Oberösterreich, 23. Jahrgang, Heft 1, 1973

ständig die Grenze vor Augen Kielt, die männlicher Tatkraft und menschlichem Ehrgeiz gezogen sind. Das Schiffahrtsmuseum in der Greinburg bewahrt die Erinnerung an einen Beruf und an einen Berufsstand, der sich bis in vor geschichtliche Zeiten zurückverfolgen läßt, der Tausenden von Menschen nicht nur Brot, sondern auch einen Lebensinhalt gab, der, eine tragende Säule des gesamten wirtschaftlichen Lebens, im Volk hohes Ansehen genoß. Unser Schiffahrtsmuseum möchte aber auch in einer Zeit, da man daran geht, Raumschiffe zu bauen, mit denen es möglich werden soll, andere Planeten anzusteuern und eines Tages vielleicht sogar über unser Sonnensystem hinaus ins Weltall vorzustoßen, daran er innern, daß es noch nicht eineinhalb Jahr hunderte her sind, seit das erste, von einer Maschine betriebene Wasserfahrzeug als Vorbote einer Zeitenwende ohnegleichen zum fassungslosen Staunen der Zeitgenos sen die Fahrt von Wien nach Linz wagte. Franz Pisecky Die Schiffahrt in Oberösterreich Oberösterreich ist jenes österreichische Bun desland mit der ältesten und reichsten Schiffahrtstradition. Hiefür sind vor allem die geographischen Verhältnisse maßgeb lich, ebenso die wirtschaftliche Entwick lung. Von der Natur gegeben ist entschei dend, daß im oberösterreichischen Raum die drei größten, wasserreichsten Alpenzuflüsse in die obere Donau münden — Inn, Traun und Enns. Es konnten sich daher enge Wechselbeziehungen zwischen dem Ver kehrsgeschehen im Lande und auf dem großen Strom entwickeln. Außerdem liegt der größte Teil des Salzkammergutes mit seinen Seen innerhalb der oberösterreichi schen Grenzen. Und drittens begünstigten sowohl das Salinenwesen, die Eisenerzeu gung und die Forstwirtschaft des Alpen bereiches den gegenüber dem Straßentrans port leistungsfähigeren Wasserverkehr. An dererseits nicht minder bedeutsam ist seit jeher die Gesamtsituation des Gebietes im Rahmen der kontinentalen VerkehrsVer bindungen gewesen, die zu weitläufigen Handelsbeziehungen geradezu herausgefor dert und damit gleichfalls auf die Benüt zung jener Möglichkeiten gedrängt hat, welche die Schiffahrt bietet. Wie auf der Donau läßt sich etwa auch auf Inn und Traun durch Funde eine Schiffahrt bis in die vorrömische Zeit zurückverfol gen. Die Traun war vermutlich schon zur Hallstattzeit ein Weg des Salztransportes nach dem Norden, und auf den Seen ist der bis in unsere Zeit verwendete Einbaum eine der ältesten Schiffsformen überhaupt, die bereits in der Pfahlbaukultur bekannt Sieht man von diesen frühen Entwicklun gen ab, die wohl immer wieder durch lange Epochen des Niederganges und der Ver ödung von Land und Wasser unterbrochen wurden, so läßt sich eine kontinuierliche Entwicklung der Schiffahrt auf der Donau und ihren Zuflüssen im oberösterreichischen Bereich etwa ab dem 13. Jahrhundert be obachten. Es war dies die Zeit des in Zu sammenhang mit dem Aufblühen des Städtewesens zunehmenden Handelsaus tausches, in der die überaus schlechten Straßenverhältnisse Anlaß gaben, mit schweren Lasten und größeren Frachtmen gen das Floß bzw. später in zunehmendem Umfang das Schiff zu benützen. Daß man damals auch schon mit Erfolg bemüht war, die zahlreichen Hindernisse der wild und ungeregelt verlaufenden Flußstrecken nicht nur auf dem Landwege zu umgehen, son dern durch Kunstbauten schiffbar zu über winden, zeigt unter anderem der Traunfall. So ist belegt, daß er bereits zu Anfang des 15. Jahrhunderts von Salzschiffen pas siert wurde. Bestimmend für den Übergang von dem ursprünglichen Verkehr mit Flößen zum Einsatz von Flußschiffen war zunächst die größere Tragfähigkeit der Schiffe. Anderer seits zwang der Raubbau an den Wäldern zu einer rationelleren Verwendung der Holzbestände. Zudem gestattete das Schiff sodann auch die Verwendung für eine Fahrt stromaufwärts — im sogenannten Gegentrieb, für den allerdings die Anlage von Treppelwegen eine unbedingte Vor aussetzung war. Allgemein forderte der Schiffsverkehr bereits gewisse Regulie rungsmaßnahmen — so daß er z. B. auf der Enns erst im 16. Jahrhundert die Flößerei in der Beförderung von Eisen und Eisen waren abzulösen begann. Aber noch 1570 wurden etwa in der Ladstatt Weißenbach nur 78 Schiffe, hingegen 599 Flöße mit ins gesamt 35.956 Zentnern Ladung abgefer tigt. Auf der Traun wurde bereits 1509/11 der Seitenkanal beim Fall für den Gegentrieb ausgebaut, und auch die Strecke bei Lauffen war zu diesem Zeitpunkt entsprechend durch einen Kanal und eine Zugwinde für die Bergfahrt ausgestattet. Der Pachtvertrag für den Windenmeister bestand bis 1848. Durch die Anlage von Klausen wurde die Möglichkeit geschaffen, durch einen Schwallbetrieb den zu Tal fahrenden Schif fen die Passage von Furten zu erleichtern. Zwischen Wasser- und Landverkehr be stand nicht selten ein heftiger Konkurrenz kampf, der zum Beispiel zwischen Ober österreich und Salzburg von den Land ständen und den Salzburger Erzbischöfen ausgetragen wurde. Während die letzteren ihre Weinfuhren aus der Wachau durch gehend auf dem Wasserwege über Donau, Inn und Salzach bis zu ihrem Bestimmungs ort transportieren wollten, bestanden die Oberösterreicher auf der Umladung in Linz und der Weiterfracht auf dem Landweg über Wels und Vöcklabruck. Zu dieser Zeit bestand auf der Donau und ebenso auf dem Inn bereits ein reger Schiffsverkehr. Auch schon die Römer hat ten ja auf beiden Flüssen eine Schiffahrt betrieben, die gleichermaßen zivilen wie militärischen Zwecken diente.

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