Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

Fritz Mooss Die Post als Verkehrsträger in Oberösterreich ■mm Verkehr und Post waren wohl von jeher zwei eng zusammenhängende Begriffe. In Oberösterreich, wie in anderen Binnen ländern, war die Postkutsche jahrhunderte lang das einzige öffentliche Verkehrsmittel. Heute haben längst die Eisenbahn und das Kraftfahrzeug diese Rolle übernommen. Die Post hat jedoch ihre Stellung behauptet. Sie benützt die Eisenbahn zum Teil mit eigenen Waggons und führt sogar einen eigenen Postzug. Noch mehr machte sich die Post das Kraftfahrzeug zunutze, für den Aufbau ihres Postautoliniennetzes, für den Posttransport und für die Motorisierung ihrer Dienststellen. Wenn man heute, wie dies in Österreich und in den meisten anderen Ländern der Fall ist, den Fernmeldeverkehr als einen Teil der Postanstalt betrachtet, dann nimmt die Post als Verkehrsträger auch in Ober österreich eine hervorragende Stellung ein, die noch im steten Zunehmen begriffen ist. Bald wird es kein Haus und keine Familie mehr ohne Telephon geben und kaum noch einen Haushalt ohne Rundfunk- und Fern sehgeräte, die ihre Programme wiederum über Leitungseinrichtungen der Post emp fangen. Der Brief- und Paketverkehr nahm in Oberösterreich einen erstaunlichen Auf schwung. Der Postautoverkehr, der die ent legensten und schönsten Teile unseres Landes erschließt, mußte gerade in letzter Zeit durch die Einführung der Schülerfrei fahrt neue Spitzenleistungen erbringen. Wenn man das Jahr 1935 mit 1971 ver gleicht, erhöhten sich die zu befördernden Briefsendungen etwa um das Doppelte, die Pakete um das Dreifache, die Zahl der mit dem Postauto beförderten Personen um das 29fache, die Minutenzahl der Auslandsge spräche um das löfache und die der In landsgespräche um das 57fache. Die Post als Verkehrsträger ist demnach einer näheren Betrachtung wert. Der Postverkehr Die älteste Urkunde über die Post in Linz und Oberösterreich datiert aus dem Jahre 1521. In ihr scheint ein Moritz von Paar als Postmeister von Linz auf. Im Jahre 1568 soll der Linzer Postbetrieb über ganze drei Pferde verfügt haben. 1765 bestand das gesamte Postpersonal von Linz aus acht Beamten und zwei Hilfskräften. Im Jahre 1842 waren es schon insgesamt etwa 25 Kräfte. 1866 erschienen in ganz Ober österreich 70 Postbeamte, einschließlich der Briefträger und Postamtsdiener, auf. Die Linzer Postdirektion wurde 1850 ge gründet. Im Jahre 1858 erfolgte die Er öffnung der Eisenbahnstrecke Wien—Linz und damit auch die Aufnahme eines Bahn postverkehres auf dieser Strecke. Mit dem weiteren steigenden Einsatz der Dampf maschine im Eisenbahn- und Schiffsver kehr begannen auch in Oberösterreich der moderne Reiseverkehr und die Massenbe nützung der Post durch das Volk. Die folgenden Jahrzehnte brachten einen steilen Anstieg des Postverkehrs und eine Erwei terung oder Neueinführung von Dienst leistungen, wie wir sie heute alle kennen. Hier sei auch kurz noch des totalen Zusam menbruchs des Postverkehrs gedacht, wie er sich im Mai 1945 bei Kriegsende darbot. Es gab damals für längere Wochen keine Post, aber auch keine Wirtschaft und fast keinen Verkehr. Mit Unterstützung der Besatzungsmacht — sie brachte sogar für Osterreich in den USA gedruckte Brief marken (Posthornserie) mit — wurde im Juli 1945 der Briefverkehr in Oberöster reich wieder aufgenommen und noch im Herbst auf ganz Osterreich erweitert. In rascher Folge wurden auch die übrigen Dienstzweige wieder zugelassen, aktiviert und ausgebaut. Die Aufwärtsentwicklung vollzog sich so rasant, daß im Jahre 1950 bereits 73 Millionen gewöhnliche Brief sendungen und im Geldverkehr 7 Millionen Parteien-Einzahlungen mit einem Gesamt umsatz von vier Milliarden Schilling ge zählt wurden. Im vergangenen Jahre wur den in Oberösterreich 152 Millionen Brief sendungen, 5,6 Millionen Pakete und 21 Millionen Gebarungsfälle im Ein- und Auszahlungsdienst gezählt. Mechanisierung — Motorisierung Für eine umfassende Inanspruchnahme aller Dienstleistungen stehen der Bevölkerung von Oberösterreich derzeit 407 Postämter und 42 Posthilfsstellen zur Verfügung. In diesen Dienststellen arbeiten insgesamt über 5000 Bedienstete, davon etwa 2600 Zu steller. Zwecks Rationalisierung und Moderni sierung des Postdienstes gab es in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten wesentliche Neuerungen. So wurde mit einer weitmög lichsten Mechanisierung begonnen, die vom Einsatz von Schaltermaschinenkombinatio nen im Erlagscheindienst, von Briefmarken automaten und Stempelmaschinen bis zur elektronisch gesteuerten Paketverteilanlage reichen. Insbesondere wurde die Motori sierung von Dienststellen vorangetrieben. Schon ab 1952 wurde in Städten die Brief einsammlung mit Kleinwagen eingeführt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2