Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Mohäcs (östlich des Plattensees) Schlacht und Leben. 1529 belagerten die Türken bereits Wien und Wr. Neustadt, 1532 brachen sie durch die Steiermark ein und kamen bis vor Wr. Neustadt. Die Verwüstungen waren schrecklich, da zu kamen die ungewöhnlich hohen Ab gaben an Erzherzog Ferdinand I., der ein Drittel aller kirchlichen Einkünfte als Türkensteuer verlangte, später ein Vier tel und Ablieferung von silbernen und goldenen Geräten sowie Immer wieder Robot zu Schanzarbeiten. Inzwischen hatte die Reformation fast den gesamten Adel in der Waldmark er faßt. Die Herren stellten in ihren Burg kapellen eigene Prediger an, verboten den kath. Priestern, die Messe zu le sen, sperrten Kirchen und eigneten sich mit Gewalt zahlreiche Stiftszehente an. Die maßlosen Steuern und die Entzie hung vieler Zehenteinnahmen ruinierten fast die Stiftspfarren, well sie, um die Abgaben zu leisten, Güter verkaufen und Darlehen aufnehmen mußten. Auch Stlftsgelstliche erfaßte die Lehre Luthers, manche Pfarren konnten nicht mehr be setzt werden, well sich niemand darum bewarb oder, wegen der schlechten Ein künfte, es keine geeigneten Priester gab. Selbst Im Stift war die Klosterzucht sehr gelockert, und es fehlte an Nachwuchs. Nur langsam gelang in zäher Arbeit eine innere Kräftigung, die durch energische Pröpste und tüchtige Pfarrer vorangetrie ben wurde. Rückschläge brachte 1605 der Vorstoß des ungarischen Fürsten Ste fan Bocskay mit seinen Hajduken, die mehrere Pfarrhöfe niederbrannten oder verwüsteten, in Unteraspang auch die Kirche und Schule, viele Menschen töte ten oder verschleppten und das Vieh wegtrieben. 1608 überfiel ein wilder Hau fen Ungarn aus Güns Edlltz, plünderte Pfarrhof und Kirche und führte den Pfar rer Georg Hayden in Meßgewändern und mit den Meßgeräten in Händen fort. Erst sechs Wochen später konnte er sich los kaufen. Im Presbyterium der Edlitzer Kirche erinnert an den Vorfall ein großes Fresko, worin das äußerst seltene Thema ,,Streit der Töchter Gottes'" aufscheint, das auch in einem Grabepitaph von 1581 im Stiftskreuzgang dargestellt ist. im 30jährigen Krieg war die Waldmark wohl nicht unmittelbar Kampfraum, aber Durchmarsch- und Plünderungsgebiet kaiserlicher wie ungarischer Truppen ge wesen. Die Türkengefahr war seit 1529 nie ganz gewichen und wurde um 1663 plötzlich akut. Eil!I I '■wähn, .,, Kaiser Leopold I. gab daraufhin Befehl, sofort alle als Fluchtorte geeigneten Bur gen und Kirchen zu untersuchen, die not wendigen Ergänzungen vorzunehmen, Gewehre und Munition vorzusorgen und das Aufgebot jedes dreißigsten, zwanzig sten und zehnten Mannes je nach Ge fahr einzurichten und ihnen die entspre chenden Einsatzorte anzuweisen. Der ge waltige Vormarsch der Türken kam durch die schwere Schlacht bei MoggersdorfSt. Gotthard an der Raab, die Graf Montecuccoli an der Spitze der Reichsarmee 1664 gewann, knapp südlich der Wald mark zum Stehen. 1683, als Kara Mustapha mit über 200.000 Mann gegen Wien rückte, war die Lage ernster. Erneut er ging Befehl, Burgen und Kirchen zur Ver teidigung vorzubereiten. In Westungarn fielen alle Burgen außer Forchtensteln. Von der Grenze her drangen die Türken in den westwärts führenden Tälern in die Waldmark ein, zerstörten die Burg Kirchschlag, konnten aber das Schloß Krumbach nicht nehmen. Dafür beraub ten sie die ganze Umgebung. Türkische Haufen belagerten Wr. Neustadt, doch vergebens. Deshalb verheerten sie auch hier die Umgebung und stießen verwü stend Ins Pittental und seine Nebentäler vor, bedrängten Aspang schwer und ver schleppten zahlreiche Frauen und Mäd chen. Durch Türkensteuer, Brandschat zung, Tod und Gefangenschaft vieler

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2