Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Denkmalpflege 500 Jahre Bummerihaus Volker Lutz Die offiziellen Feiern anläßlich des Ab schlusses der Bauarbelten am Wahrzei chen der Stadt Steyr, dem Bummerlhaus, sind vorbei: die festiiche Eröffnung des Hauses als Heim eines modernen Bank institutes, der ,,Tag der offenen Tür", die Feierstunde der Stadt Steyr zu diesem Anlaß und die Präsentation der 50-Schilling-Münze „500 Jahre Bummerlhaus". Das stolze Bauwerk, in neuer Verwen dung der Öffentlichkeit wiedergegeben, in den alten gotischen Formen erhalten, erfreut das Auge der Einheimischen und begeistert die Gäste der alten Eisenstadt. Vor genau 500 Jahren von der mit Maxi milian I. befreundeten Familie Prandstetter angekauft und von einem noch unbe kannten Baumeister zu einem herrlichen Bürgerhaus umgestaltet, diente es durch die Jahrhunderte als Handelshaus und dann als gastfreundliches Wirtshaus „Zum Goldenen Löwen". Heute hat das Bummerlhaus wieder, wenn auch in abgewandelter, moderner Form, die Funktion eines Handelshauses wie zur Zeit seiner Erbauung oder Umge staltung erhalten. Den Bauherren im 15. Jahrhundert und auch heute war hoher Kunstsinn zu ei gen. Georg Prandstetter oder sein Sohn Hans ließen das Haus in dem damals ,,modernen", reizvollen Stil der Gotik er richten und reich ausgestalten. Der jet zige Besitzer — die OÖ. Volkskreditbank — beauftragte für den Umbau im Ein vernehmen mit den zuständigen Steilen des Bundesdenkmalamtes verständige Architekten, Baufachleute und Handwer ker, die über ihre fachliche Ausbildung und Kenntnisse hinaus noch Einfühlungs vermögen in die alte Kunst und Verständ nis der Denkmalpflege gegenüber besa ßen. Nur so konnte In selten guter Zu sammenarbeit dieses Projekt nach vier jähriger Bauzeit erfolgreich vollendet werden. Die Generalsanierung des Bummerlhau ses In Steyr darf als Musterbeispiel mo derner Denkmalpflege bezeichnet wer den. Unzählige Schwierigkeiten, die be greiflicherweise beim Umbau eines jahr hundertealten Gebäudekomplexes auftre ten, wurden in gemeinsamer Arbeit über wunden, gestützt vom festen Willen des Bauherrn, dieses Juwel der mittelalter lichen Städtebaukunst in Zusammenhang mit der Errichtung eines modernen Bank institutes wieder erstehen zu lassen. Auch die Bevölkerung nicht nur der Stadt Steyr, sondern darüber hinaus die des Bundeslandes und Gesamtösterreichs hat die Bauarbeiten am Bummerlhaus mit wachem Interesse verfolgt, vor allem zu der Zeit, als die Fassade des Hauses mit einer notwendigen Pölzung versehen worden war. Von grundlegender Bedeutung war natür lich die finanzielle Sicherung dieses Vor habens, vor allem der nicht geringen Ko sten, die über die Bezahlung der reinen Bauarbeiten hinausgingen und aus schließlich dem Denkmalschutz und der Erhaltung der alten Bauteile des Bum merlhauses zugute kamen. Mit dem Hinweis, eine Bank werde die Mittel schon aufbringen, kann diese An gelegenheit nicht abgetan werden. Das Argument, mit viel Geld kann nur etwas Gutes zustande gebracht werden, kann nicht immer gelten. Mit ,,viel Geld" hätte man — wenn auch nur theoretisch — auch einen Glaspalast mit Marmorportal auf den Stadtplatz stellen können. Andererseits ist es nicht möglich, nur mit der künstlerischen Gesinnung der Be sitzer wertvolle Häuser zu renovieren, wenn diese nicht die notwendigen finan ziellen Mittel besitzen. Denkmalpflegerische im besonderen und künstlerische Bestrebungen im allgemei nen können des Mäzenatentums nicht entbehren. Dies ist, wie in den früheren Jahrhunderten, auch heute der Fall. Das Mäzenatentum bis in unser Jahr hundert herauf war getragen vom Lan desherrn, von der Kirche, von kunstsin nigen Adelsgeschlechtern und von wohl habenden Stadtbürgern. Diese Funktion ist in unserer Zeit längst auf andere In stitutionen und auf die öffentliche Hand übergegangen. In glücklichen Fällen — wie beim Bummerlhaus — gelangen die für Förderungen notwendigen finanziel len Mittel im wechselvollen Lauf des Gel des zu Eigentümern von alten Häusern, denen die Bewahrung von Kunstdenkmä lern fast eine Herzensangelegenheit be deutet. Hier gilt in Abänderung Goethes Wort: ,,Was Du ererbt von Deinen Vätern hast, erhalte es, um es zu besitzen!". So ist im Bummerlhaus zu Steyr nicht nur ein interessantes Bauwerk restauriert, son dern ihm mit der zeitgemäßen Verwen dung auch wieder Sinn und Zweck ge geben worden. Dies stellt natürlich einen Idealfall dar. Die optimalen Vorausset zungen — Kunstsinn, Verständnis für den Denkmalschutz, vereint mit profunden finanziellen Grundlagen — treten nicht bei jeder Revitalisierung einzeln oder gemeinsam auf. Die Bauarbeiten am Bummerlhaus fan den in drei Etappen statt. Zuerst mußte

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