Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Pyhrn bestehen, z. B. im Blättermotiv In der Frieszone über den Kapitellen oder In den In Volutenmotiven sich schließen den Stückrahmen. Zu den bedeutendsten Künstlerfamilien, die von Italien In Österreich eingewan dert sind, gehören die Carlone. Sie ent falteten als Architekten und Baumelster, als Bildhauer und Maler eine überaus fruchtbare Tätigkeit. Aber auch Im barokken Stuck sind Ihre Werke Höhepunkte In Oberösterreich. Schwere Kränze aus Elchenlaub, üppige Blumengewinde und Früchte, Akanthusblättermotive gehören zum charakteristischen Carlone-Stuck. Stilisierte Pflanzen- und Fruchtgirlanden hängen oft vollplastlsch In den freien Raum hinein. Es verbindet sich auch flgurale Plastik mit diesem Stuckdekor zu einer lebendigen Einheit. Typisch für die Carlone-Werkstätte Ist die harmonische Verbindung der Architektur mit dem plastlsch-üpplgen Carlone-Stuck, was wahr scheinlich darin begründet Ist, daß viele Bauten vom Baumelster Carlo Antonio Carlone stammen. Zu einem Hauptwerk von Carlo Antonio Carlone gehört der barocke Neubau der Stiftskirche St. Florian. Die reiche Stuck ausstattung schuf Bartholomäus Carlone, der nach dem Tode von Carlo Antonio Carlone Im Jahre 1708 St. Florian verlas sen zu haben scheint, da 1709 Giovanni Manfredo MadernI allein Im Dienste des Stiftes stand, wo er auch am 17. Mal 1715 starb. Bartholomäus Carlone stand aber nicht nur Im Dienste geistlicher Herren, 1698 verfertigte er auch Stuckarbelten für den Grafen Thürhelm Im Schlosse Weinberg. Die ersten größeren Arbelten von Gio vanni Battlsta Carlone entstanden In der Stiftskirche Garsten, wo er vor allem den flguralen Stuck ausführte. Seine Mitarbei ter, die die ornamental-dekorativen Teile ausführten, waren Bartholomäus Car lone, Peter CamuzzI und Domenico Garon. Dieser Stuck Ist reich und schwer und besteht aus einer Vielfalt von Engeln, Blumen- und Fruchtgirlanden, wobei die allzu scharfen Überschneidungen durch Kartuschen und Figuren gemildert er scheinen. Neben Garsten gehört die Stiftskirche Schlierbach zu den bedeu tendsten Schöpfungen des Barocks In Cberösterrelch. Der 1684/85 von Gio vanni Battlsta Carlone geschaffene Stuck bedeckt alle freien Teile der Architektur. Prächtige und schwere Blumen- und Fruchtgewinde, üppiges Blattwerk, Engel und Putten sind charakteristische Formen des Carlone-Stucks. In seiner überquel lenden Pracht ist Schlierbach eines der reichsten Beispiele des österreichischen Barocks. Eines der letzten Werke von Giovanni Battlsta Carlone In Cberöster relch Ist die reiche und 1695 vollendete Stuckdekoration Im Sommerrefektorium des Stiftes Reichersberg. Der am 26. August 1728 In Linz gestor bene Domenico Carlone Ist in Cberöster relch mit Arbelten In Spital am Pyhrn und In Linz nachweisbar, wo er am 18. De zember 1726 ,.wegen des löbl. Stift und Closter Cremsmünster neuen Hauß alhler zu Linz gemachter Stockotor Arbelt" einen Betrag von 560 Gulden quittierte. (Es handelt sich um den heu tigen Bischofshof In der Herrenstraße.) Diego Francesco Carlone, 1674 In Scarla geboren, kam schon In jungen Jahren nach Bayern, wo er In der Passauer Dom werkstätte seines Vaters Giovanni Bat tlsta dessen Handwerk erlernte. In Cber österrelch Ist Diego Francesco Carlone von 1704 bis 1720 mit Arbelten In Linz und In den Stiften Kremsmünster, Lam bach und St. Florian nachweisbar. In einem zusammenfassenden Bericht des Jahres 1708 schrieb z. B. Maximilian Pagl, Abt von Lambach, über die Stuckarbelten dieses Künstlers. ,,Vor das Refectorlum hab Ich Ihme 740 fl, vor das große Recreatlonszimmer 600 fl accordlert." Diego Francesco Carlone ist In seinen Stuckarbelten bereits von einer neuen Richtung beeinflußt. Die schweren For men der früheren Künstler erfahren eine Lockerung. Ranken werden zarter und locker über größere Flächen verteilt wie etwa Im Sommerrefektorium und Ambu latorium Im Stifte Lambach. Die Dekora tionen sind plastisch gearbeitet. Neben herrlich durchmodellierten Figurenreliefs Im oben erwähnten Stifte Lambach oder Im Kaisersaal des Stiftes Kremsmünster schuf Diego Francesco Carlone auch flgurale Stuckplastiken wie z.B. die beiden Nischenfiguren Wachsamkeit und Keuschheit In der Saletta bei den Kai serzimmern Im Stifte St. Florian. Enge Bindungen bestanden zwischen den Künstlerfamilien Carlone und Alllo. Paolo de Alllo, In Cberösterrelch von 1686 bis 1722 nachweisbar, arbeitet häu fig mit seinem Schwager Giovanni Bat tlsta Carlone und später mit dessen Sohn Diego Francesco zusammen, so In der Karmelltenkirche In Linz und Im Stifte Lambach. Der 1722 geschaffene zierliche Wand- und Deckenstuck und das Kuppel relief In der Deutschordenskirche In Linz gehören zu den letzten Werken von Paolo de Alllo. St. Florian, Augustinerchorherrenstift, Saletta in der Raumflucht der Kaiserzimmer, Nischenfigur aus Stuckmarmor von Diego Francesco Carlone. Foto: Fr. Michalek Schlierbach, Zisterzienserstift, Gewölbe der Stiftskirche mit Stuck von Giovanni Batt. Carlone. Foto: Fr. Michalek

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