Oberösterreich, 24. Jahrgang, Heft 1, 1974

Historische Ansicht der Kirche und des Pfarrhofes Bromberg, Niederösterreich, Ölbild, 18. Jh. i•''■■■' ' , ' ' t -. .r .; V-,'' /■: ' . f •- . , ' ■ . f^- L 1 n-»^' KA •■ -■ ' -^■■•^ ' ja"'::- ^ ^ ^ ''" v^ssv-s ''|j^l|j||||| "r .--- , ■;.;■>• & /S- ''' ''i^4 <, ^ikiA w ' I trl -■'k '^■'•■y m fy Im Pfarrhof zu Bromberg nahmen die Reiohersberger Pröpste Quartier, wenn sie die Waldmark bereisten. Von Brom berg aus wurden die Pfarrer präsentiert, hier der Zehent vergeben, Pachtverträge geordnet, Streitigkeiten bereinigt und die Zehenttagungen für das stiftliche Zehent gebiet abgehalten. Hielt der Propst sich in Bromberg auf, ritten die adeiigen Herren, Burggrafen und Ritter, später auch die Pfarrherren von allen Seiten dorthin, um Zehentver träge zu schließen oder zu erneuern. Der Zehent war die jährliche Abgabe des zehentpfiichtigen Grundbesitzers an den Zehentberechtigten. In der Regel mußte der zehnte Teil der Früchte gegeben wer den. Man unterschied den großen oder rauhen Zehent von den Haimfrüchten, von Wein, Öl und Kraut; den kleinen Feldzehent von Flachs, Mohn, Bohnen usw., den großen Blutzehent z. B. von Lämmern, den kleinen Blutzehent von Gänsen, Hühnern, Eiern. Der Zehent wurde in Natura gegeben, bei Feldfrüch ten auch auf dem Felde versteigert oder durch Geid (Zehentgilt) abgegolten. So war der Pfarrhof in Bromberg die Zehentburg des Stiftes geworden, und der Großteil der Pröpste war vor deren Wahl Pfarrer in Bromberg gewesen. Der Zehent war sehr begehrt, weshalb es immer wieder zu schweren Streitig keiten zwischen den adeiigen Geschlech tern, die in der Waldmark saßen, und den Stiftspfarrern kam, weil die adeligen Her ren oft widerrechtlich sich den Zehent aneigneten oder die Pfarrer zwangen, ihnen den Zehent zu verpachten. Die aufopfernde Seelsorge (1456 war auch die große Pfarre Pitten dem Stift inkorporiert worden), die Rodungs- und Kultivierungsarbeiten des Stiftes, beson ders auch die zahlreichen Verbesserun gen in der Viehhaitung, der Bodenpfiege und im Obstanbau wurden im 12. und 13. Jhdt. häufig durch ungarische Über griffe gestört, die zu Brandschatzungen und Verwüstungen führten, so etwa in den Kämpfen des babenbergischen Her zogs Friedrich Ii. des Streitbaren mit Beia iV. von Ungarn oder die Ausein andersetzungen zwischen König Otto kar II. PremysI von Böhmen und Bela IV. im Streit um das Erbe Herzog Fried richs II., der 1246 an der Leitha gefallen war. Vom späten 14. bis ins späte 15. Jhdt. waren es vor aliem die Erbzwistigkeiten innerhalb der habsburgischen Landesherren, die dadurch deren Auto rität schwächten und die Willkür der ade ligen Geschlechter gegenüber dem Stifts besitz übermächtig werden ließen und die Kolonisationsarbeit der Pfarren emp findlich schädigte. Aus der romanischen Zeit haben sich zwei interessante Bauten erhalten: die Pfarrkirchen in Thernberg und Scheib lingkirchen. Beide sind adelige Stiftun gen, die 1147 Erzbischof Eberhard I. als Kapellen weihte und beide sind heute Pfarren des Stiftes. Zeigt Thernberg den

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