ge meint (Abb. 2), die Doppelbilder der heiligen Vierzehn Nothelfer rahmen das Mittelfenster mit der Vituslegende und einem marianischen Motiv. Hier ging sogar die Fenstergestaltung der Gesamt restaurierung der Kirche und Neugestal tung des Altarraumes voraus, die letztere, nach den Plänen des Linzer Bildhauers Jakob Kopp durchgeführt^, bringt in unsere gedrängte Darstellung schon die Wirkungen des Zweiten Vatikanums ins Spiel, die einer Reihe von Architekten und besonders auch Bildhauern heikle Gestaltungsaufgaben abverlangte. Erst im vergangenen Jahr konnte in einer Ausstellung des DIözesankunstvereines in der Turmkapelle des Linzer Marien domes genau zehn Jahre nach Abschluß des 2. Vatikanischen Konzils über die Maßnahmen in historischen Kirchen räumen unserer Diözese informiert wer den, die eingeleitet wurden, um auch dort die ,,wesensgerechte Feier der heiligen Handlungen" zu ermöglichen'. In diesem Zusammenhang soll nur ge sagt werden, daß etwa jede dritte Pfarr gemeinde derartige Neugestaltungen durchgeführt hat, die andernorts gebüh rend behandelt wurden'. Unsere Thema tik meint enger die Einordnung der zeit genössischen Bildkunst im sakralen Alt bestand. Und hier muß gesagt werden, daß die Kunst der Glasmalerei nach den Entwürfen zeitgenössischer Künstler den größten Anteil an solcher Einordnung hat, zehn Prozent unserer Pfarrkirchen und auch manche Filialkirche haben in den letzten Jahrzehnten künstlerisch gestaltete Fenster erhalten, in manchen Fällen nur In einzelnen Raumgliedern, etwa in einer Tauf- oder Turmkapelle, In vielen Fällen aber wurden Gesamt räume durch die Fenstergestaltung mit neuem geistigen Leben erfüllt, beson ders dann, wenn es sich um Räume ohne nennenswerte Einrichtung handelte, die im Zuge der jüngsten Restaurierun gen sinnvollerweise durch schlichte Funktionseinrichtungen ersetzt wurden. Die Filialkirche von St. Konrad in Ober wang, die durch die Betreuung von Seiten der Malerin Lydia Roppolt trotz vorhandener alter Einrichtung durch figurative und abstrakte Werke der Gegenwart in ihrer Aussagekraft wesent lich verstärkt wurde, ist wieder ein Zeichen der tiefinneren Verbindung von Werken verschiedener Epochen. Unser Abb. 3 bringt ein frühes Chorfenster dieser Kirche zum Thema des Freuden reichen Rosenkranzes. Von derselben Künstlerin sei auch ein abstraktes Kirchenfenster aus der durch das Bau referat der Diözese erweiterten Pfarr kirche Lembach im Mühlkreis gezeigt (Abb. 4), wo besonders darauf hinzu weisen Ist, daß vielfach neue Fenster lösungen auch In dem Sinne eingesetzt werden, damit sich die Anbauten mit den alten Räumen besser verbinden. In diesem Zusammenhang wären auch noch die Pfarrkirchen Kirchschlag (H. Plank), Rainbach im Mühlkreis (M. Bilger — R. Kolbitsch), Regau (L. Roppolt) und Wernstein (R. Kolbitsch) zu nennen; be sonders das letzte Beispiel' ist in der endgültigen Wirkung wesentlich von den Im Hauptraum lebendig gestalteten Fenstern bestimmt, während hier die Aufgabe der Altargestaltung am Schnitt punkt der neuen Raumachsen dem Plastiker Karl PrantI mit seinen unver wechselbaren Formvorstellungen über antwortet wurde, der mit seinem aus dem Boden erwachsenden Block einen schöpferischen Kontrast zu den sach lichen Erweiterungsbauten genauso wie zu dem feinglledrigen Altbau herstellte (Abb. 5). Bleiben wir aber noch bei den Fenstern: Der schon genannte Hans Plank hat mit farblosen Betonfenstern 1962 den Propstelkreuzgang In Mattighofen mit seiner schönen Renalssancemalerel zu einem intimen Andachtsraum werden lassen (Abb. 6), das Rundfenster auf der Empore der Pfarrkirche Michaeln bach, von Rudolf Kolbitsch ebenfalls In Betondickglas prismatisch zentrierend In leuchtender Farbigkeit erbaut (Abb. 7), zeigt die neuen Möglichkeiten der Glas technik in unserer Zeit, die mitunter auch Im Altbau vertretbar und ebenso im Hin blick auf die Beheizung der Kirchen räume heute wegen der besseren Wärmeisolierung von Bedeutung sind. So sind zum Beispiel gerade Turmfenster oder -portale, die geschlossen werden sollten, mit Vorliebe mit dieser auch widerstandsfähigen Glasfenstertechnik gestaltet worden.

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