Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 1, 1970

«- /^- /5^/. tM,- -c-a <- t'xA. ''-Z^/^' T.? "J^ ^ C/^' Eintragung Dr. Karl Renners anläßlich seines Aufenthaltes in Bad Hall im Jahre 1919 Jägern und Handwerkern erst 1874, als man bei einer vergeblichen Tiefbohrung nach Steinsalz in einer Tiefe zwischen 304 und 420 Meter eine jodhältige schwache Schwefelquelle antraf. 1884 wurde das erste Badehaus erbaut. Heute stützt sich das daraus entstandene moderne Kurhotel nicht nur auf diese Schwefelquelle, sondern auch auf Sole aus dem Hallstätter Salzberg. Es bietet neben Trink- und Badekuren Sole inhalationen, Schlammpackungen und son stige physikalisch-therapeutische Behand lungen, wobei für Herbst 1970 der Anbau eines Hallenbades mit Sauna vorgesehen ist. Der im Kurhotel bestehende Kurmittel betrieb führt als Heilanzeigen Muskel- und Gelenkserkrankungen, chronische Entzün dungen verschiedener Organsysteme, Haut krankheiten und Erkrankungen der Blut gefäße an. Die nüchternen Zahlen der Fremden verkehrsstatistik beleuchten die Entwick lung. Im Sommer 1968 standen in Bad Goisern 3072 Gästebetten bereit, davon 1880 in Privathäusern und nur 1192 in Häusern der gewerblichen Wirtschaft ein schließlich des Heimes der Oberösterreichi schen Gebietskrankenkasse. Das Heilbad verzeichnete 1969 insgesamt 19.163 Gäste mit 307.470 Übernachtungen, wobei die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 16 Tagen belegt, wie sehr das Milieu dieses Salzkammergutortes zu längerem Verweilen anregt. Mehr als die Hälfte aller Gäste sind Ausländer — wobei der Gast aus der Bun desrepublik Deutschland weitaus über wiegt. Auch die Traunseestadt Gmunden, die als Wohnsitz reicher Handelsgeschlechter schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts gewisse Stadtrechte erhalten hat, konnte sich bis Ende des 19. Jahrhunderts Heilbad nennen. Dem Beispiel Ischls folgend, wurde 1822 im ehemaligen Sattlerhaus unweit der Traunbrücke ein Solebad mit zwölf Bade kabinen eingerichtet, in dem ab 1828 neben Solebädern auch Fichtennadel-, Schwefelund Eisenbäder, Milch- und Molkenkuren geboten wurden. Noch 1890 bestanden in Gmunden vier Solebadeanstalten. Ischls Anziehungskraft scheint aber zu groß ge wesen zu sein, um in dessen nächster Nähe andere Heilbadebetriebe lebensfähig zu er halten. Die Villenstadt Gmunden mit ihren Patrizierhäusern, Schlössern und Ansitzen, das Tor des Salzkammergutes, erhielt spä ter seine Aufgabe als Luftkurort und See bad, in dem alle Formen des Wassersports eine Heimstätte finden. 1969 konnten 45.484 Gäste mit 194.350 Übernachtungen gezählt werden. So erbringt der Fremden verkehr der 14.000 Einwohner zählenden Stadt," dem Sitz einer Bezirkshauptmann schaft und mehrerer blühender Industrien, 13,9 Übernachtungen je Einwohner. Anders als in den Heilbädern des Landes über wiegen hier in den Monaten der Hoch saison die Ausländer, wohingegen die Österreicher nur 30 Prozent aller Nächti gungen beisteuern. Viel später als das Salzkammergut wurden die reizvollen Tallandschaften des oberen Steyr- und des Teicheltales zu Fremdqnverkehrszentren. Wohl hatten die spärlich fließenden Schwefelquellen des Raumes um Windischgarsten und Spital am Pyhrn schon im 17. Jahrhundert Beachtung der Ärzte gefunden. Der Welser Arzt Doktor Fischer untersuchte 1676 die Heilquelle des Puchrieglerbades und 1688 folgte eine wei tere Veröffentlichung von Dr. Vitus von Blischer. Die dem Vorkommen von Wer fener Schiefer und Haselgebirge entstam menden natürlichen Quellen boten keine entsprechende Grundlage für neuzeitliche Heilbadebetriebe. Die bis Anfang des 20. Jahrhunderts ungünstige Verkehrslage verzögerte die fremdenverkehrsmäßige Er schließung des Gebietes, das sich im land schaftlichen Reiz mit dem Salzkammergut messen kann. Erst 1964 wurde Windisch garsten zum Kurort. Der Markt, zugleich ein Zentrum des Wintersports in Ober österreich, wies 1969 insgesamt 100.833 Übernachtungen fremder Gäste auf, wobei die Ausländer 18,2 Prozent stellten. Wesentlich anders als im Alpenland sind die Voraussetzungen zur Nutzung von Heilvorkommen im oberösterreichischen Alpenvorland. Das zu mehr als 50 Prozent von Äckern bedeckte, seit Jahrhunderten in der Hand reicher, selbstbewußter Bauern befindliche Hügelland mit den weiten Fern blicken fand bei den für romantische Land schaft schwärmenden Städtern des 19. Jahr hunderts kaum eine Beachtung. Ein Heil vorkommen, das hier Auswertung finden wollte, mußte entweder nach seinem Che mismus, seiner physikalischen Beschaffen heit oder hinsichtlich seiner Schüttung von einzigartigem Wert sein. Nur dann konn ten die Schwierigkeiten, die sich in diesem Landesteil der fremdenverkehrsmäßigen Er schließung entgegenstellten, überwunden werden. Wo dies der Fall war, entstanden kurörtliche Siedlungen, deren Fremden verkehr fast ausschließlich vom Kurbetrieb und von der Aufgabe der vorbeugenden, heilenden und wiederherstellenden Behand lung bei chronischen Krankheitsformen ge prägt wurde. Das Kurmittelhaus und die dort gebotenen Behandlungen wurden zum echten Zentrum des Kurlebens, dem sich die anderen Fremdenverkehrseinrichtungen mehr oder weniger unterordneten. Das traditionsreichste dieser im Alpenvor land bestehenden Heilbäder ist Bad Hall. Es ist — trotzdem seine natürlich aufbre chenden Solequellen dem Ort in vor geschichtlicher Zeit den Namen gaben und eine Nutzung für Heilzwecke seit dem späten Mittelalter überliefert ist — eine Schöpfung des badefreudigen österreichi schen Biedermeier. Sein Umland ist der süd liche Teil der Enns-Traun-Platte und damit ein flachgeböschtes, von zahlreichen Tälern und Tälchen zerschnittenes Hügelland am Rand der oberösterreichischen Alpen, eine anmutige, freundliche Landschaft, die in tensiv kultiviert wird. Die im Kranz ihrer Obstgärten versteckten Vierkanthöfe zeu gen vom reichen Bauerntum des Gebietes. Erst unter dem Einfluß des Erfolges der Ischler Solebäder entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts hier eine Heilbadeanstalt. Matthias Steppich, Wundarzt in Pfarrkir chen, begann 1826 chronische Entzündun gen mit Bädern zu behandeln und erzielte dabei unerwartete Erfolge. Kurze Zeit spä ter übergaben Halls Bürger die ihnen vom Stift Kremsmünster übertragenen Rechte auf Nutzung der im Sulzbachtal seit Jahr hunderten fließenden Quelle an den bürger lichen Lottokollektanten Alois Urlaub, der in seinem am Marktplatz gelegenen Hause im Jahre 1828 vorerst zwölf Badestübchen einrichtete. Diese bescheidenen Heilbade betriebe wären kaum erfolgreich gewesen, wenn die Quelle nicht gleichzeitig in das Zentrum des medizinischen Interesses ge rückt wäre. 1828 wies Ignaz Pelikan, Apotheker in Linz, darin wesentliche Men gen von Jod, also von jenem Element nach, das 16 Jahre vorher in Paris entdeckt und seit seiner ersten medizinischen Verwen dung im Jahre 1822 den therapeutischen Bemühungen seiner Zeit eine neue Rich tung gewiesen hatte.

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