Oberösterreich, 25. Jahrgang, Heft 1, 1975

Links: Schloß Zell an der Pram, ursprünglich eine Wasserburg, 1760-74 Neubau nach Plänen von Franz de Cuvillies d. J. Als Schwerpunkt der landeseigenen initiativen zum Europäischen Jahr des Denkmalschutzes wird 1975 mit der umfassenden Bauinstand setzung dieses wertvollen Barockbauwerkes begonnen. Zielsetzung ist die Einrichtung eines musischen Biidungsheimes des Landes Oberösterreich. Unten: Blick in den Festsaal mit der bedeutenden Freskenausstattung des Münchner Hofmalers Christian Wink,1772. Thematik: Apollo auf dem Sonnenwagen und mythologische Darstellungen von Jagd, Fischfang und Landarbeit, im Stiegenhaus Darstellung der Segnungen des Friedens. Darunter: Detail von dieser Freskomalerei. Aufnahmen: M. Eiersebner tag eine Planung vorgelegt werden, wo nach der ,,Ursullnenhof", wie er nunmehr genannt wird, ein Haus der Begegnung für das ganze Kulturleben unseres Lan des werden soll. Eingerichtet werden: Ausstellungselnhelten für derzeit vier oberösterreichische Kunstvereine — Büroräume für wissenschaftliche Ver bände und das Oberösterreichische Volksbfidungswerk — Allgemein benützbare Ausstellungsräume und Veranstal tungssäle, darunter ein Großsaal, In dem auch Theater- und Filmvorführungen möglich sein sollen — Ein Pressezen trum — Ein Restaurant. In Betrieb Ist bereits eine Kellerbühne, die vom Lan destheater Linz bespielt wird. Wichtig erscheint die Öffnung des Innenhofes zur Landstraße hin, so daß Linz endlich In mitten des Stadtverkehrs eine ,,KulturInsel" erhält. Während der Osttrakt be reits heuer der Benützung übergeben werden kann, Ist die endgültige Fertig stellung dieses Großvorhabens für das Jahr 1976 vorgesehen. Ein Musterbei spiel aktiven Denkmalschutzes soll ge lingen. Ebenso eingeleitet Ist vom Land Ober österreich die Errettung und Wieder belebung des sehenswerten Innviertler Barockschlosses Zell an der Pram. Als Bauwerk des Münchner Hofarchitekten Franz de Cuvillies des Jüngeren, Er bauungszelt 1709 bis 1712 bzw. 1760 bis 1774, Ist es ein „Denkmal" von Inter nationaler künstlerischer Wertigkeit. Die Gemeinde Zell an der Pram als Eigen tümerin bemühte sich durch Jahrzehnte um die Erhaltung dieses Kunstwerkes. Ihre finanziellen Kräfte wurden dabei überfordert. Eine Lösung mußte gefun den werden, um hier ein Schlösserster ben zu verhindern. Für die Planung eines künftigen Verwendungszweckes war der Festsaal mit seinen prachtvollen Fresken von Christian Wink bestimmend. Der mu sische Bildungsbereich bot sich zwingend an. Das Land Cberösterrelch wird des halb mit der Gemeinde einen Pachtver trag abschließen, um künftig dieses ,,Denkmal" als ein musisches Bildungs zentrum, betreut vom Cberösterrelchlschen Volksblldungswerk, betreiben zu können. Die ersten Beihilfen wurden frei gegeben, um zunächst eine bauliche In standsetzung zu sichern. Die Bauarbei ten beginnen heuer - als eine konstruk tive Eigeninitiative des Landes Cber österrelch zum Europäischen Jahr des Denkmalschutzes. Nach Fertigstellung des Ursulinenhofes In Linz soll die Ak tion Im vollen finanziellen Umfang ein setzen. Der neue Verwendungszweck entspringt dabei keinem utopischen oder gar luxuriösen Denken. Die musische Erwachsenenbildung braucht gerade In unserer Zelt viele Impulse. Es wird sich erweisen, daß die Sanierung derartiger Altgebäude wirtschaftlicher Ist als ein Neubau, vor allem aber daß ein Stim mungswert gewonnen wird, der einem allgemeinen kulturellen Bedürfnis ent spricht. Begleitet werden diese Bemühungen des Landes Cberösterrelch um Schaffung von Kulturzentren In Altgebäuden von viel fachen Privatinitiativen, die den Lebens wert von Schlössern für modernes künst lerisches Schaffen erkannt haben, die diese Bauwerke nicht nur als Gast Im Fremdenverkehr bewundern, sondern darin leben wollen. Im übertragenen Sinn leisten sie dadurch Ihren Beitrag zum ,,öffentlichen Interesse" des Denkmal schutzes. Einen Prioritätsanspruch kann in dieser Reihe von Aktivitäten das Künstlerzen trum Parz anmelden. Der Maler Hans Hofmann-Ybbs hat mit seinen Freunden das Wasserschloß Parz zu einem Künstlerrefuglum umfunktioniert. Die Eröffnung dieser eigenwilligen Institution erfolgte am 31. Cktober 1964. Seitdem wurde von den Mitgliedern des Künstlerzen trums ein hohes Maß von Ideallsmus eingesetzt, um das alte Gebäude zu er halten, es erneut bewohnbar zu machen. Mit eigener Hände Arbelt schufen sie sich eine künstlerische Helmstatt. Neben dem denkmalpflegerlschen Effekt wurden be reits beachtliche kulturelle Leistungen erbracht. International bekannt sind die ,,Parz-Kontakte". Heuer sind Im alten Schloß Großausstellungen des Cberösterrelchlschen Kunstvereins und der Wiener Secesslon geplant. Junge Men schen fühlen sich wohl In der histori schen Umgebung. Sie erkennen In Ihr einen Lebenswert. Jung nach seinem Gründungsdatum,aber schon sehr aktiv Ist der „Almegger Kul turverein". Er hat das 1183 urkundlich erstmals genannte Schloß Almegg, weit hin das Landschaftsbild des äußeren Almtales beherrschend, aus einem Dorn röschenschlaf befreit. Paragraph 2 der Statuten dieser Vereinigung hat einen Wortlaut, der zum Thema des aktiven Denkmalschutzes sehr bezeichnend Ist: ,,Zweck des Vereines Ist die Schaffung eines Kulturzentrums zur Abhaltung von Veranstaltungen kulturellen Wertes In den früher zum Festungsvorwerk des Schlosses Almegg gehörenden Gebäu-

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